Ein Impfstoff für Jüngere

AstraZeneca nach Impfgremium-Entscheidung wohl kein Thema für Über-65-Jährige.
Wien, Schwarzach Impfen nur für Unter-65-Jährige, wie das Robert-Koch-Institut in Deutschland empfiehlt? Oder gar nur für Unter-55-Jährige wie in Italien? Am Sonntagabend traf sich das österreichische nationale Impfgremium, um über die Frage zu diskutieren, für wen der Impfstoff von AstraZeneca in Österreich zugelassen wird. Das Ergebnis: Das Gremium empfahl den Impfstoff in der Gruppe der 18- bis 64-Jährigen einstimmig, für Senioren und Hochrisikopatienten soll aber ein mRNA-Impfstoff verwendet werden. Gleichzeitig wurde betont, dass der Impfstoff auch für Senioren unbedenklich sei: „Bei logistischen Problemen in der Impfanwendung mit den mRNA-Impfstoffen (Pfizer/Biontech bzw. Moderna) spricht nichts gegen eine Anwendung des AZ (AstraZeneca, Anm.) Impfstoffs bei Personen 65+“, heißt in einem Handout.
Am Freitag hat die EU den AstraZeneca-Impfstoff für alle über 18 Jahren zugelassen. Ob er auch Senioren verabreicht wird, muss jedes Land für sich entscheiden. Die Bundesregierung will auf Basis der Einschätzung des Impfgremiums heute, Montag, mit den Landeshauptleuten das Thema diskutieren und den Impfplan an die neuen Rahmenbedingungen abstimmen. Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) begrüßten die Empfehlung: „Mit der Zulassung durch die EMA und der Entscheidung des Nationalen Impfgremiums haben wir nun klare Vorgaben für den Impfstoff von AstraZeneca in der Hand und können sehr rasch, möglichst ab dem 7. Februar, mit dem dritten zugelassenen Impfstoff in Österreich starten.“
Harte Kritik
Gegen den AstraZeneca-Impfstoff gibt es Vorbehalte, weil zur Beurteilung der Effektivität bei Personen ab 65 Jahren keine ausreichenden Daten vorliegen. Pensionistenvertreter haben schon Bedenken geäußert. „Was die Freigabe für Über-65-Jährige betrifft, bin ich skeptisch“, erklärt Werner Huber, Obmann des Vorarlberger Seniorenbunds. „Das ist für unsere Altersgruppe natürlich sehr schlecht, da der Impfstoff rar ist. Aber medizinisch ist Vorsicht geboten.“ Manfred Lackner, Präsident des Vorarlberger Pensionistenverbands, sieht es ähnlich. Nun sei eben Flexibilität gefragt. „Jetzt geht es darum, dass man die Jüngeren damit impft und schaut, dass man für die Älteren Impfstoff von Biontech/Pfizer und Moderna bekommt.“ Insgesamt sei es bei den Impfungen aber blamabel abgelaufen. „Es wurde viel versprochen, dann gab es zu wenig Impfstoff. Die Vorbereitungen lassen zu wünschen übrig“, ärgert er sich.
In Vorarlberg konzentriert man sich derzeit auf Zweitimpfungen. In Dornbirn haben laut Auskunft des Landes von Freitag bis Sonntag 3069 Ärzte und Mitarbeiter aus Ordinationen und Apotheken ihre zweite Dosis erhalten. Insgesamt haben 3398 von 12.501 geimpften Vorarlbergern den zweiten Stich hinter sich. Nachdem AstraZeneca vorläufig wohl nicht für Ältere zugelassen wird, ist in Deutschland eine Diskussion entbrannt, wie damit umgegangen werden soll. Die deutsche Stiftung Patientenschutz fordert, dass die Mittel von Biontech/Pfizer und Moderna zunächst Menschen über 65 vorbehalten werden sollen. VN-mip