Schwierige Zeiten für historische Schifffahrt
Oesterreich-Förderverein „versammelt sich im Internet“ – Tagesordnung samt Neuwahlen in schriftlicher Form.
Hard Nach einem schwierigen Jahr muss der „Förderverein Museumsschiff Oesterreich e.V.“ auch bei seiner Jahreshauptversammlung außergewöhnliche Wege beschreiten und diese „Versammlung“ ohne physische Anwesenheit im Internet organisieren. Alle statutenmäßig vorgeschriebenen Tagesordnungspunkte werden einschließlich der Neuwahlen der Vereinsführung mit Obmann Jürgen Zimmermann an der Spitze in den kommenden Wochen via Internet oder Post in schriftlicher Form abgewickelt.
Trotz allem Zuversicht
Bei allen Problemen, die sich in einem schwierigen Jahr aufgetan haben überwiegen beim engagierten Retter des Schiffs, Obmann Jürgen Zimmermann, der Stolz und die Freude über das Gemeinschaftswerk. „Es ging um sehr viel Geld, aber auch um viel Herzblut, Engagement und handwerkliches Können“, schreibt er in seinem Bericht und fährt fort: „Der Dank gilt allen Unterstützern und Paten, den privat engagierten Gesellschaftern, den finanziellen Förderern, den ehrenamtlichen Helfern und besonders den hervorragenden Technikern und ausführenden Handwerkern.“
Hoffen auf Wende zu Ostern
All das gebe ihm und dem Team der Historischen Schifffahrt Bodensee viel Zuversicht, dass die schwierige Situation – die noch nicht beendet ist – gemeistert werden könne. Die Fahrpläne, die seit fast einem Jahr immer wieder angepasst werden mussten, gehen jetzt von einem Neustart zu Ostern aus.
„Neustart“ war für das MS Oesterreich, das erste große Motorschiff auf dem Bodensee, schon mehrfach angesagt: 1953, als das im Zweiten Weltkrieg als „Testobjekt“ zweckentfremdete Wrack saniert worden war und zu seiner zweiten Jungfernfahrt in See stach, 2019, als das stolze Schiff nach originalgetreuer Restaurierung zu einer Attraktion auf dem Bodensee geworden war. Und nach dem ersten Lockdown im Frühjahr 2020 wurde im Sommer/Herbst wieder ein Anlauf genommen. Statt rund 200 Fahrten wurde das Programm 2020/21 auf etwa zwei Drittel abgespeckt. 128 Fahrten mit rund 9600 Gästen waren gebucht, das entsprach einer Auslastung von 70 Prozent.
Schwierige Situation
Am Ende konnten bis zum nächsten Lockdown lediglich 63 Fahrten durchgeführt werden, wobei die Fahrgastzahlen durch Abstandsregeln u. dgl. auf insgesamt nur knapp 3600 reduziert wurden. Ähnlich dramatisch die Bilanz für die Hohentwiel, die 2020 ihren Sommerfahrplan von üblichen 180 bis 190 Fahrten auf weniger als die Hälfte stutzen musste. Bei einer Auslastung von 90 Prozent waren diese Fahrten fast ausgebucht, doch am Ende konnten nur 39 Fahrten tatsächlich durchgeführt werden.
Nicht nur nüchterne Zahlen
Für die Oesterreich und damit die Historische Schifffahrt Bodensee zählen nicht nur diese ernüchternden Zahlen, die coronabedingten Probleme haben auch andere Auswirkungen. „Direkter Kontakt mit Freunden der Historischen Schifffahrt, die anlässlich von Fahrten auf dem stolzen Schiff angesprochen werden“, so Zimmermann, „ist die beste Möglichkeit, neue Mitglieder zu werben – das hat uns in den vergangenen Monaten sehr gefehlt.“ Deshalb nehmen die Vereinsfunktionäre die virtuelle Jahreshauptversammlung auch zum Anlass für eine große Mitglieder-Werbeaktion. „Wir haben nicht nur Mitglieder angeschrieben, sondern insgesamt fast 800 Einladungen ausgeschickt“, so Zimmermann, der hofft, „dass sich möglichst viele Unterstützer, Helfer und Gönner des Projekts dazu entschließen werden, auch offiziell Mitglied zu werden.“
Auf alle Mitglieder wartet demnächst ein Dankeschön: Jürgen Zimmermann arbeitet gemeinsam mit dem Bodensee-Schifffahrts-Experten Arnulf Dieth an einer Dokumentation über das MS Oesterreich. Dieth: „Der Oesterreich habe ich bereits 1998 eine Dokumentation gewidmet, jetzt habe ich Jürgen Zimmermann beim neuen Buch gerne unterstützt.“ Dieses Buch geht noch vor dem Saisonstart als Geschenk an alle Mitglieder – an bisherige ebenso wie an neue. STP

