Herausforderungen gemeinsam meistern

Regio-GF Eva-Maria Hochhauser-Gams will auch in schwierigen Zeiten Akzente in und für die Region setzen.
Nenzing Ende Jänner 2020 übernahm Eva-Maria Hochhauser-Gams die Geschäftsführung der Regio im Walgau von Birgit Werle. Ein Jahr später kann die Regio-Chefin auf ein ereignisreiches und gleichsam turbulentes erstes Jahr zurückblicken und wagt im Interview mit den VN einen Ausblick auf kommende Projekte und Herausforderungen.
Ein Jahr Regio Im Walgau: Wie schaut Ihre persönliche Zwischenbilanz aus?
Hochhauser-Gams 2020 war – wie überall – auch für die Regio ein sehr spannendes, aber aus meiner Sicht sehr gutes Jahr. Die Übergabe und Einarbeitung durch meine Vorgängerin Birgit Werle verlief sehr gut. Ich konnte auf einer tollen Basis aufbauen. Die Regio hat sich etabliert und die Geschäftsstelle funktioniert dank der langjährigen Mitarbeit von Gisela und der guten Zusammenarbeit zwischen den Bürgermeistern untereinander super. Herausforderungen bestanden aufgrund der Neuwahlen (geplant für März 2020), dem Nicht-mehr-Antreten von fünf Bürgermeistern, darunter Obmann-Stv. Michael Tinkhauser, und dem Wechsel in der Geschäftsführung bereits vor Corona.
Dann kam Corona. Welchen Einfluss hatte die Krise auf die Arbeit in der Regio?
Hochhauser-Gams Mit der Verschiebung der Gemeindevertretungswahl war klar, dass es noch etwas in der bewährten Form und mit den bekannten Kräften weitergeht. Das hat etwas Tempo herausgenommen, für mich aber von Vorteil war, dass ich genügend Zeit hatte, um in die diversen Themen, Abläufe und Strukturen hineinzufinden. Dennoch herrschte nie Stillstand. So erreichte uns im April 2020 die Zusage für KLAR!-Phase 2, die laufenden Projekte wurden adaptiert und an die neuen Gegebenheiten angepasst und natürlich war es wichtig, in dieser Zeit immer wieder in Kontakt mit den Bürgermeistern, dem Kernteam und den Projektleitern zu sein.
Wie wichtig ist es – gerade in Zeiten wie diesen – regional gut vernetzt zu sein?
Hochhauser-Gams Es ist sehr wichtig. Gerade wenn persönliche Kontakte fehlen ist es wichtig, trotzdem im Austausch zu bleiben und Erfahrungen und Informationen zu teilen und gemeinsam zu überlegen, was trotz Corona alles möglich ist. Die Regio lebt vom Miteinander. Wichtig ist aber, dass diese Vernetzung breit gedacht und offen praktiziert wird. Nicht alles passiert aber auf der regionalen Ebene. Die Vernetzung findet auch stark in den Teilregionen Blumenegg, Dreiklang, Jagdberg aber auch über die Regio-Grenzen hinweg statt, etwa mit der Nachbarregion Vorderland und natürlich auch im Raum Vorarlberg Süd, wo ein enger und reger Austausch mit den Regios Klostertal-Arlberg, Großes Walsertal, der Stadt Bludenz und dem Montafon besteht.
Die regionale Wissensplattform Walgenau erlebte kürzlich einen Relaunch. Wie wird die Plattform angenommen bzw. gibt es hier bereits weitere Ideen?
Hochhauser-Gams Das Projektteam unter der Leitung von Martina Ess, der mein großer Dank gilt, hat die Zeit für Vorarbeiten super und eindrucksvoll genutzt. Es wurden weitere Module vorbereitet, die Website weiter professionalisiert und Home Schooling-Angebote geschaffen. Jetzt wartet das Team eigentlich nur darauf, dass es den Schulen wieder möglich ist, Module zu buchen. Vereinzelt wird dies – je nach weiteren Entwicklungen und Rahmenbedingungen – im Sommersemester erfolgen. So richtig durchstarten kann Walgenau dann aber (hoffentlich) im Herbst 2021.
Die Walgaugemeinden haben sich dem Klimaschutz und der Klimaanpassung verschrieben. Im Vorjahr erfolgte der Start als Klar-Region. Welche Akzente konnten hier bereits gesetzt werden bzw. was steht heuer an?
Hochhauser-Gams Im April 2020 haben wir offiziell die Zusage für Phase 2 des KLAR!-Programms erhalten. In dieser Phase (Dauer bis Februar 2022) sollen zehn in Phase 1 entwickelte Maßnahmen umgesetzt werden. Leider musste KLAR!-Managerin Marina Fischer natürlich auch einige geplante Sensibilisierungs- und bewusstseinsbildende Veranstaltungen verschieben. Dafür konnte sie die Maßnahme „grüscht-si – Sicherheitstipps gegen Hitzestress für Senioren“ zusammen mit Sicheres Vorarlberg bereits umsetzen. Mit Jugendlichen aus der Region wurde begonnen, „coole Plätze“ zu identifizieren, die heuer zugänglich gemacht werden sollen. Ebenfalls mit Jugendlichen und in Kooperation mit Lehmbau.Rauch wurde die Maßnahme „Erdenbürger“ gestartet. Zusammen mit Jugendlichen von Jung&Weise hat ein Ideenfindungsworkshop zum Thema „Bauen mit Lehm“ stattgefunden. Ihre Entwürfe dienen als Basis für Lehmobjekte, die zum Verweilen einladen und unter dem Namen „ErdenbürgerIn“ an öffentlichen Plätzen aufgestellt werden. Und auch die Maßnahme „Wald der Zukunft schaffen“ konnte mit der Schaffung des Wald-Wissen-Wegs in Schnifis sowie einer Aufforstungsaktion in Nenzing vorangetrieben werden. Ende September 2021 ist ein eintägiges Walgau-Forum mit einem spannenden Programm und diversen Aktivitäten zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit zum Thema „Klimawandel und Klimawandelanpassung“ geplant.
Um den Internationalen Naturpark Rätikon ist es im Vorjahr ruhig geworden. Wie soll es 2021 diesbezüglich weitergehen?
Hochhauser-Gams Hier hat uns die Verschiebung der Gemeindevertretungswahlen etwas ausgebremst. Jetzt sollte aber demnächst mit der Ausarbeitung des Managementplans begonnen werden.
Welche weiteren Schwerpunkte stehen in diesem Jahr ganz oben auf der Agenda?
Hochhauser-Gams Trotz der derzeit schwierigen Situation wird uns der Kulturbereich heuer mit Sicherheit beschäftigen. Hierbei gilt es die Dynamik aufrecht zu erhalten und gemeinsam mit den Kulturakteuren in der Region weiter im Austausch zu bleiben und konkrete gemeinsame nächste Schritte bzw. Aktivitäten zu setzen. Darüber hinaus wollen wir den Prozess zum Thema „Kooperationen“ abschließen – es soll am Ende eine Kooperationsstrategie als Orientierungshilfe für die Zukunft vorliegen. Schließlich gilt es auch das Arbeitsprogramm für die Jahre 2022-2024 zusammen mit dem Land zu fixieren und daraus die nächsten Zielvereinbarungen zu formulieren. Das Thema „Resilienz von Gemeinden und Regionen“ wird dabei eine wichtige Rolle spielen. VN-JS
Zur Person
Eva-maria Hochhauser-Gams
Geboren 23. Juli 1984
Familie verheiratet
Wohnort Feldkirch
Berufl. Werdegang 2010-2015 Koordination des Forschungsschwerpunkts „Kulturelle Begegnungen – Kulturelle Konflikte“ an der Universität Innsbruck, Aufbau und Leitung der regionalen Koordinationsstelle für Integration in Bludenz (2016-2019), seit 2020 Geschäftsführung der Regio Im Walgau
Hobbys Bergsport in all seinen Facetten (Wandern, Mountainbiken, Skitouren, Skifahren, Trailrunning), Reisen und Literatur