„Absägen blühender Äste“

Schülerkundgebung am Kornmarkt in Bregenz vereinigt Gegner der Asylpolitik.
Bregenz Die Abschiebung der zwölfjährigen Tina in die Heimat ihrer Eltern Georgien bewegt Jung und Alt im gesamten Bundesgebiet. In Bregenz veranstaltete die „Aktion kritischer Schüler“ eine Kundgebung, bei der ein knappes Dutzend Rednerinnen und Redner auftrat und sich in ihrem Grundtenor einig waren: Die Regierung führt eine menschenverachtende Asylpolitik, die Abschiebung von Tina und ihrer Familie war ungerecht, es braucht insgesamt eine Asylpolitik.
200 Teilnehmer
Eine junge Rednerin sprach in Bezug auf die spektakuläre Abschiebungsaktion mitten in der Nacht vom „Absägen blühender Äste“. Zirka 200 Sympathisanten der Schüler hatten sich vor dem Kornmarkttheater eingefunden. Alle trugen diszipliniert Masken und hielten auch den Mindestabstand ein. Die wenigen Polizisten mussten nicht eingreifen.
Zu den dem Jugendalter entwachsenen Zuhörern und Redner der Kundgebung gehörte auch politische Prominenz. Darunter der Bregenzer Bürgermeister Michael Ritsch, der ehemalige grüne Klubchef Adi Gross, das grüne Urgestein Brigitte Flinspach und Naturschutzanwältin Katharina Lins. Flinspach und Ritsch traten als Redner in Aktion. Während Flinspach kaum zu hören war, machte sich Ritsch besser verständlich. Der Bürgermeister brachte seinen Stolz darüber zum Ausdruck, dass sich die Kundgebungsorganisatoren Bregenz als Veranstaltungsort ausgesucht hatten. Er bedankte sich für die Einladung, eine Rede halten zu dürfen und hielt mit seiner Verachtung für die Bundesregierung nicht hinterm Berg. „Ich liebe dieses Land, aber ich schäme mich für dessen Regierung“, zog Ritsch ordentlich vom Leder und forderte die automatische Staatsbürgerschaft für jene, die in Österreich geboren wurden.
Scharfe Kritik
Von den jungen Rednerinnen und Rednern sorgte vor allem die aus dem Kosovo stammende Diana Azemi für nachhaltigen Eindruck. Sie schilderte den mühevollen Weg der Eltern aus ihrer Heimat nach Österreich und den beschwerlichen Hürdenlauf zur Staatsbürgerschaft. Azemi selbst sieht sich, obwohl hier geboren, oft als Bürgerin zweiter Klasse. „Ich werde oft als Ausländerin gesehen, obwohl ich nur Österreich als meine Heimat kenne.“
Mit geharnischter Kritik an der Regierung hielt auch der AHS-Lehrervertreter Gerhard Pusnik nicht zurück. Er prangerte die Korruption wichtiger Entscheidungsträger in Österreich an. Erinnert wurde verschiedentlich auch an die überfüllten Flüchtlingslager in Griechenland, verbunden mit der Forderung, Menschen von dort in Österreich aufzunehmen.
Die Jugendlichen kündigten an, auch weiterhin aktiv zu sein und sich für Asylanten und Flüchtlinge einzusetzen. Ihre Devise: „Kein Mensch ist illegal.“ VN-HK