Warum alle zu Sadifa Muminociv wollen

Schülerbetreuerin Sadifa Muminovic genießt an der VS Lustenau Rotkreuz einen besonderen Ruf.
Lustenau Es kann schon mal, eher öfter, passieren, dass an der Volksschule Lustenau Rotkreuz die Betreuungszeiten nicht eingehalten werden können. Das kommt dann so: Ein Kind, das bald nach Hause sollte, ruft die Eltern an und bittet flehentlich: „Lass mich bitte noch ein bisschen bei Sadifa bleiben. Bitte, bitte, bitte!“
Wenn das passiert, muss Sadifa lächeln. An ihr scheitert es nicht, wenn die Kleinen noch länger bei ihr bleiben. Schließlich liebt die ausgebildete Freizeitpädagogin Kinder über alles. Zwei hat sie selber. Aber die sind schon groß und studieren in Wien.
Feinfühlig, geduldig
Sadifa Muminovic spricht mit Begeisterung über alle ihre Schützlinge, ob größer oder kleiner, ob Buben oder Mädchen, ob schwierig oder weniger schwierig. „Mit Kindern musst du immer verständnisvoll sein. Es nützt nichts, wenn du schreist. Lass sie etwas bocken, wenn ihnen einmal danach ist. Und wenn sie sich dann beruhigt haben, sind sie auch wieder zugänglich“, sagt die Betreuerin. Klingt alles so einfach, ist es aber nur bei jenen, die solche Verhaltensweisen verinnerlicht haben. So wie Sadifa, die sich in Lustenau den Ruf als feinfühlige, geduldige und immer wohlwollend gestimmte Pädagogin erworben hat.
Ein bisschen entspannter
In Coronazeiten finden sich grundsätzlich weniger Kinder in der angebotenen Betreuung an der Volksschule Lustenau Rotkreuz ein. „Es ist alles ein bisschen entspannter und man hat etwas mehr Zeit, auf die einzelnen Kinder einzugehen“, sagt Sadifa. Ein Umstand, der ihr und ihrem Team, bestehend aus vier Kolleginnen und Kollegen, behagt. Die Kinder erfahren eine gute Mischung an Lernen, Malen, Basteln, Sport in der Turnhalle und Essen, die Eltern wissen sie in besten Händen.
Sadifa Muminovic mag die unterschiedlichen Charaktere in ihren Betreuungsgruppen. Sie spürt schnell, wie es den Kindern zu Hause geht. Und sie muss immer wieder erfahren, wie Kinder leiden, wenn das familiäre Umfeld ein schwieriges ist.
Schöne Kindheit vor dem Krieg
Selbst hat die gebürtige Bosnierin, die aus dem ehemaligen Kriegsschauplatz Bihac stammt, eine schöne Kindheit erlebt. „Mein Vater ist ein wunderbarer Mensch, der uns viel Geborgenheit und Liebe geschenkt hat. Deswegen ist er noch heute mein Vorbild“, schwärmt Sadifa vom früheren Inhaber eines kleinen Fliesenlegergeschäftes.
Natürlich konnte ihr Papa nicht verhindern, dass der Krieg durchs Land zog und Bihac zu einem seiner Schauplätze wurde. Verschont davon blieb auch die Familie Muminovic nicht, selbst wenn wenigstens ihr Haus unversehrt blieb. Trotzdem zog es Sadifa und ihren damaligen Freund und jetzigen Ehemann im April 1992, noch bevor alles richtig losging, in das sichere Österreich.
Sadifa arbeitete mehrere Jahre in der Pflege, ehe ihre Rückenprobleme sie zu einer Umschulung veranlassten. Sie absolvierte eine Ausbildung als Freizeitpädagogin an der Pädagogischen Hochschule Vorarlberg und arbeitet seit sieben Jahre in diesem Beruf.
Ihre Zeit als Betreuerin im Seniorenheim Hasenfeld möchte sie dennoch nicht missen. „Alte Menschen sind oft wie Kinder. Ich war auch mit ihnen sehr gerne zusammen und habe in dieser Zeit sehr viele berührende Lebensgeschichten erfahren“, blickt Sadifa Muminovic dankbar zurück. Geschichten aller Art erzählen ihr freilich auch die Kinder. Denn auch diese wissen: Es gibt keine bessere Zuhörerin als Sadifa.
Sadifa Muminovic
Geboren 26. März 1967
Wohnhaft Lustenau
Beruf Freizeitpädagogin
Familie verheiratet, zwei Kinder
Hobbys Lesen, Laufen
Lieblingsspeise Putenschnitzel mit Salat