Ungewisse Zukunft für Harder Kreuzschwesternhaus

Eine Aufnahme des 350 Jahre alten Hauses von 1920. Gemeindearchiv MG Hard
350 Jahre altes Rheintalhaus im Ortszentrum Hard seit Jahren nur Lager.
HARD Das wohl älteste Gebäude im Ortszentrum der Marktgemeinde, das noch beinahe im ursprünglichen Zustand erhalten ist, hat eine ungewisse Zukunft. Seinen Namen hat das 350 Jahre alte Objekt von den früheren Bewohnerinnen, den Kreuzschwestern. Sie zogen 1901 nach der Gründung des Krankenpflegevereins Hard ein.
Große Verdienste
Die letzte der geistlichen Harder Krankenschwestern, die hier noch bis 1992 tätig gewesen ist, verstarb Mitte Jänner: Sr. Consilia, Theresia Bentele (1926–2021) von den Kreuzschwestern in Hall, war die bisher einzige Frau, die mit dem Ehrenring der Marktgemeinde Hard ausgezeichnet worden war. Sie erhielt diese Auszeichnung 1980 für ihre Verdienste um die Betreuung der Hauskranken. Ihr Dienst in Hard begann 1967 und dauerte 26 Jahre.
Ein übersiedeltes Haus?
In Hard erzählten früher ältere Leute, das 1671 errichtete Rheintalhaus sei einst in einer anderen Vorarlberger Gemeinde gestanden. Es soll abgetragen und im Harder Ortszentrum neu aufgebaut worden sein. Für diese Geschichte liegt allerdings keine Bestätigung vor. Unwahrscheinlich sei das aber nicht, wie Gemeindearchivarin Dr. Nicole Ohneberg meint. Vor 300 Jahren habe manches Holzhaus den Standort gewechselt, weil der Baustoff teuer gewesen sei.
Ihr unterstützender Kollege Ernst Köhlmeier weiß, dass das Haus mit der alten Hausnummer 60 (heute Landstraße 8) 1808 im Besitz von Melchior Mager gewesen ist. Um 1900 erwarb die Gemeinde das Objekt. Als 1901 nach der Gründung des Krankenpflegevereins die Kreuzschwestern einzogen, gab es lediglich einen Schöpfbrunnen. Die Gemeinde war für die Beheizung zuständig, ein richtiges Bad wurde erst 1946 eingebaut.
Einige Zeit lang übersiedelten die Kreuzschwestern ins Gebäude der Sennerei am Dorfbach, 1982 wurden Büro und Ambulanz wieder ins Kreuzschwesternhaus verlegt. Die Niederlassung mit Wohnung wurde bereits 1966 aufgelöst, Kreuzschwester Consilia kam mit dem Auto von Lauterach zum Dienst an den Kranken nach Hard.
Manche Harder waren nach der Übersiedlung der Kreuzschwestern auch Kunden bei Frau Steinbach, die im Erdgeschoß des Hauses etliche Jahre einen Gassenschank betrieb. Das Obergeschoß war dann etliche Jahre an eine Familie vermietet.
„Dorfseele“ pausiert
Die „Dorfseele“ sollte ab 2016 die Zukunft des Areals im Umfeld der einstigen Harder Schulen Markt klären. Die Bemühungen um diese Planung stehen aktuell still. Zum Start wurde einst auch das Kreuzschwesternhaus besichtigt. Weil keine Baupläne mehr vorhanden sind, erhob damals ein Architekt den Bestand. Das Haus bietet ungefähr 100 Quadratmeter Wohnfläche, die Räume sind allerdings lediglich zwischen 1,80 und zwei Meter hoch. Jede vorstellbare Nutzung des denkmalgeschützten Objektes wird dadurch erschwert, es müsste viel investiert werden. Für weitere Planungen oder gar Investitionen in die „Dorfseele“ ist in Hard derzeit kaum Geld aufzutreiben.
Einige Harder Vereine haben Utensilien eingelagert, ebenso die Marktgemeinde für den Wochenmarkt im nahegelegenen alten Schulhof. AJK


Aus der Wand ragende Balken zeigen die traditionelle Bauweise des Objekts.