Not macht erfinderisch: Fitnessstudio unter freiem Himmel

Vorarlberg / 08.02.2021 • 10:00 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Not macht erfinderisch: Fitnessstudio unter freiem Himmel
Individuelles Fitnesstraining im Wald statt im Studio. Der Lockdown macht erfinderisch. VN/STEURER

Trainer Valentin Tschebrukov platziert Geräte und Kunden coronagerecht im Morast.

Dornbirn Not macht erfinderisch. Und auch bescheiden. Weil das Studio des Fitnessstrainers Valentin Tschebrukov (63) so wie das aller seiner Berufskollegen seit Monaten nicht benutzt werden darf, packte der gebürtige Russe Teile seiner Ausstattung in einen Sack und fuhr damit zum Fitnessparcours in Dornbirn. Dort platzierte er Matten, Seile, Balancedisc und Bänder an einer schneefreien Stelle mitten im Wald. Hier bietet er seinen Kunden bei Tageslicht Trianingseinheiten an.

In seinem Fitnessstudio ist Valentin Tschebrukov allein zu Hause. Wer weiß, wann dort wieder Leute trainieren dürfen. <span class="copyright">VN/Steurer</span>
In seinem Fitnessstudio ist Valentin Tschebrukov allein zu Hause. Wer weiß, wann dort wieder Leute trainieren dürfen. VN/Steurer

Die Kilos purzeln

“Ich nehme pro Einheit in der Regel nur zwei Kundschaften, die sich nicht nahe kommen. Während der eine im Wald Runden läuft, mache ich mit dem anderen Übungen. Und dann umgekehrt”, erklärt Tschebrukov seine Arbeitsweise.

An diesem Dienstag, dem Petrus heiteres Wetter beschied, sind zwei besonders hartgesottene Kundschaften auf morastigem Untergrund präsent: Nina Fritsch (43) und Martin Oprießnig (46). “Ich bin seit August bei Valentin. Zuerst natürlich drinnen und jetzt halt draußen”, presst die Theaterpädagogin heraus, während sie auf der Matte am Boden Bauchmuskelübungen macht.

Martin Oprießnig kommt gerade vom Laufen zurück, während Trainingskollegin Nina Fritsch noch eine Übung absolviert. <span class="copyright">VN/Steurer</span>
Martin Oprießnig kommt gerade vom Laufen zurück, während Trainingskollegin Nina Fritsch noch eine Übung absolviert. VN/Steurer

Sie ist schlank, lässt aber, darauf angesprochen, sofort wissen: “Im August hatte ich noch 13 Kilo mehr. Das habe ich dem Training zu verdanken. Ich finde es auch unter diesen Umständen unter freiem Himmel herrlich”, verrät Fritsch.

Bewegung statt Lieferando

An Disziplin um nichts zurück steht Martin Oprießnig. “Der Lockdown war für mich ohne körperliche Betätigung schlimm. Dienstleistungen bezog ich in dieser Zeit hauptäschlich von Lieferando. Ich ließ mir permanent Essen bringen, mit den Kilo ging es nur noch bergauf”, erzählt der Dornbirner. Endlich, im Jänner, reichte es ihm. “Ich habe dieses Angebot dankend angenommen.” Seitdem trainiert Oprießnig wie verrückt. “Ich mache drei Mal die Woche dieses Programm und gehe zudem noch täglich laufen. Seit dem 9. Jänner habe ich sieben Kilo abgenommen. Das ist ja fast schon etwas zu viel.”

Kommunikation

Zehn seiner insgesamt über 80 Kunden hat Valentin Tschebrukov bisher in den Wald locken können. “Es rufen mich immer wieder Leute an, und ich bemerke, dass mehr und mehr Menschen richtiggehend depressiv werden ob dieser Situation. Bewegung ist eine Möglichkeit, diesem Zustand zu begegnen”, sagt der Trainer.

“Ich bemerke, dass Menschen depressiv werden, weil sie keine Bewegung haben.”

Valentin Tschebrukov, Fitnesstrianer

Dankbar sind Bewegungssuchende wie Nina Fritsch und Martin Oprießnig auch über ein Mindestmaß an direkter Kommunikation. Diese Art der Begegnung scheint zudem relativ ungefährdet. Denn dass angesichts der beängstigenden Corona-Entwicklungen Fitnessstudios so schnell wieder geöffnet werden, ist stark zu bezweifeln.

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