Vorarlberg geht in die Fahrradoffensive

Land und Bund unterzeichnen 62-Millionen-Euro-Abkommen.
Bregenz Mehr treten und weniger Gas geben: Anfang September war Verkehrsministerin Leonore Gewessler (43, Grüne) wegen des knapp 350 Millionen schweren Bahnpakets nach Vorarlberg gereist. Am Montag stand eine Vereinbarung zum Ausbau des Radverkehrs auf der Agenda. Bis 2027 sollen knapp 62 Millionen Euro in das Vorarlberger Radwegenetz investiert werden. Der Bund übernimmt bis zu 50 Prozent der Nettofinanzierung. „Wir sind mit dem Abkommen das erste Bundesland in Österreich, das eine Partnerschaftsvereinbarung mit dem Bund abschließen wird. Damit übernimmt Vorarlberg einmal mehr eine wesentliche Antreiberrolle“, meinte Landeshauptmann Markus Wallner (53, ÖVP) kurz vor der Vertragsunterzeichnung im Landhaus. Mobilitätslandesrat Johannes Rauch (61, Grüne) sprach von einem „historischen Tag für Vorarlberg“ und einer „völlig neuen Dimension im Radverkehr“.
Im Fokus des Radpakets stehen drei Großprojekte: Radfahren durchs Ried, die dritte Ausbaustufe an der Pipeline und die Radschnellverbindung Rankweil–Götzis/Koblach–Klaus. Die Pandemie habe einige Veränderungen mit sich gebracht, sagte Gewessler. „Eine davon ist, dass das Radfahren zu ungeahnter Popularität gekommen ist. Diese Entwicklung Richtung Klimaschutz wollen wir mit dieser Vereinbarung unterstützen.“ Das Budget für den Radinfrastrukturbau sei schon im Budget 2020 verzehnfacht worden, und das soll auch so bleiben. „Wir führen das in dieser Höhe fort“, versicherte die Ministerin.
Radfahren durchs Ried. Diese Erschließung werde eine „Schlüsselfunktion einnehmen in einem Ballungsraum von 160.000 Menschen“, ist Rauch überzeugt. Für das Projekt sind 21,4 Millionen Euro budgetiert. Da die Routen teilweise durch Natura2000- und andere geschützte Gebiete führen und die Interessen der Wasser- und Landwirtschaft sowie der Jagd berücksichtigt werden müssen, ist die für Radschnellverbindungen eigentlich vorgesehene Fahrbahnbreite von vier Metern nicht überall möglich. Man wolle es aber trotzdem so hinbekommen, „dass es ein städtisches Radsystem wird“, führte der Mobilitäslandesrat aus. Die Bürgermeister der Plan-B-Gemeiden setzen sich seit 2012 für das Projekt ein. Geplant ist unter anderem, dass der Weg zwischen Jannersee und Dornbirner Ache staubfrei wird und eine neue Brücke über die Dornbirner Ache errichtet wird.
Radschnellverbindung Rankweil–Götzis/Koblach–Klaus. Die Trasse erstreckt sich von Götzis über das Betriebsgebiet in Koblach zur Bahnhaltestelle Klaus und weiter zum Radweg in Richtung Rankweil. Die Kosten belaufen sich auf rund 23,6 Millionen Euro. Für die Ministerin ist es „ein besonders spannendes Projekt, weil wir hier das erste Mal in Österreich auch einen Tunnel für Radfahrer und Radfahrerinnen durch den Sattelberg realisieren werden“, erläuterte sie.
Pipeline Abschnitt 3. Der Fahrradweg zwischen Bregenz und Lochau soll zu einer Radschnellverbindung ausgebaut werden. Die Abschnitte 1 und 2 wurden bereits realisiert. Die Kosten für den dritten Abschnitt vom Schanzgraben bis zum „Melanie“ werden mit rund fünf Millionen Euro angegeben. Der vierte und letzte Abschnitt steht zwischen 2023 und 2025 am Plan. vn-ger
„Damit übernimmt Vorarlberg einmal mehr eine wesentliche Antreiberrolle.“