Auch ohne Faschingstreiben wird heuer „verhächlat“

Obmann Günter Walser erzählt, wie die Mählbira-Hächla in Nüziders entsteht.
Nüziders „Der Begriff ‚Hächla‘ kommt von dem Wort ‚verhächla‘, was bedeutet, sich über jemand lustig machen“, erklärt Günter Walser, Obmann des Teams der Mählbira-Hächla in Nüziders. Dieser Begriff werde im Vorarlberger Oberland häufig für die jeweiligen Faschingszeitungen in den Dörfern verwendet. Seit rund dreißig Jahren ist der Nüziger nun für die Gesamtleitung und das Layout der Mählbira-Hächla zuständig. Wobei es für ihn ausgesprochen wichtig ist, niemand auf eine ungute Weise zu verunglimpfen: „Wir haben bislang glücklicherweise noch nie jemand beleidigt.“
Während des Jahres werden ihm immer wieder humorvolle Geschichten aus dem Dorfleben zugetragen. In den letzten Wochen vor dem Erscheinen der Hächla verdichtet sich das jedoch zusehends, denn durch den herannahenden Fasching können sich die Menschen besser an lustige Anekdoten erinnern.
Vom Stichwort zum Gedicht
Meistens sind es nur Stichworte, die Günter Walser notiert. Diese werden später dann ausgearbeitet. In „normalen“ Zeiten trifft sich das Kernteam der Mählbira-Hächla, um die Geschichten den zehn Dichtern und zwei Zeichnern zuzuweisen: „Unseren männlichen Mitgliedern liegt es eher, einen Text zu schreiben, der einen technischen Hintergrund hat, Frauen sind hingegen vielseitiger in ihrer Themenwahl.“
Durch die langjährige Erfahrung als Obmann könne er sehr gut abschätzen, welcher Schreibstil zu der jeweiligen Geschichte passe. Nachdem heuer aufgrund der Coronapandemie kein Treffen stattfinden konnte, fanden die nötigen Vorbereitungstreffen auf virtueller Basis statt. „Wir sind uns unserer Verantwortung sehr bewusst und treffen uns nicht persönlich. Sehr viel wird auch über Telefonate abgewickelt. Wir recherchieren sehr genau und speziell für Fragen zu den einzelnen Beiträgen ist die telefonische Rückfrage unabdingbar.“
Mit 60 bis 70 Seiten ist die Mählbira-Hächla sehr umfangreich, wobei im Textteil kaum Werbung zu finden ist: „Wir listen auf der letzten Seite unsere Sponsoren und Gönner auf. Aufgrund einer besseren Lesefreundlichkeit vermeiden wir möglichst Werbeschaltungen im Beitragsteil.“ Walser, der in seinem Beruf als Werkschutzleiter und Sicherheitsfachkraft tätig ist, fungiert zudem als Archivar: „Mittlerweile habe ich über 700 Fotos gesammelt. Auch die früheren Ausgaben der Hächla werden archiviert. So habe ich noch eine Ausgabe aus dem Jahr 1949, als unser Logo das erste Mal verwendet wurde.“
Früher wurde die Mählbira-Hächla im Schwarz-Weiß-Druck erstellt, seit einigen Jahren erfolgt die Drucklegung auf bunten Blättern: „Wenn die Seiten der Hächla gedruckt sind, dann ist bei mir zu Hause in der Küche und im Wohnzimmer kein Fleckchen mehr frei, weil meine Frau Margit und ich dann die einzelnen Beiträge zusammenfügen. Die Reihenfolge der Beiträge muss für mich einfach stimmig sein.“
Autodidakt
Sobald die Beiträge der einzelnen Teammitglieder als Word-Dokument eintreffen, führt Ehefrau Margit das Lektorat durch. Günter Walser organisiert die nötigen Fotos und überarbeitet die Rohentwürfe sowie die Fotos mit dem Coral-Draw-Programm. Die nötigen Kenntnisse hierzu hat er sich als Autodidakt erarbeitet und später noch durch einige Kurse gefestigt. Wenn alle erforderlichen Schritte erledigt sind, wird zumeist am späteren Abend eine CD gebrannt und diese der Druckerei zugesandt.
Die Mählbira-Hächla wird am Faschingssamstag vor den Geschäften in Nüziders verkauft: „Der Verkauf findet im Freien statt. Das Tragen einer FFP2-Maske ist dabei unerlässlich.“ Es war heuer durch die Lockdown-Maßnahmen schwieriger, Beiträge zu gewinnen, aber Günter Walser und sein Team haben es dennoch geschafft, pünktlich ihre Mählbira-Hächla fertigzustellen. „Solange es mich gibt, wird es auch eine Mählbira-Hächla geben“, sagt er im Brustton der Überzeugung. BI
„Wenn die Seiten der Hächla gedruckt sind, dann ist bei mir zu Hause kein Fleckchen mehr frei.“

