Trotz Finanzkrise investiert St. Anton in mehrere Projekte

Im Voranschlag der Gemeinde sind Dachsanierungen und Umbauten eingeplant.
St. Anton 656.000 Euro will die Gemeinde St. Anton heuer für Investitionen ausgeben. Am Dienstag beschloss die Gemeindevertretung mit 7:5 Stimmen den Voranschlag für 2021 – und damit eines der größten Haushaltsvolumen der letzten Jahre, wie Gemeindesekretär Peter Vergud sagt. „Trotz Finanzkrise werden über 600.000 investiert. So leistet auch St. Anton einen Beitrag, damit die Wirtschaft wieder in Schwung kommt.“
Heuer erhält St. Anton Mehreinnahmen in Höhe von rund 383.000 Euro. Das ist auch gut so, immerhin stehen in der Gemeinde auch einige Investitionen an. 15.000 Euro werden für Straßennamen und Hausnummertafeln ausgegeben, die Sanierung des Dachs der Volksschule kostet 250.000 Euro, das Dach des Gemeindesaals bzw. der Turnhalle nochmals 183.000 Euro. Eigentlich haben beide Gebäude ein und dasselbe Dach, nur wenn man dieses als zwei unabhängige Projekte ausweist, erhält man auch zwei unterschiedlich hohe Förderungen. „Das macht fördertechnisch einen riesigen Unterschied“, klärt Peter Vergud auf, da man für die Volksschule mehr Fördermittel genehmigt bekomme als für die angrenzende Turnhalle. Für die Dachsanierung der Volksschule bekommt die Gemeinde 162.500 Euro vom Land gefördert (Bedarfszuweisungen und Strukturfördermittel), genauso wie für die Dachsanierung des Gemeindesaals, wofür die Gemeinde 94.300 Euro erhält.
Doch das sind längst nicht alle Fördermittel, die die Gemeinde für das Projekt Dachsanierung bekommt. Durch die Corona-Milliarde vom Bund bleiben für St. Anton 75.000 Euro für das Jahr 2020 hängen, vorausgesetzt die Gemeinde investiert mindestens doppelt so viel, also 150.000 Euro. Gesagt, getan: So werden weitere 35.000 Euro für die Erneuerung des Schuldachs vom Bund bezahlt. Die jetzigen Dachplatten sind brüchig geworden und müssen ausgetauscht werden. In diesem Zuge werde man laut Vergud auch diverse andere Sanierungsarbeiten an der Fassade durchführen.
Umstellung auf LED
Ein weiteres Projekt, das die Gemeinde dieses Jahr umsetzen wird, ist die Umstellung der Straßenbeleuchtung auf LED. 86 Laternen sind von der Umrüstung betroffen. Die Kosten hierfür belaufen sich auf 80.000 Euro. Auch hier muss die Gemeinde nicht alles aus eigener Tasche zahlen. Neben 16.000 Euro Strukturfördermittel, die übrigens nur finanzschwache Gemeinden bekommen, wird die Hälfte des Betrags, also 40.000 Euro, ebenfalls aus dem Topf der Corona-Milliarden gezahlt.
Auch das Ärztehaus wird heuer umgebaut, wofür 100.000 Euro veranschlagt sind. Ein Dienstfahrzeug für 30.000 Euro steht ebenfalls auf dem Plan. Das jetzige habe nur noch bis November TÜV und ob es noch einmal durch den TÜV kommt, sei fraglich. Für diese ganzen Ausgaben, die heuer auf die Gemeinde zukommen, ist eine Darlehensaufnahme in Höhe von 300.000 Euro im Haushaltsplan 2021 vorgesehen. Ob die Gemeinde wirklich ein Darlehen aufnehmen muss, entscheidet sie aber erst im Herbst. „Wir sind in der glücklichen Lage, dass wir noch etwas Geld auf der Seite haben“, sagt Peter Vergud, sodass man diese Ausgaben auch vorfinanzieren könnte.
Generell sei in diesem Jahr eine Kalkulation des Budgets schwierig, so der Kassier. „Es ist mein 38. Budget, das ich mache, und es war noch nie so schwer.“ Die Einnahmen bzw. die Rückgänge aus Tourismusbeiträgen, der Gästetaxe und Kommunalsteuer könne man noch nicht abschätzen. Gerade der ausbleibende Tourismusbeitrag werde sich in den nächsten zwei Jahren im Geldbeutel der Gemeinde spürbar bemerkbar machen. „Wir schauen mal, wie sich die Einnahmenseite im Laufe des Jahres entwickelt“, sagt Vergud. Im Herbst sei dann erkennbar, wie viel Geld noch fehlt. 75.000 Euro sollen zwar sowieso aus der Haushaltsrücklage entnommen werden, doch „wir tun uns mit einer Darlehensaufnahme leichter“, erklärt der Finanzexperte. So müsse man keinen Nachtragshaushalt machen. Auch 2021 soll es eine milliardenschwere Finanzspritze vom Bund geben. Satte 88.000 Euro sollen dabei für die Gemeinde St. Anton im Montafon rausspringen, ohne dass sie dafür weitere Investitionen tätigen müsste.
Ende 2021 stehen den rund 1,4 Millionen Euro Schulden trotz Rücklagenentnahme und Darlehensaufnahme immer noch rund eine Million Euro Rücklage gegenüber, „vorausgesetzt es bleibt so“, merkte Peter Vergud an. Damit beläuft sich die Finanzkraft der Gemeinde auf 927.000 Euro, eine Schlüsselzahl für den Gemeindekassier. Denn die Förderungen von Land und Bund orientieren sich an dieser Kennzahl. Je höher die Finanzkraft nämlich ist, desto niedriger fallen die Förderungen aus und umgekehrt. So kann die Gemeinde auch in Zukunft auf Strukturfördermittel vom Bund hoffen.
Zu wenige Details
Vergud betont aber, dass es sich bei dem Voranschlag 2021 nur um eine Grobkostenschätzung handelt. „Weniger ausgeben kann ich immer noch.“ Das Geld sei nur reserviert für diese Investitionen, aber noch nicht beschlossen. Das merkte auch Martin Anker von der Liste „Gemeinsam für St. Anton“ in der Gemeindevertretungssitzung an, in der das Budget besprochen wurde. Denn die ÖVP wollte mehr Details zu den einzelnen Investitionen wissen, bevor sie über diese abstimmt. So fragte sie sich zum Beispiel, ob die veranschlagten 30.000 Euro für das neue Dienstauto überhaupt notwendig seien, oder ob man nicht auch einen Gebrauchtwagen für weniger Geld kaufen könnte. Deswegen stimmte die Partei gegen den Voranschlag 2021, der am Ende trotzdem mit 7:5 Stimmen genehmigt wurde. VN-JUN
„Es ist mein 38. Budget, das ich mache, und es war noch nie so schwer.“
