428 Anzeigen im Bregenzer Naturschutzgebiet

Wert mehr als doppelt so hoch als im langjährigen Durchschnitt.
BREGENZ Das 120 Hektar große Naturschutzgebiet am Mehrerauer Seeufer und an der Mündung der Bregenzerach ist mit Blick auf Flora und Fauna eine vielfältige Landschaft. Das abwechslungsreiche Biotop mit Kiesufern, Röhrichten, Auwäldern und Streuwiesen sowie vielen Tierarten zählt zu den wertvollsten Feuchtgebieten am Bodensee. Darüber hinaus ist es aber auch ein wichtiger Naherholungsraum für die Menschen. Deshalb wird die Entwicklung des Gebiets seit längerer Zeit genau beobachtet. Erst vor Kurzem legte das damit beauftragte Umweltbüro Grabher seinen Monitoring-Bericht für 2020 vor.
900 Einsatzstunden
Im vergangenen Jahr wurden mehr Übertretungen beanstandet und mehr Anzeigen erstattet als in den Jahren zuvor. Das Freizeitverhalten des Menschen hat einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf das Biotop. Es nahm, coronabedingt, unerfreuliche Ausmaße an. Nimmt man den Naturschutz ernst, so müssen die Einschränkungen für Menschen natürlich kontrolliert werden. Im Vorjahr wurde das Gebiet von einem privaten Sicherheitsdienst in rund 900 Einsatzstunden überwacht. Zusätzlich waren von Februar bis Dezember Naturwächter unterwegs. Dabei kam es aufgrund des Lockdown mit seinen Einschränkungen zu einer noch intensiveren Freizeitnutzung und zu einem deutlichen Anstieg der Übertretungen.
428 Anzeigen
Mit 428 Anzeigen liegt der Wert mehr als doppelt so hoch wie der langjährige Durchschnitt (178). Fast 50 Prozent davon entfielen auf illegale Feuerstellen, gefolgt von der Missachtung von Betretungsverboten. Diese Übertretungen zusammen machten drei Viertel aller Anzeigen aus. In 30 Fällen gab es Beanstandungen wegen Lärmstörung. Und erstmals in der Geschichte musste in den gesperrten Uferbereichen auch die neue Trendsportart „Stand-up-Paddeln“ geahndet werden (knapp 20 Übertretungen). Dank des kompetenten Vorgehens der Naturwächter musste aber nur in drei Fällen die Polizei zur Unterstützung angefordert werden. Überhaupt lag der Schwerpunkt der hauptamtlichen Naturwacht wie schon in den Jahren zuvor auch 2020 in der Sensibilisierung und Aufklärung. Es wurden nämlich alles in allem nicht weniger als 1560 Beratungsgespräche geführt.
Flora und Fauna
Besonderes Augenmerk lag natürlich auch auf Flora und Fauna. Vergangenes Frühjahr betrug der Gesamtbestand des Bodenseevergissmeinnicht nicht einmal 7000 Pflanzen – der zweitniedrigste Wert seit Beginn der Beobachtungen. Ein Grund dafür könnten die massiven Treibholzanschwemmungen gewesen sein. Bis zum Herbst hat sich das Vorkommen dann wieder etwas erholt, ist aber nach wie vor gering. Langfristige Erhebungen zeigen einen deutlichen Zusammenhang mit den Wasserständen des Bodensees auf. Niedrige Pegel am Beginn der 2000er-Jahre wie z. B. 2007 ermöglichten enorme Zuwächse und Bestände von rund 200.000 Individuen. Überdurchschnittlich hohe Wasserstände ab 2012 hatten leider den gegenteiligen Effekt.
Bieber kehrt zurück
Akut vom Aussterben bedroht ist eine weitere Pflanze: die Strandschmiele. Der noch vorhandene Bestand geht fast zur Gänze auf Einpflanzungen durch die Stadtgärtnerei im Rahmen eines grenzüberschreitenden Forschungsprojekts der ARGE Bodenseeufer zurück. 2020 wurden lediglich drei kleine Horste beobachtet, die sich ohne menschliches Zutun entwickelt haben. Neben den zwei genannten und weiteren Pflanzenarten wurde der Fokus auch auf die Tierwelt gerichtet. Dazu zählten wie immer Dutzende verschiedene Vogelarten und neuerdings auch wieder der Biber. In Vorarlberg wurde er vor etwa 350 Jahren praktisch ausgerottet. Jetzt kommt diese Tierart aber wieder vor und hat sich auch an der Bregenzerachmündung angesiedelt. Fst

Deutlich zu erkennen, dass Bieber wieder in Bregenz unterwegs sind.Umweltbüro Grabher