Beim Freeriden im Tiefschnee erstickt

Andreas Rohrmoser wurde nur 39 Jahre alt. Er starb am 22. Jänner bei der Ausübung seines geliebten Sports.
Nüziders Vielleicht ahnte er, dass er jung sterben würde. Vielleicht lebte Andreas Rohrmoser deshalb so intensiv. Obwohl der Tag nur 24 Stunden hat, brachte der Nüziger immer alles unter einen Hut: seinen Job, seine Familie, seinen Sport. Er nutzte jede Sekunde seiner Lebenszeit und lebte nach seiner Überzeugung, die er auch immer wieder kundtat: „Du weißt nicht, wann es fertig ist. Deswegen gib immer 100 Prozent und leb so, als wäre jeder Tag der letzte.“
“Als Papa war Andi ein Superheld”
Langeweile kannte Andi – so wurde er liebevoll genannt – nicht. Von Kindesbeinen an füllte der Sport sein Leben aus. Seine sportbegeisterten Eltern Ulrike und Gerhard hatten ihrem Erstgeborenen schon früh das Skifahren, Tennisspielen und Mountainbiken beigebracht. Der Sport zählte bei dem bewegungsfreudigen und fröhlichen Buben alles, die Schule war zweitrangig. Wenn eine seiner Schularbeiten schlecht benotet worden war, versteckte der Sporthauptschüler das Heft einfach hinter einem Schrank oder einem Holzstoß. Keine Frage, während der Schulzeit hielt der Lausbub seine Eltern auf Trab.
“Andis Arbeitskollegen sagten, dass er eine gute Seele gewesen sei, der Klebstoff der Abteilung.”
Sandra Rohrmoser, Andis Ehefrau
Andi war nicht der fleißigste Schüler, nichtsdestotrotz ging er später konsequent seinen Weg. Er absolvierte bei den ÖBB erfolgreich eine Lehre zum Maschinenschlosser. Beruflich fasste er in Liechtenstein Fuß. Bei der Firma Presta arbeitete er als Prototypenmechaniker und gehörte nach 17-jähriger Tätigkeit zum Stammteam. Wie beliebt er als Arbeitskollege war, zeigte sich auch nach seinem Tod. Sein Chef meldete sich bei Andis Frau Sandra (35). „Er sagte mir, dass er es noch nie erlebt hätte, dass so viele Mitarbeiter traurig sind.“ Die Anteilnahme der Arbeitskollegen überwältigte Sandra. „Ich habe mindestens 20 Briefe bekommen. Sie haben mir ihre persönlichen Erlebnisse mit Andi geschildert. Er sei eine gute Seele gewesen, der Klebstoff der Abteilung.“

Auf den Menschen Andi konnte man sich verlassen. Wenn man ihn brauchte, war er da. Für seine zwei Geschwister Sabrina und Manuel war Andi nicht nur der große, hilfsbereite Bruder, sondern auch der beste Freund, mit dem man Pferde stehlen, Feste feiern und eine Gaudi haben konnte.
Als Andi Vater wurde, zeigte sich einmal mehr seine große Fürsorglichkeit. „Er war als Papa ein Superheld“, streut ihm die Mutter seiner zwei Kinder Rosen. Sandra erstaunte es, wie geschickt er sich beim Wickeln und Baden der Babys anstellte, „als ob er nie etwas anderes gemacht hätte“. Als Papa hatte Andi viele Facetten. Er konnte stundenlang mit den Kindern auf der Brust auf der Couch liegen. Aber wer ihn kannte, weiß auch, dass er Freizeitbeschäftigungen und die Bewegung in der Natur geliebt und mit seiner Familie gelebt hat. Lena (7) und Hanna (2) packte er schon als Babys kurzerhand in den Tragerucksack, um ihnen am Gipfelkreuz auf dem Hohen Fraßen oder der Mondspitze die große weite Welt von oben zu zeigen. Er lehrte seine Kinder, wie schön es im Freien, draußen vor der Tür ist.
Andi, die Maschine
Seine drei „Mädels“ hielten ihn auf Trab. Dennoch fand er die Zeit, um seiner großen Leidenschaft, dem Sport, zu frönen. „Wenn Andi einen Tag lang keinen Sport machte, wurde er nervös“, zeigt Sandra auf, dass für ihren Mann ein Tag ohne Sport ein verlorener Tag war. Andi war ein begnadeter Skifahrer und Biker. Seine Sportpartner bewunderten seine bedingungslose Hingabe für diese Sportarten, sein Können und seine Kondition, die der eines Leistungssportlers entsprach. Im Vorjahr bewältigte Andi mehr als 100.000 Höhenmeter. Kein Wunder, dass man ihn in Sportlerkreisen hochachtungsvoll „Andi, die Maschine“ nannte.
Als Freerider ließ der Familienvater keinen „Powder-Day“ aus. „Wenn es schneite, schaute er bereits um 5 Uhr in der Früh zum Fenster hinaus und freute sich auf das Tiefschneefahren“, erinnert sich seine Witwe. Das Schicksal wollte es, dass er bei der Ausübung seines geliebten Sports in den Bergen ums Leben kommt. Am 22. Jänner stürzte der Freerider im Skigebiet Silvretta Montafon nach einem Sprung von einem Felsen kopfüber in den Tiefschnee. Er konnte sich aus eigener Kraft nicht befreien und erstickte.
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