“Der Wolf hat bei uns keinen Lebensraum”

Vorarlberg / 17.02.2021 • 10:00 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
"Der Wolf hat bei uns keinen Lebensraum"
Robert Blum (links) und Elmar Nöckl führen die Freiheitlichen in die Kammerwahl. Sie möchten im Ergebnis und bei den Mandaten ein Plus erreichen.  VN/PAULITSCH

Die blauen Spitzenkandidaten bei der Kammerwahl fordern eine Abschusserlaubnis für den Wolf.

Schwarzach Am Samstag beginnt die Landwirtschaftskammerwahl. Bis 5. März haben Vorarlbergs Landwirte und landwirtschaftliche Dienstnehmer Zeit, ihre Vertretung zu wählen. Die freiheitlichen sind die einzigen Herausforderer des dominierenden ÖVP-Bauernbunds. Im VN-Interview sprechen die beiden Spitzenkandidaten Robert Blum und Elmar Nöckl über ihre Prioritäten, den Wolf und den Wald.

Die Freiheitlichen treten als einzige Konkurrenz zum ÖVP-Bauernbund an. Warum?

Blum Wir sind die Ernährungssicherer und Lebensraumbewirtschafter. Die Interessensvertretung widerspiegelt aber nicht die Wichtigkeit, die dieser Berufsstand hat.

Die Wichtigkeit wird nicht widergespiegelt?

Blum Es kommt zu wenig in der nicht bäuerlichen Bevölkerung an, die Landwirtschaft wird unter Wert verkauft. Und was die Probleme betrifft, benennt sie die Kammer zwar, aber es geschieht nichts.

Nöckl Es wird viel geredet und wenig umgesetzt. Man sieht es bei Themen wie TBC, dem Schlachthof und dem Wolf.

Spitzenkandidat der freiheitlichen Bauern ist Robert Blum (31), Landwirt in Höchst (konventionell und bio). <span class="copyright">VN/Paulitsch</span>
Spitzenkandidat der freiheitlichen Bauern ist Robert Blum (31), Landwirt in Höchst (konventionell und bio). VN/Paulitsch

Warum hat die Landesregierung ihr Ziel „Bio mal zwei“ so eindeutig verfehlt?

Blum Es muss ein Markt da sein. Der Konsument muss bereit sein, mehr zu zahlen. Man kann nicht künstlich einen Markt erzeugen. Das Wichtigste für uns ist die Regionalität, auch konventionell wird in Vorarlberg auf extrem hohem Standard produziert. Wenn das Bedürfnis für mehr Bio da ist, wird die Quote automatisch steigen.

Die Politik sollte also gar kein Ziel vorgeben?

Blum Ja. Regionalität muss im Vordergrund stehen. Alles, was mit der Regionalität zusammenhängt, hat mit dem Schlachthof zu tun. Und da geschieht nichts.

In Dornbirn rennt die Zeit davon.

Blum Ende 2021 ist fertig. Dem Land muss ein nahtloser Übergang Geld Wert sein. Wir brauchen einen Schlachthof mit Zerlegungsbetrieb. Da haben wir zum Beispiel Hohenems als Standort vorgeschlagen. Direkt bei der Schule wäre ideal. Wenn der Vertrag in Dornbirn ausläuft und es gibt eine Lücke in der Versorgung, wird viel kaputt gehen.

Nöckl Wenn man es wirklich will, muss man endlich etwas tun. Die ÖVP hätte es schon lange komplett in den Händen.

Blum Man redet auch schon lange über die Versorgung der öffentlichen Kantinen. Alle sind sich einig, niemand kann erklären warum sich nichts tut. Mit Gebhard Flatz wurde nun ein Praktiker als Regionalkoordinator eingestellt, aber viele Jahre gab es Versäumnisse.

Robert Blum und Elmar Nöckl gehen für die blauen in der Kammer ins Rennen. <span class="copyright">VN/Paulitsch</span>
Robert Blum und Elmar Nöckl gehen für die blauen in der Kammer ins Rennen. VN/Paulitsch

Wie soll mit dem Wolf umgegangen werden?

Blum Er hat bei uns keinen Lebensraum mehr. Wir haben eine flächendeckende Landwirtschaft und viel Tourismus. Das funktioniert nicht.

Nöckl Warum haben unsere Vorgänger den Wolf ausgerottet? Er ist ein wildes Tier. Er frisst Nutztiere und Wild, er verursacht einen enormen Schaden. Haben Sie schon einmal einen Wolfsriss gesehen? Das ist nicht lustig. Auch der wirtschaftliche Schaden ist enorm.

Also fordern Sie die Abschussfreigabe?

Blum Ja. Der Wolf geht nicht hin und holt das Schaf, das er braucht. Er wütet, er verursacht ein Gemetzel. Jeder Tierschützer müsste also sagen: Unfassbar, was da passiert.

Elmar Nöckl (44) kandidiert für die freiheitlichen Dienstnehmer. Er leitet die Forstabteilung der Stadt Feldkirch. <span class="copyright">VN/Paulitsch</span>
Elmar Nöckl (44) kandidiert für die freiheitlichen Dienstnehmer. Er leitet die Forstabteilung der Stadt Feldkirch. VN/Paulitsch

Was kann gegen den niedrigen Holzpreis getan werden?

Nöckl Wir haben uns im Jahr 2000 zusammengeschlossen, nutzen die Maschinen nun gemeinsam. Es ist ein Unterschied, ob ich 500 oder 10.000 Festmeter kaufe. Das hat sich bewährt und wäre ein Modell für viele im Land. So haben wir die Chance auf einen besseren Preis.

Auch bei Heizwerken?

Nöckl Derzeit nutzen wir im Land über 300.000 Festmeter, wir hätten noch weitere 100.000 Festmeter für energetische Zwecke zur Verfügung. Es ist super, dass man Biomasse forciert. Aber wenn ich ein Heizwerk baue, muss ich die Frage stellen: Was geschieht, wenn der Holzpreis schlecht ist? Letztes Jahr war er eine Katastrophe. Ein Heizwerk muss ich trotzdem beliefern. Deshalb braucht es ein Bekenntnis des Landes, einen gedeckelten Preis zu sichern.

Landwirtschaftskammerwahl

Darum: 20. Februar bis 5. März (reine Briefwahl)

Sektion Land- und Forstwirte: 13.007 Wahlberechtigte

Sektion Dienstnehmer: 1915 Wahlberechtigte

Kandidaten: ÖVP-Bauernbund und FPÖ-Landwirte