Hilferuf nach mehr Fachpflegekräfte in der Psychiatrie

Interdisziplinäres Diplom für Psychiatriepflege gefordert.
Rankweil Er sah die Schule für psychiatrische Gesundheits- und Krankenpflege vor 40 Jahren kommen und nach 40 Jahren wieder gehen. Karlheinz Frick (74), ehemals Direktor der Bildungseinrichtung, bedauert deren Umwandlung 2018 in eine allgemeine Gesundheits- und Krankenpflegeschule, in der psychiatrische Lehrinhalte nur noch 100 Stunden ausmachen. Vor dem Hintergrund einer bereits bestehenden Personalknappheit fürchtet Frick, dass es künftig für die geriatrische und psychiatrische Pflege noch schwieriger werden könnte, kompetente Mitarbeiter zu finden und fordert ein interdisziplinäres Pflegediplom. „Fachpersonal zu bekommen ist jetzt schon nicht einfach.“
Ein Zuhause für immer
Als Obmann des Vereins für seelische Gesundheit weiß er, wovon er spricht. Der Verein existiert seit 1993. Er bietet Menschen mit psychischen Erkrankungen nach ihrer Entlassung aus dem LKH Rankweil eine Unterkunft und therapeutische Betreuung durch angestelltes Pflegepersonal bzw. angestellte Sozialarbeiter. Zwei Ärzte bezahlt der Verein aus der eigenen Tasche. „Damit können wir eine nahtlose medizinische Versorgung unserer Bewohner gewährleisten“, sagt Karlheinz Frick. Derzeit bietet das Haus sieben Frauen und zwei Männern im Alter zwischen 40 und 70 Jahren ein Zuhause. Alle haben sie eine lange Geschichte, alle schwerwiegende psychische Krankheiten. Die meisten bleiben, bis sie eine andere Betreuungsform, etwa ein Pflegeheim, benötigen oder bis an ihr Lebensende. Die Betreuung wird vom Land über die Integrationshilfe finanziert, aber auch Spenden helfen bei der Umsetzung der gemeinnützigen Arbeit. Der Vorstand ist ehrenamtlich tätig.
Schulanwärtersystem
Karlheinz Frick zeigt stolz die kürzlich adaptierten Räumlichkeiten. Neuer Wintergarten mit Blick auf die Basilika, neue Küche: Das eine ist Freiraum, das andere wichtig fürs Alltagstraining, denn Struktur gibt den Menschen Halt. Frick wünscht sich mehr betreute Wohnmöglichkeiten auch für Menschen mit seelischen Handicaps. In zwei im Bau befindlichen Quartieren in Rankweil soll es sie bald geben. Ebenso wichtig wäre ihm jedoch eine Anpassung der Ausbildung im psychiatrischen Bereich. „In der derzeitigen Form gibt es zu wenig praktische Anleitung“, findet Karlheinz Frick. Er spricht sich dafür aus, die geriatrische und psychiatrische Krankenpflegeausbildung zu vereinen, an deren Ende ein interdisziplinäres Diplom steht. Dafür sollte das früher praktizierte Schulanwärtersystem als, jetzt allerdings bezahltes, Vorpraktikum wieder eingeführt werden. Die Zurück-zu-den-Wurzeln-Initiative könnte nach Meinung des pensionierten Schuldirektors dem drohenden Personalengpass im psychiatrischen Bereich entgegenwirken.