Februar der Zweitimpfungen

Nur jede dritte Impfung war eine Erstimpfung. Derweil kauft die EU mehr Impfdosen.
Wien In der Ordination Schnegg in Sonntag ist am Mittwochvormittag wie üblich Dienst. Die fünf Damen der Arztpraxis ließen sich frühestmöglich impfen (die VN berichteten). „Inzwischen haben wir auch alle die zweite Impfdosis erhalten“, versichert das Team rund um Ärztin Gerlinde Schnegg am Telefon – beide Dosen ohne Nebenwirkungen oder Beschwerden.
Wie den fünf Damen aus dem Großwalsertal geht es inzwischen über 10.800 Vorarlbergern. So viele erhielten mit Stand Dienstag bereits beide Impfdosen im Land. Bei 14.370 Impfungen in Vorarlberg seit Weihnachten sind dies nicht weniger als drei Viertel der bislang in Vorarlberg geimpften Personen. 7476 von ihnen erhielten ihre Impfung im Februar – allerdings wurden im selben Zeitraum nur 2229 erste Impfdosen ausgegeben. In dne österreichweiten Zahlen spiegelt sich dies wider: Von 213.566 laut E-Impfpass im Februar durchgeführten Impfungen waren 68 Prozent Zweitimpfungen. Gründe dafür sind die zu Anfang Monat berichteten Lieferverzögerungen und die Tatsache, dass die EU bei ihrer Einkäufen vor allem auf den recht günstigen Impfstoff von Astrazeneca setzte – welcher erst Ende Jänner zugelassen wurde.
Europa hinkt hinterher
Wenig verwunderlich hinken die europäischen Länder Vorreitern wie Großbritannien oder Israel hinterher: Während Israel jede zweite Person über 30 bereits impfen konnte, ist Malta mit sieben Erstimpfungen pro 100 Einwohnern EU-Spitzenreiter. Gegenüber France 24 sah Premierminister Chris Faerne dafür drei Gründe: Den Einkauf des Impfstoffes über die EU, die Bestellung von zwei Millionen Impfdosen bei einer halben Million Einwohner und die engmaschige Impf-Infrastruktur des Inselstaates. Die meisten EU-Länder liegen bei fünf bis vier Prozent, der Vergleich ist jedoch schwierig. Manche Länder berechnen die Impfquote im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung, andere zur impfberechtigten Bevölkerung. Die einen zählen nur verabreichte Dosen, andere wiederum ausgelieferte. In Österreich kommt hinzu, dass der elektrische Impfpass teilweise noch im Aufbau befindet. Es werden daher noch nicht alle tatsächlich getätigten Impfungen zeitnah wiedergegeben. Russland lockt wiederum mit Exporten seines Impfstoffes Sputnik V, konnte jedoch in dem halben Jahr seit dessen Zulassung nur etwa 1,5 Prozent seiner eigenen Bevölkerung damit schützen, wundert sich EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am Mittwoch.
EU auf Einkaufstour
Die EU-Kommission ist derweil wieder auf Einkaufstour, wie am Mittwoch bekannt wurde. Von Moderna kauft die EU 150 Millionen Impfdosen für 2021 mit der Option auf weitere 150 Millionen für 2022. Biontech und Pfizer sollen zusätzliche 200 Millionen zu den bereits vereinbarten 300 Millionen Impfdosen liefern. Beide Impfstoffe haben bereits eine Zulassung erhalten, jener von Johnson & Johnson noch nicht. Gleichzeitig entbrannte eine Debatte, ob der Patentschutz für diese Impfstoffe gelockert werden sollte. Die Produzenten halten dagegen, dass aufgrund der Komplexität der Produktion auch ohne Patentschutz nicht eine Dosis mehr auf den Markt käme.
Das Gesundheitsministerium rechnet damit, dass bis Ostern insgesamt zwei Millionen Impfdosen nach Österreich geliefert werden. Zwischen Weihnachten und Aschermittwoch erreichten mit 546.345 Impfdosen gerade einmal ein Viertel davon die Alpenrepublik. „Aktuell werden Hochrisikogruppen und die über 80-Jährigen außerhalb der Heime geimpft. Ab dem Sommer wird sich jeder impfen lassen können, der das möchte“, versichert das Gesundheitsministerium gegenüber den VN. VN-rau
„Mit bis zu 2,6 Milliarden Dosen werden wir in der Lage sein, nicht nur unseren Bürgern Impfstoffe zur Verfügung zu stellen.“