Pandemie sorgt für ausgestorbene Tourismusorte

Vorarlberg / 17.02.2021 • 18:00 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Pandemie sorgt für ausgestorbene Tourismusorte
Der Tourismus bleibt aus und damit auch die Saisonmitarbeiter. Das merken viele Gemeinden. VN/PAULITSCH

Die Saisonmitarbeiter fehlen, weshalb sich die Zahl der Zweitwohnsitze drastisch reduziert hat.

Schwarzach Ein Tourismusort trägt seinen Namen zu Recht. Ohne Touristen ist nichts los. Lech und Co. fehlen aber nicht nur die Gäste. Auch das Personal, das im Winter einen großen Teil der Bevölkerung ausmacht, ist heuer nicht da, wie ein Blick auf die Zweitwohnsitze zeigt. Im Winter vor einem Jahr lebten in Lech 4400 Menschen in einem Zweitwohnsitz. Heuer sind 1800 Menschen mit Zweitwohnsitz gemeldet. Umgekehrt sind grenznahe Ort und Städte im Rheintal mit einem ungewöhnlich starken Anstieg an Meldungen konfrontiert. Auch das hängt mit dem Coronavirus zusammen.

Das Meldegesetz unterscheidet zwischen Hauptwohnsitz und Nebenwohnsitz. “Ein Hauptwohnsitz ist dort, wo jemand behauptet, den Mittelpunkt seiner Lebensbeziehungen zu haben”, erklärt Gemeindeverbands-Geschäftsführer Otmar Müller. Wo das ist, kann jeder selbst entscheiden. Wer mehrere Wohnsitze hat, muss einen als Hauptwohnsitz melden. Das andere sind sogenannte weitere Wohnsitze, auch Zweitwohnsitze genannt. “Zweitwohnsitze tun niemandem weh”, betont Gerald Mathis vom Institut für Standort-, Regional- und Kommunalentwicklung (ISK). “Anders sieht es bei Ferienwohnsitzen aus. Die sind relativ teuer, brauchen viel Platz und bringen keine Wertschöpfung. Dazu zählen die ganzen Chalets.” Aus der Wohnungsstatistik ist die Unterscheidung nicht zu erkennen.

Rückgang im Land

Vorarlbergweit waren im vierten Quartal 2019 31.667 Zweitwohnsitze gemeldet. Ein Jahr später sind es 713 weniger. Erstmals seit 2016 geht die Zahl wieder zurück. Das liegt an den Tourismusgemeinden. In Schröcken hat die Anzahl an Zweitwohnsitzen um 68 Prozent abgenommen, in Lech um 58 Prozent. Damüls verzeichnet ein Minus von 46 Prozent, Warth von 38 Prozent und so weiter. In absoluten Zahlen ist Lech der absolute Spitzenreiter.Während in Schröcken statt 135 nur noch 43 Menschen per Zweitwohnsitz gemeldet sind, ging die Zahl in Lech von 4436 auf 1865 zurück. Zum Vergleich: 1594 Lecher haben einen Hauptwohnsitz gemeldet. Der Rückgang bei den weiteren Wohnsitzen hängt laut Bürgermeister Stefan Jochum mit den fehlenden Saisonmitarbeitern zusammen. Tourismusdirektor Hermann Fercher erzählt: “Einen Winter wie heuer hat niemand von uns bisher gekannt. Damit muss man umgehen lernen.” Dabei geht es nicht nur um finanzielle Aspekte. “Für viele ist es eine seelische Belastung.”

Viele Ferienwohnungen

Saisonmitarbeiter sind weg, übrig bleiben die Ferienwohnungen. 59 Tourismusgemeinden im Land müssen ein Ferienwohnungsverzeichnis führen, zuletzt sammelte die Landesregierung im Mai 2018 die Zahlen. Demnach gelten in Lech 42 Prozent aller Wohnsitze als Ferienwohnung. Der höchste Wert findet sich in Warth (65 Prozent), gefolgt von Schröcken (58 Prozent) und Bürserberg (51 Prozent).

Abseits des Tourismus sieht die Situation der Zweitwohnsitze anders aus. Die Gemeinde mit dem größten Zuwachs ist Viktorsberg, allerdings nur von 20 auf 34. Unter den Städten verzeichnet Hohenems mit einem Plus von 22 Prozent den stärksten Anstieg. 154 Zweitwohnsitze sind dazugekommen. Bürgermeister Dieter Egger macht zwei Gründe aus. “Das eine sind die Lebenspartner und Lebensgemeinschaften, die sicherstellen wollen, dass sie sich sehen können.” Bei den ersten Grenzschließungen war es Partnern aus einem anderen Land nicht erlaubt, einzureisen. Viele meldeten deshalb einen Zweitwohnsitz an. “Die Nähe zur Schweiz und zu Deutschland spielt da sicher eine Rolle”, erläutert Egger. Außerdem hätten sich vermehrt 24-Stunden-Pflegerinnen angemeldet. Diesen Trend bestätigt auch der Lauteracher Bürgermeister Elmar Rhomberg. Bei ihm in der Gemeinde gibt es fast ein Viertel mehr Zweitwohnsitze.

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