Stickerei und Architektur in einer Ausstellung

Lustenauer Stickereihäuser sind Thema im DOCK 20.
Lustenau Vom morgigen Freitag, 19. Februar, bis zum 18. April 2021 richtet eine Ausstellung des Historischen Archivs Lustenau den Fokus auf ein besonderes Lustenauer Bauerbe. Die Ausstellung „Bauerbe Lustenauer Stickerhäuser – Eine Bestandsaufnahme“ dokumentiert über 400 heute noch existierende Gebäude mit Stickereibezug, darunter viele sogenannte „Stickerhäuser“ aus der Lustenauer Gründerzeit. Anhand hochwertiger Fotografien der Bauobjekte sowie Reproduktionen von alten Bauplänen soll darin deutlich werden, wie die in Lustenau lange Zeit dominante Stickereiwirtschaft in den letzten 150 Jahren Architektur, Ortsbild und damit einhergehend die Lebenswelten in der Gemeinde prägte.
Dialog von Alt und Neu
Die beiden aktuellen Architektur-Fotografien von Lukas Hämmerle und Max Fetz treten in der Ausstellung in Dialog mit den historischen Dokumenten und Bauakten. Das aufwendige Display für die Ausstellung wurde von den Bühnenbildnern Valentin Hämmerle und Jan Klammer erarbeitet.
Das Rahmenprogramm zur Ausstellung setzt sich coronabedingt mit einem Fokus auf Veranstaltungen im Freien zusammen und wird laufend den aktuellen Auflagen angepasst. Jeweils tagesaktuelle Infos gibt es im Internet unter: www.lustenau.at/dock20. Ein über 500 Farbabbildungen enthaltender Katalog zur Ausstellung ist im DOCK 20 erhältlich.
Einen vertiefenden Blick zum Thema Stickerei vermittelt die Ausstellung „Eine kurze Geschichte der Vorarlberger Maschinenstickerei“ in den Räumlichkeiten des Vereins „Stickerei – Museum. Archiv. Kommunikation (S MAK)“ in der Hofsteigstraße 21 in Lustenau, wo Fotograf Lukas Hämmerle während des Ausstellungszeitraums weitere im Zuge des Dokumentationsprozesses entstandene Fotoarbeiten präsentiert.
Neue Verdienstmöglichkeit
Im Jahr 1840 wurde in der Schweiz die erste serienreife Handstickmaschine entwickelt. Die ersten beiden solchen Maschinen in Vorarlberg wurden 1869 in Lustenau aufgestellt. Aufgrund der guten Verdienstmöglichkeiten investierten bald viele Lustenauer in solche Handstickmaschinen.
Eine im Jahr 1880 – zehn Jahre nach der Einführung der Stickerei in Lustenau – von der Gemeinde erstellte Liste weist 333 Stickereiproduktionsstandorte aus. 13 dieser Gebäude existieren heute noch. Dabei handelte es sich ursprünglich um Bauernhäuser, deren genaues Entstehungsjahr oft nicht mehr eruiert werden kann, da keine alten Bauakten vorhanden sind. Während ein Teil dieser Häuser wohl bereits im 18. Jahrhundert oder noch früher erbaut wurde, kann ab 1835 bei einigen ein Baujahr in den darauffolgenden Jahrzehnten festgestellt werden.
Vorarlbergs Stickereizentrum
Die Stickerei löste in Lustenau schnell die vorher ebenfalls im Nebenerwerb betriebene Handweberei ab und bereits vorhandene Webkeller in den Bauernhäusern wurden nun als Sticklokale genutzt. Es erfolgten aber auch schon damals Anbauten, um die Stickmaschinen unterzubringen. Mit 476 Stück standen im Jahr 1880 rund ein Drittel der in Vorarlberg betriebenen Handstickmaschinen in Lustenau.