Thüringerberg bricht einen Rekord

Voranschlag und Investitionsvolumen waren noch nie so hoch.
Thüringerberg Die Gemeinde Thüringerberg hat heuer ein Rekordbudget verabschiedet. Das Haushaltsvolumen weist knapp 4,1 Millionen Euro (mit Übernahme des Vereins sogar 6,8 Millionen Euro) auf, wovon allein circa 2,2 Millionen Euro, also über die Hälfte, Investitionen sind. Bürgermeister Wilhelm Müller sagt: „Wir haben noch nie einen so hohen Voranschlag gemacht.“ Auf der anderen Seite hat die Gemeinde aber auch keine Rücklagen und 6,7 Millionen Euro Schulden.
Allein der Ausbau der Trinkwasserversorgung verschlingt heuer 1,875 Millionen Euro. Dafür muss die Gemeinde ein Darlehen aufnehmen. Im November 2019 habe man bereits mit dem Leitungsbau begonnen, an dem unter anderem auch Thüringen beteiligt ist. Die alte Wasserleitung war in die Jahre gekommen, immerhin hatte sie schon über 50 Jahre auf dem Buckel. In dieser Zeit ist auch die Einwohnerzahl gestiegen. „Der Durchmesser passt nicht mehr. Es hat sich technisch einiges verbessert“, erklärt der Gemeindechef. In diesem Zuge wurde auch der Hochbehälter erneuert. Im April werden die Arbeiten abgeschlossen sein.
Die Kanalerneuerung Außerberg ist mit 260.000 Euro veranschlagt. Zudem kommen drei Buswartehäuschen in Höhe von 35.000 Euro hinzu, damit die Fahrgäste nicht im Regen stehen müssen, während sie auf den Bus warten. Die Unterstände, die mit 14.000 Euro vom Land gefördert werden, werden an den bereits bestehenden Haltestellen Tankstelle, Maiern und Ob Maiern gebaut, um die Attraktivität des ÖPNV zu steigern, wie Wilhelm Müller erklärt. Die größte Einnahmequelle der Gemeinde sind eben solche schlüsselmäßigen Bedarfszuweisungen. Auch das Projekt Steinschlagschutz für das Birnenloch wurde mit einer Summe von 20.000 Euro in die Wege geleitet, wobei diese Kosten komplett gefördert bzw. von Dritten bezahlt werden. Das neue Gemeindeauto soll 16.000 Euro kosten. Weitere 10.000 Euro sind für das Quartiersentwicklungskonzept Postareal angedacht.
Neue Wohnungen auf Postareal
Letzteres ist ein großer Brocken, der auf die Gemeinde in den nächsten Jahren zukommen wird. Auf dem Postareal, welches sich schräg gegenüber dem Gemeindeamt befindet, steht noch das alte Gemeinde- und Postamt, das in Zukunft neuen Wohnungen weichen soll. Ein Quartiersentwicklungskonzept soll noch dieses Jahr in Auftrag gegeben werden. Darüber hinaus sollen demnächst die Bedürfnisse und Wünsche der Bevölkerung mithilfe eines Fragebogens oder bei einer öffentlichen Veranstaltung erhoben werden. Ebenso ist vorgesehen, heuer den räumlichen Entwicklungplan Thüringerberg abzuschließen. Dafür erhält die Gemeinde eine Förderung in Höhe von 21.000 Euro.
„Der Voranschlag liegt deutlich über dem normalen Haushalt“, sagt Wilhelm Müller. Normalerweise schwankt der Gemeindehaushalt zwischen 1,8 und 2,5 Millionen Euro, bei einem Investitionsvolumen zwischen 15 und 20 Prozent. Allein 1,8 Millionen Euro fließen aber dieses Jahr unter anderem in die zehn gemeindeeigenen Gebäude, in den Bauhof, die Feuerwehr, die Schule, den Kindergarten, die Verwaltung und in den Wasserversorgungsbetrieb, aber auch in die Vereine und Musikschule. Rechnet man alle Einnahmen und Ausgaben zusammen, kommt die Gemeinde 2021 auf ein leichtes Plus in Höhe von 17.200 Euro.
Voranschlag wird „aufgebläht“
Eine Besonderheit in diesem Jahr macht die Übernahme des Vereins zur Infrastrukturförderung aus, der 2009 im Zuge des Neubaus des Mehrzweckhauses gegründet wurde. Die Aufgabe des Vereines war die Errichtung und Verwaltung des Mehrzweckgebäudes mit der Feuerwehr und dem Kindergarten. Der Verein war vorsteuerabzugsberechtigt, die Gemeinde nicht. Für die Nutzung des Mehrzweckgebäudes zahlte die Gemeinde jeden Monat Miete (zuzüglich Umsatzsteuer) an den Verein. Am 1. Jänner jedoch ist der Verein wieder zurück an die Gemeinde gegangen; das Mehrzweckgebäude wird in den Haushalt mit aufgenommen. „Der Voranschlag wird dadurch aufgebläht“, erklärt der Bürgermeister. Die Gemeinde Thüringerberg übernimmt das Vermögen, aber auch alle Verbindlichkeiten des Vereins. So hat die Gemeinde zwar 2,7 Millionen Euro Vermögen in Form des Gebäudes und des Grundstücks dazugewonnen und sich in Zukunft die Miete gespart, jedoch auch die zwei Darlehen des Vereins in Höhe von rund 880.000 Euro übernommen. VN-JUN