Impflust ist eingeschlafen

Land will im zweiten Quartal mit einer Kampagne für Anschub sorgen.
Bregenz Den Anfang begleitete viel Euphorie. Kaum war die Vormerkplattform für die Covid-19-Impfung freigeschaltet, meldeten sich über 60.000 Impfwillige an. Das war am 18. Jänner. Vier Wochen später macht sich Ernüchterung breit. Es scheint, als habe sich ob der ungewissen Aussichten eine gewisse Impfmüdigkeit breitgemacht. Schon seit Längerem dümpeln die Vormerkungen in niedrigen Bereichen dahin. Auch Landeshauptmann Markus Wallner blieb die Entwicklung nicht verborgen. „Die schleppenden Lieferungen haben der ganzen Sache einen ordentlichen Rückschlag versetzt“, räumte er auf VN-Nachfrage ein. Klar sei, dass die Impfbereitschaft gesteigert werden müsse, um aus der Pandemie herauszukommen. Deshalb wird derzeit eine Impfkampagne vorbereitet, die im zweiten Quartal für den notwendigen Anschub sorgen soll. „Die Zahlen müssen deutlich nach oben“, bekräftigt Wallner.
Verzögerung und Ungewissheit
Aktuell sind rund 123.400 Personen für eine Impfung vorgemerkt. In dieser Zahl enthalten sind allerdings auch jene, die bereits geimpft wurden. Bleiben noch gut 108.200 von 332.000 Berechtigten, die derzeit offiziell auf eine Impfung warten. Das ist gerade einmal ein Drittel der Bevölkerung. Damit lässt sich die erforderliche Durchimpfungsrate von 60 bis 70 Prozent nur schwerlich erreichen. Markus Wallner denkt an den Impfstart im Dezember und Jänner, der nach holprigem Beginn die Stimmung doch noch beflügelte. Dann gerieten die Pläne ins Stocken. Es fehlte an Impfstoff. Die Vakzine flossen buchstäblich nur tröpfchenweise ins Land. Diese Verzögerungen und die Ungewissheit, wann die breite Bevölkerung tatsächlich zu Impfstoff kommt, sind nach Ansicht von Wallner die Hauptgründe für das Absacken der ursprünglich guten Anmeldequoten. „Die Erfahrungen der vergangenen Wochen waren dämpfend“, fügt er an. Damit sei der Pandemie nicht beizukommen. „Das ist zu wenig, da müssen wir mehr tun.“
Um die Impfbereitschaft wieder zu steigern, ist eine Impfkampagne in Planung sowie eine Impfplattform im Aufbau, die Aufklärung rund ums Impfen durch Experten liefern wird. Der Start ist für das zweite Quartal geplant. Gleichzeitig hofft Markus Wallner, dass sich der Markt so gestaltet, dass alsbald mehr Impfstoffe verfügbar und damit mehr Impfungen möglich sind. Die Ansage von Gesundheitsminister Rudolf Anschober, dass spätestens ab Sommer Impfstoff für alle da sei, hört der Vorarlberger Landeshauptmann zwar, aber: „Ich möchte, dass wir noch vor dem Sommer große Impfschritte machen können.“
„Nehmt den Impfstoff!“
Zuversichtlicher gestimmt ist Gesundheitsexperte Armin Fidler: „Wenn erst einmal genug Impfstoff da ist, um in der Fläche zu impfen, werden auch die Vormerkungen wieder steigen.“ Er erinnert an die anfängliche Skepsis, die sich aber schnell gelegt habe. In seinem Umfeld könne er jedenfalls keine Impfmüdigkeit ausmachen, sehr wohl jedoch herrscht seinen Aussagen zufolge eine gewisse Verunsicherung, was den Impfstoff von AstraZeneca betrifft. Fidler berichtet von zahlreichen privaten Anfragen, in denen Leute unter anderem wissen wollen, ob es ratsam ist, das Impfen zurückzustellen und auf einen besseren Impfstoff zu warten. Seine eindeutige Antwort dazu: „Nehmt den Impfstoff, den ihr am schnellsten kriegen könnt!“ Gesichert sei, dass AstraZeneca vor schweren Krankheitsverläufen und damit Hospitalisierungen schütze. „Und darum geht es doch.“ VN-MM