Moosbrugger fordert eine schärfere Herkunftskennzeichnung

Landwirtschaftskammerpräsident Moosbrugger sieht im Scheitern von „Bio mal zwei“ kein Problem.
Schwarzach Der Bauernbund dominiert die Landwirtschaftskammer und stellt mit Josef Moosbrugger den Präsidenten in Vorarlberg und Österreich. Im VN-Interview vor der Kammerwahl sprechen die Bauernbund-Kandidaten über den Schlachthof, die Herkunftskennzeichnung und den Preis.
Wie lautet nach einem Jahr Corona die größte Herausforderung für die Landwirtschaft?
Moosbrugger Die Situation auf dem Markt. Durch die Schließung der Gastronomie kommt es zu weiteren Marktverwerfungen. Die Preisbildung ist sehr herausfordernd. Gerade bei Spezialitäten merken wir, dass uns ein entscheidender Partner fehlt. Wir können nicht mit den Billigsten mithalten.
Kämpfen auch die Dienstnehmer mit Folgen der Coronakrise?
Malin Wir hatten zu Beginn ein großes Problem mit der Einreise von Erntehelfern aus dem Ausland. Die Krise hat gezeigt, wie wichtig Arbeitskräfte aus dem Inland sind. Regionale Produkte gehen mit regionalen Arbeitskräften einher. Und nur gesunde Betriebe können gute Arbeitsplätze bieten. In vielen Bereichen benötigen wir zudem spezialisiertes Personal.

Ist regionales und spezialisiertes Personal nicht wesentlich teurer?
Malin Nicht nur das Personal, sondern allgemein die qualitativen Anforderungen der Gesellschaft. Um sie erfüllen zu können, benötigt es entsprechende Preise. Da denke ich nicht nur an hohe Umweltstandards und Produktstandards, sondern auch an soziale Standards.
Moosbrugger Was wir nicht aushalten: Wenn man hohe Ansprüche an uns stellt, aber im Regal zum billigsten Produkt greift. Um im Regal unterscheidbar zu bleiben, brauchen wir die Herkunftsbezeichnung.
Warum gibt es die noch nicht?
Moosbrugger Ich habe das im Regierungsprogramm mitverhandelt. Der Gesundheitsminister setzt es bisher nicht um. Jetzt liegt ein sehr bescheidener Vorschlag für die Gemeinschaftsverpflegung auf dem Tisch. Ich bin da mittlerweile ungeduldig, deshalb habe ich diese Woche einen Termin in Wien mit Gesundheits- und Landwirtschaftsministerium und Rechtsexperten organisiert.
Die Grünen sagen, dass der ÖVP-Wirtschaftsflügel bremse.
Moosbrugger So wie es im Regierungsprogramm steht, ist es auch mit der Wirtschaft verhandelt. Und zwar, dass für verarbeitete Produkte bei Milch, Fleisch und Eiern eine Herkunftsbezeichnung bis zum Teller kommen soll.

Die Kammer erhält jährlich drei Millionen Euro für Leistungen, die sie im Namen des Landes erbringt. Der Leistungskatalog wurde nie hinterfragt, kritisiert der Rechnungshof.
Malin Ich weiß nicht, ob der Rechnungshof überall reinschauen kann. Kritik ist aber prinzipiell gut. Und sehr viel, was der Rechnungshof gefordert hat, wurde umgesetzt.
Die Prüfer kritisieren, dass wenig umgesetzt wurde.
Moosbrugger Wir sind coronabedingt bei manchen Dingen in Verzug geraten, nehmen sie aber ernst und werden sie umsetzen.

Warum wird es keinen landeseigenen Schlachtbetrieb geben?
Moosbrugger Ein eigener Schlacht- und Zerlegebetrieb geht aus wettbewerbsrechtlichen Gründen nicht, weshalb ein Kooperationsmodell angedacht ist. Die Schlachteinrichtung arbeitet unabhängig. Die Kooperation bei der Verarbeitung und Vermarktung bietet Möglichkeiten, die wir in Dornbirn nicht haben.
Der Schlachthof wäre öffentlich?
Moosbrugger In diese Richtung laufen die Gespräche. Es muss eine öffentliche Einrichtung sein, auch das Land wird seinen Beitrag zu leisten haben.
Und am Ende wird es ein Produkt der Metzgerei Walser?
Moosbrugger Es ist noch offen, wer und in welcher Form den Betrieb führt. Beim Endprodukt entscheidet der, der es bringt. Wenn die Vorarlberg Fleisch ein Produkt produziert, wird es unter dem Namen Vorarlberg Fleisch auf den Markt kommen. Auch jeder Private kann diese Dienstleistung nutzen.
Warum wurde das Ziel „Bio mal zwei“ klar verfehlt?
Moosbrugger Wir haben gezeigt, dass wir auf dem Biomarkt das abdecken können, was nachgefragt wird. Wir setzen aber nicht auf vorgegebene Zahlen und Ziele. Landwirte, denen der Markt nicht den Mehraufwand bringt, sind nicht gewillt, umzusteigen. Man vergisst oft, dass wir eine sehr nachhaltig orientierte Landwirtschaft haben. Der Abstand in der Attraktivität, um auf Bio umzusteigen, ist für viele einfach zu gering.
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