Pflege des Funken-Brauchtums

Sozialzentrum Bürs gestaltete ein Fest zum Funkenabbrennen.
Bürs Das Sozialzentrum Bürs wartet immer wieder mit innovativen Ideen auf. So auch am vergangenen Donnerstag, da wurde nämlich ein Funkenfest für die Bewohner initiiert. „Rituale und Feste, die im Jahreszyklus verankert sind, sind für ältere Menschen sehr wichtig. Sie bieten eine jahreszeitliche Orientierung und sind zudem eine willkommene Abwechslung zum Alltagsgeschehen“, erklärte Wolfgang Purtscher, Leiter des Sozialzentrums Bürs. Der Umzug zum Funken in Bürs mit den traditionsreichen Puma startete in vergangenen Jahren immer vor dem Sozialzentrum. Dieses Geschehen konnten die Bewohner von ihren Balkonen oder vom Vorplatz verfolgen und waren somit automatisch in die feierliche Stimmung mit eingebunden. „Die Stimmung war immer sehr fröhlich. Unsere Bewohner lebten auf, viele Erinnerungen an frühere Zeiten wurden geweckt“, ergänzt Purtscher.
Puma als traditionsreiches Erbe
Um das Funkenabbrennen auch heuer würdig gestalten zu können, wurde nach entsprechenden Inspirationen gesucht. Schlussendlich entschied sich die Heimleitung dazu, Filmbeiträge zum Funken in Bürs im Gemeinschaftssaal zu zeigen, es folgte zudem ein Vortrag von Ronald Rettenberger, Ehrenmitglied des Fastnatvereins Bürs und zugleich Puma-Meister. „Puma entstanden erstmals vor rund 200 Jahren. Das Wort stammt von ‚Pumerantschen‘, so wurden damals im Volksmund Orangen genannt.
Die Puma wurden früher in verschiedenen Dachböden in den Wohnhäusern in Bürs aufbewahrt. Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs werden diese nun über das Jahr geschützt in unserem alten Stallgebäude fachgerecht versorgt“, führte Ronald Rettenberger aus. Die ganze Familie Rettenberger habe sich intensiv mit der Pflege des Funken-Brauchtums beschäftigt.
47 Stück Puma sind derzeit im Bestand. „Früher war es eine besondere Ehre, ein Puma tragen zu dürfen. Mit teilweise bis zu 16 Kilogramm und einer Fläche von einem Quadratmeter war dies nicht immer ein leichtes Unterfangen. Wir haben zwar das Gewicht mit Gurten abgefangen, aber wenn Windböenkamen, musste der Umzug oftmals kurzfristig verschoben werden.“
Erinnerungen werden wach
Nach dem spannenden Vortag fand eine Rätsel- und Fragerunde statt. Die Bewohner beteiligten sich eifrig daran. Viele Erinnerungen wurden wach, es gab unter den Bewohnern auch einige ehemalige Puma-Träger. Auch Agnes Rettenberger, die Mutter von Ronald, lebt im Sozialzentrum Bürs. Sie wurde am Tag vor dem Funkenfest 94 Jahre alt. Der Geburtstag wurde im kleinen Kreis gefeiert. Bereits ihre Mutter und sie selber seien für die Kostüme der „Herren mit den Krägen“ zuständig gewesen. Diese Kostüme, die immer noch in Verwendung sind, bestehen jeweils aus Zylinder, Frack, roter Masche und eben langen Krägen. Ronald und sein Bruder Günter Rettenberger brachten einige Puma mit ins Sozialzentrum. „Wir haben auch schon zwei Mal hier eine Puma-Ausstellung veranstaltet, da sind dann auch Schulklassen gekommen“, erläutert Heimleiter Purtscher.
Im Laufe des Nachmittags begaben sich die Bewohner dann auf den Vorplatz des Sozialzentrums. Dort wurden traditionsgerecht Glühmost ausgeschenkt und „Funkaküachle“ serviert. Außerdem wurde in einer Feuerschale ein Minifunken samt kleiner Hexe, den Martin Mangeng hergestellt hatte, abgebrannt. Es herrschte eine sehr gute Stimmung – die Bewohner und auch das Pflegepersonal war sichtlich froh um die äußerst gelungene Abwechslung zur Alltagsroutine. BI
