Herrschaftlicher Ansitz mit Geschichte

Geschichte des Deuringschlössles geht bis ins 14. Jahrhundert zurück.
Bregenz Der Name des Erbauers, der das heutige Deuringschlössle in Bregenz Ende des 14. oder Anfang des 15. Jahrhunderts errichtete, ist unbekannt. Anfangs war es lediglich ein dreigeschossiges Herrenhaus, das an der Südwestecke der Oberstadt mit einem Abstand zur Stadtmauer positioniert war. Bekannt ist, dass das Anwesen 1539 Hans von Wolfurt gehörte, 1647 wurde es beschädigt, als die Schweden Bregenz einnahmen. Der Vorbau an der Nordwestfront markiert die Lage der einstigen Schlosskapelle, die später abgebrochen wurde.
1660: von Deuring kauft Anwesen
Die beiden Hoffassaden zeigen gekuppelte Fenster mit Sandsteingewänden und gemalten Umrahmungen aus der Zeit um 1600, die 1989 freigelegt wurden. Die unter den Fenstern angebrachten Allianzwappen gehen auf Jakob von Wolfurt zurück, der damit seine adelige Abstammung dokumentieren wollte. Sie wurden um 1610 angebracht. 1660 kaufte Johann Albert von Deuring das Anwesen.
Städtische Elite
Die Deurings waren reiche Holzhändler aus Bregenz, die in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts auf der Fluh und auf dem Blattach, einer Flur oberhalb der heutigen Schedlerstraße, zu Hause waren. Im Jahr 1512 wurde Gallus Deuring Bürger von Bregenz. Als Turmwächter versah er seinen Dienst auf dem Schelmenturm, dem mächtigen Bergfried der Burg in der Oberstadt. Drei Generationen nach der Einbürgerung zählten die Deuring zu den reichsten und mächtigsten Bregenzern. Gallus Deuring erhielt 1605 ein Wappen, 1621 wurden die Deuring in den rittermäßigen Adelsstand erhoben. Im ausgehenden 17. Jahrhundert gehörten sie zu einem kleinen Kreis der städtischen Elite. Der ab 1660 nunmehrige Besitzer des „Schlösschens“, Johann Albert von Deuring, vergrößerte den Ansitz während der kommenden 42 Jahre immer wieder, ließ den Zwischenraum zur Stadtmauer entgegen der Stadtverordnung überbauen und den erhöhten Rundturm ins neue Gebäude integrieren.
Albertusloch und Meißnerstiege
Der Geschützturm wurde aufgestockt und bekam eine Zwiebelhaube, später erfolgte ein Anbau an der Südostseite, und 1702 kam im Osten der Neubau eines „Torkels“ hinzu. Ein barockes Schmuckstück entstand, das eigentlich kein Herrenhaus mehr war, sondern mehr und mehr dem Schlösschen glich, welches heute noch ober Bregenz thront. Den kleinen Weg, der im Zickzack vom Thalbachtobel bis zum Schlössle führt und heute als (begradigte) Meißnerstiege bekannt ist, ließ ebenfalls Johann Albert anlegen. Es hieß das Albertusloch. Der Zugang ist heute noch vorhanden.
Kanzlei, Atelier & Restaurant
Bis 1801 blieb das Anwesen im Besitz der Familie. Zu diesem Zeitpunkt verstarb Freiherr Felix Thaddäus Rüpplein. Er war mit der Erbtochter der Familie Deuring verheiratet. Die folgenden Eigentümer waren der Landvogt und Kreishauptmann Johann Jakob von Vicari und 20 Jahre später k. k. Rentmeister Christoph Anton Kayser. Ihm diente das Deuringschlössle als Anwaltskanzlei. Der Schweizer Architekt Johann Anton von Tscharner-Merhart erbte nach dessen Tod das Schlössle. 1915 bekam das Innenleben des Hauses im Stil des Historismus ein neues Gesicht. 1927 wurde das Obergeschoss des ehemaligen Torkels in ein Künstleratelier, den Rittersaal, ausgebaut. Ab 1989 war das Deuringschlössle erste Adresse in Sachen gehobener Kulinarik, bis das Restaurant 2015 schließen musste. Heute ist das geschichtsträchtige Anwesen in Privatbesitz.
