Österreich schleppt Hohentwiel zum Check

Dampfer wird zum Sicherheits-Check rund einen Monat in Romanshorn bleiben.
Hard Noch steht der Saisonstart der Schifffahrt auf dem Bodensee in den Sternen – doch heute, Donnerstag, ist eine besondere Fahrt geplant: Der Raddampfer Hohentwiel wird vom MS Österreich in die Werft Romanshorn geschleppt – vertauschte Rollen sozusagen, denn im Sommer 2016 hatte die Hohentwiel das damalige Wrack der Oesterreich in die Fußacher Werft zur Restaurierung geschleppt. Dass der Dampfer im Schlepp und nicht aus eigener Kraft nach Romanshorn gelangt, hat organisatorische Gründe: es wäre wenig sinnvoll gewesen, die Hohentwiel für die nur kurze Fahrt betriebsbereit zu machen.
Ein Monat im „Trockenen“
Rund drei Jahre dauerten die Arbeiten an der Oesterreich – so lange wird die Hohentwiel nicht im „Trockenen“ bleiben müssen, aber rund einen Monat wird es schon dauern, bis die Techniker den stolzen Dampfer nach einer eingehenden Prüfung mit dem „Pickerl“ versehen wieder einwassern können. Im Zehn-Jahres-Rhythmus müssen Bodenseeschiffe einer Sicherheitsprüfung unterzogen werden – für die Hohentwiel wäre dieser Check schon im vergangenen Jahr 2020 fällig gewesen, coronabedingt wurde er jedoch verschoben. Dass der „TÜV“ für das Schiff so lange dauert, liegt an den höchsten Sicherheitsstandards, die der Hohentwiel-Verein für seinen stolzen Dampfer anlegt. Weil Sicherheit an erster Stelle steht, wurde der Dampfer 2010 nach den Kriterien des Germanischen Lloyd überprüft, der die „Hohentwiel“ seither stolz auf seiner Zertifikationsliste ganz oben führt.
Umfassende Revision
In der Romanshorner Werft werden aber nicht nur die Sicherheitsüberprüfungen vorgenommen, der Unterwasserbereich wird bei dieser Gelegenheit einer umfassenden Revision unterzogen, damit das Schiff für das nächste Jahrzehnt fit ist. Wie berichtet, wurde die Hohentwiel bereits an ihrem Liegeplatz im Harder Hafen umfassend gewartet. Um diese Arbeiten durchführen zu können, war der Dampfer eingehaust. Diese Einhausung ist nachhaltig ausgelegt, denn sie soll künftig in der Winterpause das Schiff besser gegen Unbill der Witterung schützen. Bisher waren nur Teile des Dampfers winterfest gemacht worden.
Organisatorische Herausforderung
Die Hohentwiel wird jedoch nicht nur technisch für die Saison vorbereitet, auch organisatorisch stehen Verein und Gesellschaft nach dem überraschenden Rücktritt von Adi Konstatzky vor einer großen Herausforderung. Interimistisch wird Benno Gmür die Geschäftsführung übernehmen. Als Vizepräsident des Verwaltungsrats der Schweizerischen Bodenseeschifffahrt (SBS) hat er ausreichend Erfahrung, die schwierige Situation – die durch Corona zusätzlich kompliziert gemacht wird – zu meistern.
Finanziell, so Vereinspräsident Josef Büchelmeier in seiner vorläufigen Jahresbilanz, müsse für 2020 mit einem Verlust von knapp 50.000 Euro gerechnet werden. Der Verein verfüge jedoch über ausreichend Reserven.
Tag des Dampfers fraglich
Anlässlich der Auswasserung im Jahr 2010 wurde den Freunden der Hohentwiel bei einem Tag der offenen Tür in der Romanshorner Werft die seltene Gelegenheit geboten, das Schiff umfassend – und vor allem auch von unten – in Augenschein zu nehmen.
Ob dies auch jetzt wieder möglich sein wird, hängt von der
Entwicklung der Coronasituation ab, ist jedoch nach derzeitigem Stand mehr als fraglich. Dabei könnten nicht nur seltene Einblicke in den Unterwasserbereich des Dampfers gewonnen werden. Auch die Werft, die vor einigen Jahren modernisiert und erweitert wurde und jetzt auch die über 80 Meter langen Fährschiffe Lodi und Tabor aufnehmen kann, würde sich präsentieren. STP

