Südafrika in Vorarlberg

Die ersten zwei Fälle der Coronavariante B.1.351 sind im Land aufgetaucht.
Bregenz Südafrika ist nicht nur das Land von Nelson Mandela am südlichen Ende Afrikas. Es ist auch das Land, in dem die Coronavirus-Variante B.1.351 im Oktober 2020 zum ersten Mal auftauchte. In Österreich grassiert sie schon länger, das Bundesland Tirol wurde wegen der Mutation fast abgeriegelt – ohne Test darf Tirol nicht verlassen werden. Nun ist die Variante auch in Vorarlberg angekommen: Ein junges Ehepaar aus Bregenz hat sich infiziert. Der Mann arbeitet in der Schweiz, er soll sich dort angesteckt haben.
Positiv getestet wurde das Paar erstmals am Montag dieser Woche. Es war kein Test als Pendler, auch kein Test für einen Friseurbesuch. Das Paar hatte Symptome und suchte deshalb seinen Hausarzt auf, berichtet Landessanitätsdirektor Wolfgang Grabher. Am Dienstag bestätigte der PCR-Test die Infektion. „Seit dem positiven PCR-Testergebnis sind sie in Absonderung“, fährt Grabher fort. Das Ehepaar zählte vier direkte Kontaktpersonen auf. Diese mussten als K1-Personen in Quarantäne. Nun würden alle K2 getestet, aber nicht abgesondert, wie Grabher ausführt. Weitere bekannte Fälle von B.1.351 gebe es bislang nicht. 151 Personen sind mit der Variante B.1.1.7 infiziert, die erstmals in Großbritannien auftauchte. Alle PCR-Tests werden auf Virusmutationen untersucht. Die Bestätigung, dass es sich bei dem jungen Ehepaar um die besagte Variante handelt, traf am Donnerstag ein. Die beiden Varianten sind ansteckender, vom Krankheitsverlauf her aber nicht gefährlicher, weiß man bisher.
„Eine Frage der Zeit“
In Wien liegt der Anteil der britischen Variante mittlerweile bei 55 Prozent. Tirol kämpft bekanntlich mit der südafrikanischen Variante. Auch in der Schweiz sind Mutationen auf dem Vormarsch. Für Gesundheitsexperte Armin Fidler ist es keine Überraschung, dass nun auch Vorarlberg betroffen ist. „Das war nur eine Frage der Zeit.“ B.1.1.7 gewinne bereits an Überhand. Wie sich die B.1.351-Variante durchsetzt, könne man noch nicht sagen. „Wir sehen in Tirol, dass die britische Variante offenbar über einen Ausbreitungsvorteil verfügt.“ Und die andere Mutation? Das könne man noch nicht sagen. „Bei der südafrikanischen Variante hat man versucht, sie massiv einzudämmen.“ Bei B.1.1.7 wisse man, dass die Impfung hilft und sie klinisch nicht auffälliger ist. „Bei der anderen wissen wir noch zu wenig.“
Es werde jedenfalls so weit kommen, dass die britische Mutation Überhand nimmt. „Im schlimmsten Szenario haben wir Ende März wieder eine Situation wie im November“, warnt Fidler. Auch Landessanitätsdirektor Grabher betont: „Die ganze Pandemie ist mittlerweile besorgniserregend.“ Die geringe Fallzahl im Land führe zur Nachlässigkeit. „Man sieht es überall. Das Auftreten solcher Varianten sollte uns vor Augen führen, dass es nicht vorbei ist.“
Dem Paar aus Bregenz geht es den Umständen entsprechend gut. Es habe milde Symptome, heißt es aus dem Landhaus. Mild ist aber Definitionssache: Die Erkrankten sollen mit Fieberschüben und Atemproblemen gekämpft haben. Mittlerweile gehe es ihnen aber schon wieder besser.
Text: Birgit Entner-Gerhold & Michael Prock