Von einem Extrem ins andere

Ende 2020 gab es mehr Sterbefälle als gewöhnlich, heuer waren es bisher viel weniger.
Schwarzach Im vergangenen Jahr hat es in Vorarlberg 3362 Sterbefälle gegeben. Das waren um knapp elf Prozent mehr als im Durchschnitt der vorangegangenen fünf Jahre. Ausschlaggebend dafür war die Corona-Pandemie. Das unterstreicht die Todesursachenstatistik, die am Freitag von der Statistik Austria veröffentlicht wurde. 150 Männer und 120 Frauen starben demnach explizit an einer Covid-19-Erkrankung; das waren acht Prozent aller Sterbefälle.
Corona führte zum überwiegenden Teil bei Älteren zum Tod. Oft waren sie bereits geschwächt: Knapp drei Zehntel litten an Bluthochdruck. Rund ein Fünftel hatte eine Nierenerkrankung, bei 18 Prozent wurde zusätzlich Diabetes, Herzschwäche oder eine demenzielle Erkrankung festgestellt.
Die meisten Sterbefälle insgesamt gab es in Vorarlberg Ende November, Anfang Dezember mit 107 in einer Woche. Das waren zwei Mal mehr als sonst um diese Zeit. Für den Gesundheitsexperten Armin Fidler war unbestreitbar Covid-19 ausschlaggebend dafür: „Es gab kein Erdbeben, keine andere Seuche, wir hatten im Prinzip nichts anderes, was die zusätzliche Mortalität erklären könnte.“
2021 gibt es in Vorarlberg plötzlich weniger Sterbefälle: Laut Statistik Austria handelte es sich in den ersten sechs Kalenderwochen bis Mitte Februar um 357. Im Vergleichszeitraum der Jahre 2015 bis 2019 waren es durchschnittlich 414. Marc Luy, Leiter der Forschungsgruppe Gesundheit und Langlebigkeit an der österreichischen Akademie der Wissenschaften, bestätigte unlängst im VN-Gespräch, dass es mehrere Gründe dafür geben dürfte.
Zum einen liegt die Spitze der zweiten Infektionswelle, mit der sehr viele Sterbefälle einhergingen, schon länger zurück; sie ist weggebrochen. Zum zweiten mache man immer wieder die Erfahrung, dass auf Zeiten mit wesentlich mehr, Zeiten mit deutlich weniger Toten folgen würden. Zum dritten macht sich ein Nebeneffekt der Kontaktbeschränkungen seit über einem Vierteljahr bemerkbar: Es gibt kaum Grippeerkrankungen. Im Jänner, Februar sorgt die klassische Influenza in gewöhnlichen Jahren für eine höhere Sterblichkeit als etwa in den Sommermonaten, wenn sie nicht kursiert. Heuer ist dieser Effekt kaum feststellbar. JOH
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