„Zigaretten nicht mehr so cool“

Raucheranteil bei Jugendlichen gesunken: Experte sieht neue Modeerscheinungen.
SCHWARZACH „Diese Entwicklung ist grundsätzlich sehr erfreulich“, sagt Kinder- und Jugendanwalt Michael Rauch: Immer weniger Stellungspflichtige greifen zur Zigarette. Das zeigen die Daten, die bei den Musterungen erhoben und von der Statistik Austria veröffentlicht werden. Bei den Geburtsjahrgängen 1996 und 1997 belief sich der Raucheranteil bei den jungen Männern aus Vorarlberg auf 39 Prozent. Beim jüngsten Jahrgang, für den Zahlen vorliegen (2001), handelte es sich nur noch um 25 Prozent. Auch österreichweit kam es zu einem Rückgang, nämlich von 36 auf 24 Prozent.
Rauchverbot in der Gastronomie
Das ist kein Zufall: Vor rund zwei Jahren trat nicht nur ein generelles Rauchverbot in der Gastronomie, sondern einige Monate davor auch ein solches für Jugendliche in Kraft; an sie dürfen seither keine Tabakwaren verkauft werden. Debatten darüber hatte es schon länger gegeben. Damit verstärkte sich ein Trend, wie Rauch feststellt: „Zigaretten sind nicht mehr so cool.“ Schon vor den Verboten ist der Raucheranteil gesunken.
Die Freude über die Entwicklung ist beim Kinder- und Jugendanwalt jedoch nicht ungetrübt: Es gebe weiterhin zu tun. „Prävention ist immer notwendig“, so Rauch im Gespräch mit den VN: „Daher ist es schmerzlich, dass die Angebote in der Pandemie ein Stück weit unmöglich geworden sind.“ Das gelte umso mehr, als der Konsum legaler, aber auch illegaler Substanzen aufgrund der persönlichen Belastungen, die mit den Beschränkungen einhergehen, zunehme.

Beim Verkaufsverbot gibt es laut Rauch im Übrigen noch Luft nach oben: Es werde noch nicht so gut stark eingehalten wie bei der Abgabe von Alkohol. Das wisse man von Testkäufen („Mystery Shopping“), die man gemeinsam mit der Suchtpräventionsstelle SUPRO durchführe in Vorarlberg. Im vergangenen Jahr wurden entgegen der gesetzlichen Bestimmungen in immerhin 23 von 64 Fällen Tabak- bzw. Nikotinprodukte an unter 18-Jährige verkauft. Abgesehen davon dürfe der sinkende Raucheranteil nicht darüber hinwegtäuschen, dass es ein Ausweichverhalten und neue Modeerscheinungen gebe. „Die Tabakindustrie ist sehr kreativ, bestehende Regelungen zu umgehen und Angebote zu schaffen.“ Von nordischen Ländern kommend habe sich eine Zeit lang Snus, ein Oraltabak, ausgebreitet, so der Kinder- und Jugendanwalt.
Gegenwärtig werde auf Produkte gesetzt, die mit Nikotin bedampft sind: „Als Kinder- und Jugendanwaltschaft sehen wir hier Reaktionsbedarf.“
Genauso wie in einem ganz anderen Bereich: Rauchen auf Spielplätzen gehöre verboten. Zum einem gehe es hier um die Vorbildwirkung der Erwachsenen. Zum anderen könnten herumliegende Zigarettenstummel, die Kinder in den Mund nehmen, zu leichten Vergiftungserscheinungen führen.