Bäume, Gärten und Landschaften

Hans Sturn aus Hörbranz über das Zauberhafte der Bäume und seine Galerie BLICKwARTE.
Hörbranz Die VN-Heimat präsentiert Maler und Bildhauer aus dem Bezirk Bregenz und ihre Arbeit.
Jeder Anfang, jeder Beginn des Zeichnens, des Malens ist etwas Zündendes. Ein erster Eindruck in eine geschlossene Fläche. Gleichgültig, ob es die geschliffene Oberfläche des Steins, die polierte Kupferplatte, eine strukturierte Leinwand oder eine feuchte Mörtelschicht für ein Fresko ist. Es ist der Beginn des Prozesses, der bis zum Druck, bis zum letzten Pinselstrich eine eigene Geschichte entwickelt.
Einzigartig
Einer der zahlreichen faszinierenden Künstler des Landes ist Hans Sturn, ein außergewöhnlicher Maler, Radierer und Lithograph. Er selbst ist viel zu bescheiden, dies zuzugeben, aber er ist der einzige noch lebende Künstler, der ein Fresko gleich den alten Meistern auf nassen Mörtel malen kann. Erlernt hat er dieses Handwerk nach seinem Studium an der Akademie für bildende Künste in Wien viele Sommer lang bei Sepp Mayrhuber, einem Meister der Freskenmalerei in Oberösterreich. Er erfuhr, wie Farbpigmente reagieren, wie schnell sie einziehen, beim Trocknen heller werden, lasierend oder deckend wirken – ein Wissen, welches heute im Verschwinden begriffen ist. Zu sehen sind diese ganz außergewöhnlichen Fresken in Hörbranz an den Wänden seiner Werkstätte Galerie „BLICKwARTE“.
Großes Talent schon als Kind
Wie viele Künstler war auch Hans Sturn schon in der Kindheit ein leidenschaftlicher Zeichner, bestärkt durch seinen Gymnasiallehrer Armin Pramstaller schaffte er die Prüfung auf die Akademie in Wien auf Anhieb. Dort hatte er großes Glück, kam in die Klasse des legendären Max Melcher. Dieser vermittelte den Schülern das Bewusstsein, an etwas „Einmaligem“ ohne Zeitdruck arbeiten zu dürfen. Er verwies immer wieder auf die Bedeutung von Ausdauer und Zeit, auf das Verweilen-Können bei einem Thema und dessen Weiterentwicklung bis zum Finden des eigenen Ausdrucks.
Bemühung um den Farbeindruck
All dies verinnerlichte Hans Sturn und lebt es bis heute in seinen Ölbildern, Radierungen und Lithographien. Sein Wunsch und Anspruch ist es, im Experimentieren mit den Materialien Erfahrungen aus einer Technik in die andere einfließen zu lassen und durch die Verbindung von Malerei und Grafik neue Ausdrucksmittel zu finden. Das Ergebnis sind Farben und feinste Grautöne, die sich aus dem Material heraus entwickeln, Farben, die so fein abgestuft sind, dass sie durch optische Mischung im Auge des Betrachters neue Eindrücke entstehen lassen.
Von Tenne zum Ausstellungsraum
Vor zehn Jahren hat sich das Ehepaar Sturn einen Traum erfüllt und aus einem landwirtschaftlichen Gebäude eine Werkstätte für Malerei und Druckgrafik sowie verschiedene Ausstellungsräume geschaffen. Der Blick aus den Fenstern ist jeweils ein eigenes Bild mit Blick in die Natur.
Die ehemalige Tenne ist ein großzügiger Ausstellungraum, der durch unterschiedliche Raumhöhen besondere Gestaltungsmöglichkeiten bietet.
Der Baum als Ursymbol
Hans Sturn malt, was er sieht, zuhause in seiner „BLICKwARTE“. Der Blick aus den Fenstern verändert sich stets. Die gesteuerten Zufälle beim Farbmischen entsprechen den sich wandelnden Wetterstimmungen der Landschaft. Wenn die wandernden Wetterfronten des Bodensees an die Berge stoßen, verändern sich Himmel, Wolken und Licht unaufhörlich. In dieser Landschaft sucht Sturn jene Momente, in denen plötzlich nach einem Regen der Himmel aufreißt, das Abendlicht schräg hereinfällt und eine Art Zauber entsteht. Auch wenn es Zufall war, dass Sturn gerade in diese Landschaft geboren wurde, so sind die Themen Bäume, Gärten und Landschaften doch eine bewusste Wahl seines künstlerischen Werks. Dazu verweist er auf sein Vorbild Emil Nolde und auf die wichtige Rolle des Gartens als umfriedetes Stück Land in der Religion, Philosophie und im Mythos – als Ideal, als irdisches Paradies, als Seelenwohnung und Ort des Rückzugs, den es zu erhalten gilt. yas

