Medizinpersonal nicht stärker gefährdet

Aktuelle Forschung im Land belegt kein höheres Ansteckungsrisiko für Covid-19.
feldkirch Das Ansteckungsrisiko für Mitarbeitende im Krankenhaus ist nicht höher als jenes in der breiten Bevölkerung. Das hat eine an den Vorarlberger Spitälern durchgeführte Studie ergeben, laut der 14 Prozent des Medizinpersonals ausreichend Covid-19-Antikörper ausgebildet hat. „Auch wenn die Datenlage insgesamt, gerade was die Infektionen im Zuge der zweiten Welle in Österreich betrifft, noch dünn ist, scheinen die Beschäftigten in den Krankenhäusern nicht stärker als die Normalbevölkerung betroffen zu sein“, fassten Projektleiter Privatdozent Andreas Leiherer, Epidemiologe und Virologe am VIVIT-Institut, sowie die Infektiologin und leitende Oberärztin an der Abteilung Innere Medizin II im LKH Feldkirch, Michele Atzl, die Ergebnisse zusammen
Forschungskooperation
Im Rahmen einer Forschungskooperation wurde im Zeitraum von Juni 2020 bis Januar 2021 das Vorkommen Covid-19-spezifischer Antikörper an den Spitälern analysiert. Konkret wurden insgesamt 400 Freiwillige untersucht, die in den Spitälern in Feldkirch, Bregenz, Bludenz, Rankweil und Hohenems beschäftigt waren. Die Forscher bestimmten bei ihnen den Anteil der Virus-spezifischen Antikörper, die an bestimmte Virusstrukturen binden. Dazu wurde den Probanden zu drei Zeitpunkten Blut abgenommen: im Juni 2020, im Herbst zu Beginn der zweiten Welle und zuletzt im Januar, als die zweite Welle abebbte.
Dabei konnten die Forschenden parallel zum starken Anstieg der Infektionszahlen draußen auch beim Medizinpersonal eine erhöhte sogenannte Seroprävalenz feststellen. Als Seroprävalenz wird die Häufigkeit des serologischen Nachweises spezifischer Antikörper zu einem bestimmten Zeitpunkt bezeichnet, die auf eine bestehende oder durchgestandene Infektionskrankheit hinweist. Bei den Untersuchten stieg sie von drei auf vier und schließlich auf 14 Prozent. „Vergleichsdaten aus der Normalbevölkerung in Österreich hätten für den letzteren Zeitpunkt laut einer Simulation der Technischen Universität Wien eine Seroprävalenz von 15 Prozent ergeben. In den Gesundheitseinrichtungen lagen die Werte damit sogar etwas niedriger“, erklärte Oberärztin Michele Atzl.
Funktionierende Prävention
„Die Studienergebnisse sind Beleg dafür, dass unser umfassendes Präventionskonzept funktioniert, wenngleich die Lage schwierig bleibt und die Dunkelziffer bei Neuinfektionen weiter reduziert werden muss“, konstatieren die Studienautoren. Eine Vorveröffentlichung der Arbeit ist bereits frei zugänglich. Der unabhängige Begutachtungsprozess läuft noch. Für dieses Projekt gab es einen Zuschuss der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft.
