Land zeigt privatem Testzentrum in Röthis die kalte Schulter

Betreiber empört. Land verweist auf vorhandene Kapazitäten bei Schnell- und PCR-Tests.
RÖTHIS Die Abwicklung von wöchentlich tausenden Covid-Schnell- und PCR-Tests im Land sorgt zwischen einem privaten Anbieter aus Niederösterreich, dem Land Vorarlberg und dem Roten Kreuz weiter für Unmut. Weil der Testauftrag im Rahmen einer Notvergabe ohne Ausschreibungen an das Rote Kreuz gegangen ist und eine spätere Ausschreibung den Anschein erwecken könnte, die Kriterien seien ganz auf die Rettungsorganisation abgestimmt gewesen, wurde mittlerweile das Landesverwaltungsgericht bemüht. Die Rechtsmittel hatte das Arbeitsmedizinische Zentrum (AMZ) eingelegt, das seit Anfang Dezember 2020 in Röthis eine private Teststraße betreibt. Deren Projektleiter Thomas Eggenburg wurde zudem mit einer Anzeige bei der Korruptionsstaatsanwaltschaft in Wien gegen das Rote Kreuz Vorarlberg und dessen Impfkoordinator Roland Gozzi aktiv (die VN berichteten). Vom Bund gratis zur Verfügung gestellte Antigentests sollen bei Firmen verwendet und verrechnet worden sein, so sein Vorwurf. Seitens des Roten Kreuzes wollte man sich dazu inhaltlich bisher nicht äußern. Es gilt für alle Beteiligten die Unschuldsvermutung.
Unverständnis bei Freiheitlichen
Die Fronten sind verhärtet. Das Land zeigt dem privaten Anbieter bisher die kalte Schulter. Dabei wächst der Bedarf an Testkapazitäten praktisch täglich. Vorarlbergs Landesregierung setzt bei den anstehenden Öffnungsschritten ganz auf Schnelltests. 85.000 könnten laut Auskunft der Landespressestelle derzeit wöchentlich durchgeführt werden. „Abhängig von der künftigen Teststrategie, welche derzeit mit dem Bund verhandelt wird, wird die zukünftige Testkapazität festgelegt“, heißt es weiter. Die ablehnende Haltung, alle vorhandenen Möglichkeiten auszuschöpfen, stößt bei der Opposition auf Unverständnis. Dabei könnten dadurch die Antigentests deutlich aufgestockt und die PCR-Tests beschleunigt werden. „Mir ist völlig unklar, warum ein Anbieter, der die entsprechende Qualität liefert, nicht mit offenen Armen empfangen wird“, kritisiert Vorarlbergs FPÖ-Chef Christof Bitschi. Wissend, dass man massiv mehr Testkapazitäten brauchen wird, werde ein Anbieter pauschal ausgeschlossen. „Das hat ein Gschmäckle“, befindet er.
Das Vorgehen des Landes stößt auch beim AMZ auf Unverständnis. Dabei sei man auf Verwaltungsebene zu Beginn tatkräftig unterstützt worden. Das Behördenverfahren für die Teststraße wurde übers Wochenende abgewickelt, aus dem Landhaus sei man damals ermutigt worden, in Vorarlberg Testkapazitäten aufzubauen, so Thomas Eggenburg im Gespräch mit den VN.
Zwei Roboter angeschafft
Jeder einzelne PCR-Test, den das Zentrallabor nicht machen müsse, sei ein Segen, erinnert er sich an ein Gespräch mit einem Abteilungsleiter. Davon will heute keiner mehr etwas wissen. „Wir wurden unter Vorspiegelung falscher Tatsachen nach Vorarlberg gelockt, um uns hier eine blutige Nase zu holen“, empört sich der AMZ-Projektleiter. Dabei könnte man nach eigenen Angaben bei der Pandemiebekämpfung tatkräftig unterstützen. In Röthis wurde ein modernes Labor aufgebaut, das auch zur Bestimmung von Mutationen geeignet ist. Dazu wurden zwei Roboter angeschafft. Bis zu 2000 PCR-Tests täglich wären machbar, weitere 10.000 Schnelltests ohne jegliche Vorlaufzeit, erläutert Eggenburg. Das Land habe aber lange Zeit lieber ein Labor in Salzburg beauftragt, mit Wartezeiten auf ein PCR-Testergebnis von 48 Stunden und mehr. In Röthis hätte es Ergebnisse schon nach drei Stunden gegeben.
Mittlerweile hat das Land aufgestockt. In Feldkirch können laut aktueller Auskunft täglich 1000 PCR-Tests ausgewertet werden, die Probenlaufzeit liege zudem bei knapp unter 24 Stunden. Damit können freilich nicht alle PCR-Tests selbst durchgeführt werden, wie Zahlen vom Mittwoch dieser Woche zeigen. Demnach mussten innerhalb eines Tages 1415 PCR-Tests in einem Labor ausgewertet werden.
Gerichte am Zug
Eine Entspannung im Konflikt zeichnet sich nicht ab. „Wir haben unserem Unmut Luft gemacht und Klage eingebracht“, sagt Eggenburg. Man habe sich ein faires Umfeld in Vorarlberg erwartet, aber keines vorgefunden. Jetzt müssten wohl Gerichte über Anspruch und die Schadenshöhe bestimmen. Das könne dauern. Am Ende könnte der Steuerzahler in ein paar Jahren für die Fehler einer Regierung 2021 zahlen müssen, so der Unternehmer aus Niederösterreich weiter.
