Pfleger schlug Betreuten krankenhausreif

Betrunkener rumänischer 24-Stunden-Betreuer verprügelte 70-Jährigen: 1600 Euro Strafe.
Feldkirch Es war sein 70. Geburtstag und der wurde gebührend gefeiert. Der in Feldkirch wohnhafte Pensionist lud mehrere Gäste ein, am Nachmittag gab es bereits Bowle, gegen Abend verließen die Geladenen die Feier wieder. Zurück blieben der Jubilar und sein 51-jähriger rumänischer Pfleger. Die beiden Männer tranken gemeinsam noch das eine oder andere Glas, schlussendlich brachte es die Pflegefachkraft auf 1,8 Promille. Doch dann kippte offenbar die Stimmung und es kam zu einem Streit. Angeblich habe der Rentner den Pfleger zuerst geschlagen, behauptet zumindest der rumänische Angeklagte bei der Verhandlung am Landesgericht Feldkirch. Jedenfalls teilte der 51-Jährige damals ordentlich aus.
Mit Fäusten attackiert
Der Großgewachsene schlug den wesentlich kleineren Pensionisten, der daraufhin stürzte. Danach kniete der Betrunkene auf den 70-Jährigen, schlug ihm mit Fäusten mehrfach ins Gesicht, bevor er aufstand und dem am Boden Liegenden noch mit den Füßen gegen die Rippen trat. Kurzzeitig sei er sogar ohnmächtig geworden, gibt der Pensionist als Zeuge an.
Der Rentner rappelte sich schlussendlich wieder auf, da packte ihn der Angreifer nochmals am Kragen und drohte ihm: „Wenn du die Polizei holst, bringe ich dich um!“ Das Opfer konnte gegen drei Uhr zu einer Nachbarin flüchten. „Ich bin so erschrocken, er sah furchtbar aus und jammerte sehr“, erzählt die Rentnerin im Zeugenstand. Sie rief Rettung und Polizei. Lichtbilder beweisen, dass der Hilflose grün und blau geprügelt wurde, Hämatome sind im ganzen Gesicht zu sehen. Zwei Tage blieb der 70-Jährige im Spital. „Ich habe heute noch Kopfweh, aber die Ärzte finden nichts“, erzählt der Rentner.
1500 Kilometer gereist
Der Angeklagte beteuert, sich kaum mehr erinnern zu können. Er trinke selten, damals aber offenbar zu viel. Der Mann, der inzwischen wieder in seiner Heimat war, reiste zum Prozess 1500 Kilometer an, um Verantwortung für sein Fehlverhalten zu übernehmen. Künftig wird er in Rumänien als Verkäufer arbeiten, acht Jahre war er zuvor als Pfleger tätig. Das Ganze tue ihm schrecklich leid, gibt er zu Protokoll. Der Krankenkasse muss er die 1600 Euro Unkosten ersetzen, dem Rentner will er 200 Euro Teilschmerzensgeld geben. Warum der bislang Unbescholtene, der sich voll geständig zeigt, so ausgerastet ist und so brutal zugeschlagen und getreten hat, bleibt unklar.
Schuldspruch
Die Richterin verurteilt den Angeklagten wegen versuchter schwerer Körperverletzung und Nötigung. Die Strafe: 1600 Euro, 800 muss der Mann bezahlen, die andere Hälfte ist auf Bewährung. Der Rentner hatte Glück, dass nicht mehr passiert ist, aber auch der Pfleger kann froh sein, dass seine Attacke keine schwereren Folgen nach sich zog. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.