AstraZeneca wirkt auch bei Älteren

Schwere Erkrankungen können laut Experten nahezu komplett verhindert werden.
Wien Der Impfstoff von AstraZeneca hat ein unbegründetes Imageproblem. Die Datenlage sei mittlerweile robust, erklärt Ursula Wiedermann-Schmidt, wissenschaftliche Vorsitzende des Nationalen Impfgremiums. Sicherheitsbedenken gab es seit der Zulassung des Impfstoffs durch die Europäische Arzneimittelagentur ohnehin nicht. Lediglich umfassende Auswertungen zur Wirksamkeit bei Über-65-Jährigen hatten noch gefehlt. Diese liegen nun vor. „In den vergangenen Tagen und Wochen wurden gleich drei sehr große Anwendungsstudien publiziert, die zeigen, dass der Impfstoff auch bei Älteren wirkt, um Erkrankung, Hospitalisierung und Tod zu verhindern“, erklärt Wiedermann-Schmidt. Das Nationale Impfgremium empfehle daher die Anwendung des Impfstoffes von AstraZeneca ohne oberes Alterslimit. So sehe es auch Zulassung der Europäischen Arzneimittelbehörde vor, heißt es in einem am Freitagabend veröffentlichten Schreiben des Impfgremiums.
Daten aus Impfaktionen
Die neuen Daten stammen vor allem aus den laufenden Impfkampagnen in England und Schottland. Demnach konnten mit dem Einsatz des AstraZeneca-Impfstoffs Krankenhauseinweisungen bei Personen über 80 Jahren schon wenige Wochen nach der ersten Dosis deutlich verringert werden. In Schottland lag die Reduktion nach 28 bis 34 Tagen bei 94 Prozent.
„Die Sicherheitsdaten aus allen Studien zum Impfstoff von AstraZeneca zeigen ein sehr gutes Sicherheitsprofil, die Mehrzahl der Nebenwirkungen waren leicht bis moderat und gingen binnen weniger Tage nach der Impfung vollständig zurück“, heißt es in der Fachinformation des österreichischen Impfgremiums. Bereits drei Wochen nach der ersten Dosis beginne die Schutzwirkung. Die zweite Dosis sollte vorzugsweise elf bis zwölf Wochen nach der ersten verabreicht werden.
Beim Impfstoff von Biontech/Pfizer und Moderna ist der Abstand zwischen den Stichen geringer. Während Impfreaktionen wie Müdigkeit, Fieber oder Gelenksschmerzen bei der ersten AstraZeneca-Dosis häufiger auftreten, sind sie bei den Impfstoffen von Biontech/Pfizer und Moderna eher bei der zweiten Dosis der Fall.
Die Deutsche Gesellschaft für Immunologie betont unter Verweis auf die bisherigen Studien, dass alle drei bisher zugelassenen Impfstoffe schwere Covid19-Erkrankungen nahezu komplett verhindern. VN-Anfragen an das Gesundheitsministerium zu den vorliegenden Daten blieben am Freitag unbeantwortet oder endeten mit einem Verweis auf die Webseite des Impfgremiums, wo diese nicht abrufbar waren.
Große Erleichterung
Dass nun auch das Mittel von AstraZeneca bei allen Erwachsenen in Österreich zum Einsatz kommen wird, könnte die Pandemiebekämpfung erleichtern. Ältere und Risikopatienten leiden bei einer Coronaerkrankung unter den schwersten Verläufen. Sind sie geschützt, entlastet das die Spitäler, was für die nächsten Schritte in Richtung Normalität maßgeblich ist. Bis spätestens April sollen alle Risikopatienten und Über-65-Jährigen ihre Impfung erhalten haben, sagt Bundeskanzler Sebastian Kurz. Wenn er mit Impfen an der Reihe sei – was noch ein wenig dauere – werde er gerne den Impfstoff von AstraZeneca nehmen, um zu zeigen, dass er diesem vertraue. Das hat der Kanzler schon einmal gesagt. Bereits im Jänner erklärte er, dem Mythos entgegenwirken zu wollen, dass Biontech/Pfizer der Mercedes und AstraZeneca der Skoda unter den Impfstoffen ist. VN-ebi