Unhygienisch, Austria!
Diese Woche brachte vieles, aber wenige klare Botschaften, auf die wir vertrauen können.
Made in Austria
Es fängt mit Grundsätzlichem an – nämlich, wo was hergestellt wird. “Made in Austria”, seit Günter Tolars gleichnamigem “Informationsquiz” im Fernsehen der 80er Jahre versteht man unter dem rot-weiß-roten Label jedenfalls österreichische Qualitätsprodukte.
Dass nur drei Masken in einem schmutzigen Keller in Niederösterreich ausgestanzt werden, aus einem Vlies, das es in Österreich nicht durch die Qualitätskontrolle geschafft hat, die dann mit 17 China-Masken auf einen 20er-Pack aufgebläht werden – das versteht man eben nicht als “Made in Austria”. So schildern es aber Mitarbeiter eindrucksvoll in Medienberichten. Das ist kein österreichischer Schulterschluss der vermeintlichen Paradeunternehmen Palmers und Lenzing AG zur “Hygiene Austria” – das stinkt mehr nach nationaler Bankrotterklärung. Durch familiäre Bande aus dem Büro des Bundeskanzlers in die Chefetage von Palmers sitzt der sich abzeichnende Skandal erneut unangenehm nah. So wie eine FFP2-Maske im Gesicht.
Laptop-Spaziergang
Von der Zuständigkeit der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKSta) zur Staatsanwaltschaft Wien: ebenfalls diese Woche wurden Details zur Hausdurchsuchung beim Finanzminister bekannt, die noch weniger vertrauensbildend sind, als die Hausdurchsuchung selbst. Noch näher für Kurz, noch unangenehmer. Dass sich Gernot Blümel nicht an seinen Dienst-Laptop erinnern wollte, ist unauslöschlich. Dass seine Gattin dann ausgerechnet den privaten, gemeinsam genutzten Laptop just dann im Kinderwagen spazieren fuhr, als die Polizei eingeritten ist, wäre jedem Drehbuchautor als zu kitschig aus dem Manuskript gestrichen worden. Vertrauensbildend? Fehlanzeige.
Drinnen oder draußen?
Ebenfalls keine klare Botschaft war die große Nachricht von der Gastronomie-Öffnung in Vorarlberg. Keiner will ein Duell zwischen Landeshauptleuten und Gesundheitsminister sehen, vor allem nicht mitten in einer Pandemie. Seit Anfang dieser Woche ist die vermeintliche Einigung auf testhalbe Öffnung der Gastronomie in Schwebe. Nicht etwa aufgrund steigender Zahlen, sondern weil die ÖVP die Gastronomie innen und außen öffnen will und die Grünen die Kultur, vor allem innen. Ob sich beides in Vorarlberg ausgeht, wo im Osten die Zahlen so stark ansteigen, darauf einigt sich Landeshauptmann Markus Wallner mit Gesundheitsminister Rudolf Anschober hoffentlich bis Montag.
Klare Botschaften, auf die man vertrauen kann. Gerade in Krisen wäre das so essentiell wichtig, über Parteigrenzen hinweg.
Gerold Riedmann
gerold.riedmann@vn.at
05572 501-320
Twitter: @gerold_rie
Gerold Riedmann ist Chefredakteur der Vorarlberger Nachrichten.
Kommentar