„Wenn ich das kann, dann kann es jeder“

Abschlussveranstaltung des Klimaexperiments „Paris-amKumma“.
Kummenberg Vier Wochen lang ausprobieren, was die Weltpolitik beschlossen hat: Im Oktober 2020 haben zwölf Haushalte in der Regio amKumma versucht, den in Paris von 195 Staaten beschlossenen Klimazielen möglichst nahe zu kommen. Im Rahmen der Abschlussveranstaltung vergangenen Freitag wurden nicht nur die Ergebnisse des Experiments präsentiert, stellvertretend für die Teilnehmer haben Ursula Fehle und Markus Eichhorner einen Forderungskatalog, der dazu beitragen soll, die Ziele des Klimaabkommens erreichen zu können, an Vertreter der Politik übergeben.
Ziel 100 Punkte pro Tag
Doch zunächst ein kurzer Rückblick: Nach der Evaluierung des Ist-Zustandes waren die zwölf Haushalte im Rahmen des Experiments aufgerufen, ihren Lebensstil vier Wochen lang anzupassen und möglichst klimaneutral zu leben. Dafür ließen die Teilnehmer, mit Unterstützung der Regio amKumma, das Auto auch mal stehen und stiegen etwa auf Rad und Bus um, testeten Elektroautos und Carsharing-Modelle, kauften Second-Hand und kochten mit regionalen Produkten. Als Kontrolle für den jeweils verursachten CO2-Ausstoß diente die App „Ein guter Tag hat 100 Punkte“. Die 100 Punkte repräsentieren das Treibhausgasbudget, das jedem Menschen pro Tag auf Grundlage des Pariser Klimaabkommen zusteht. Im Schnitt verbrauchten die Teilnehmer vor dem Start des Experiments lediglich 170 Punkte pro Tag und pro Kopf. Ein durchaus guter Ausgangswert, denn der österreichische Schnitt liegt bei 450 Punkten. Gemeinsam mit dem Energieinstitut Vorarlberg und Kairos – die das Projekt begleiteten – wurde nach Ablauf der vier Wochen analysiert, inwieweit das Pariser Klimaziel erreicht werden konnte, wo die Teilnehmer an ihre Grenzen stießen und welche Rahmenbedingungen es bräuchte, um die notwendigen CO2-Einsparungen zu erreichen.
Politik gefragt
Und das Ergebnis kann sich durchaus sehen lassen: Im Schnitt lagen die teilnehmenden Haushalte am Ende bei 128 Punkten, was einer Reduktion der CO2-Emissionen um etwa 24 Prozent entspricht. „Wenn ich das kann, dann kann es jeder“, erklärt Teilnehmerin Ursula Fehle, die, wie sie zugibt, vor dem Experiment eher weniger auf ihren Klimafußabdruck geachtet hat. In dieselbe Kerbe schlägt auch Markus Eichhorner: „Es war kein großer Verlust für uns, obwohl uns Corona dabei wahrscheinlich in die Hände gespielt hat.“ Nichtsdestotrotz, das Fazit der beiden Teilnehmer nach vier Wochen Experiment ist klar: Jeder Einzelne könne zwar Schritte in Richtung Klimaneutralität setzen, ohne Maßnahmen der Bundes-, Landes- und Gemeindepolitik gehe es aber nicht.


Ihre konkreten Wünsche, wie beispielsweise die Einführung einer CO2-Steuer, Ausbau von Radschnellverbindungen oder Verbesserungen im ÖPNV, haben die teilnehmenden Haushalte zusammengefasst und im Zuge der Abschlussveranstaltung an Staatssekretär Magnus Brunner, Landtagspräsident Harald Sonderegger, Umweltlandesrat Johannes Rauch und die Bürgermeister der Region amKumma, Markus Giesinger (Altach), Christian Loacker (Götzis), Gerd Hölzl (Koblach) und Rainer Siegele (Mäder), übergeben.