Wie Fitnessstudiobetreiber und ihre Kunden unter dem Lockdown leiden

Vorarlberg / 09.03.2021 • 19:00 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Wie Fitnessstudiobetreiber und ihre Kunden unter dem Lockdown leiden
Daniela Auer und Marco Joppi kamen nur für den VN-Lokalaugenschein kurz in ihr geliebtes Fitnessstudio. Aufs Trainieren müssen sie noch länger warten. VN/STEURER

Wer an Öffnungen denkt, denkt zuletzt an die Fitnessstudios. Das sorgt für Unverständnis bei den Betroffenen.

Dornbirn Daniela Auer blickt wehmütig auf die unbenutzten Geräte, die verlassen im riesigen Raum stehen. “Es ist schon so lange her, dass ich hierher kommen durfte. Dabei bräuchte ich das Training so sehr”, seufzt die sportliche 50-Jährige. Mindestens drei Mal die Woche kam sie ins “Magic Fit” in der Dornbirner Bildgasse, um ihren Körper zu stählen. “Für mich wird das versperrte Fitnessstudio auch mental langsam zum Problem”, räumt die zweifache berufstätige Mutter ein.

Seit 15 Jahren zählt Daniela Auer zu den wertgeschätzten Stammkundschaften im “Magic Fit”. Das Training hilft ihr, ihren chronisch schmerzanfälligen Rücken stabil zu halten. Zudem hatte sie vor einiger Zeit einen Bandscheibenvorfall im Halswirbel. Im Fitnessstudio konnte sie diese Probleme gezielt therapieren. Abgesehen davon, dass ihr die Sportausübung mit Gleichgesinnten viel Spaß macht. “Zu Hause kann ich das alles nicht machen. Und Laufen in der freien Natur ist zwar gut, aber kein Ersatz für das Studio”, will sie erwähnt wissen.

Wie das Wohnzimmer

Fast noch mehr darbt ob der geschlossenen Fitnessstätte Marco Joppi (40). Er ist seit 24 Jahren an diesem Ort, der früher “Sportpark” hieß. “Ich bin fünf Mal die Woche hier. Für mich ist das Magic Fit wie ein Wohnzimmer. Es ist sehr schlimm, so lange darauf verzichten zu müssen”, klagt der Werkzeugbauer aus Bregenz.

Seit Joppi an Arnold Schwarzeneggers Bodybuilding Gefallen fand, ist er süchtig nach Kraftsport. “Marco hat bei uns schon eine Inventarnummer”, scherzt “Magic Fit”-Besitzer Karl Schmelzenbach (51). Viel zu lachen haben er und Marco Joppi dieser Tage nicht mehr. “Ich habe mir zwar zu Hause ein Notstudio mit ein paar Geräten eingerichtet, aber das ist nicht dasselbe. Sobald es wieder losgeht, quartiere ich mich hier wieder ein”, gibt Joppi entschlossen zu Protokoll.

Bereit für vieles

Aber wann wird das sein? “Das wissen wir nicht. Ich weiß nur, dass wir auf der Prioritätenliste der Öffnungen offensichtlich gar nicht vorkommen”, bemerkt Schmelzenbach mit einem bitteren Unterton.

“In der Prioritätenliste für die Öffnung kommen wir offensichtlich gar nicht vor.”

Karl Schmelzenbach, Inhaber “Magic Fit”

Wie gerne würde er öffnen. Wie bereitwillig würden er und seine Mitarbeiter die elementaren Sicherheitsregeln erfüllen. “Wir verfügen hier über 4000 Quadratmeter. Selbst wenn 120 Leute hier sind, ist das Abstandhalten überhaupt kein Problem. Auch die Hygieneregeln würden wir genau befolgen”, sagt Schmelzenbach.

Karl Schmelzenbach würde gerne strengste Hygieneregeln in seinem "Magic Fit" einhalten. Wenn er nur öffnen dürfte. <span class="copyright">VN/Steurer</span>
Karl Schmelzenbach würde gerne strengste Hygieneregeln in seinem "Magic Fit" einhalten. Wenn er nur öffnen dürfte. VN/Steurer

19 Uhr schließen geht nicht

120 Kunden in seinem Fitnessstudio. Davon kann Karl Schmelzenbach in Zeiten wie diesen nur träumen. Seine derzeitige Realität: Leere Hallen, leere Kassen, keine Perspektive. “Wir erhalten derzeit 30 Prozent Umsatzersatz. Aber wir haben natürlich durch das Zusperren zahlreiche Kunden verloren. Und wenn der Betrieb wieder öffnen darf, dann werden viele Gäste zuerst ihre bereits bezahlten Leistungen konsumieren. Es wird weitere Monate dauern, bis wir wieder in einen profitablen Rhythmus kommen”, rechnet der Studio-Inhaber vor.

Inakzeptabel sei eine beschränkte Öffnungszeit nur bis 19 Uhr sowie Tests, die nicht älter als 48 oder 24 Stunden sein dürfen. “Um 19 Uhr herrscht hier gewöhnlich Vollbetrieb, und für Tests in diesem Umfang gibt es doch keine Kapazitäten”, erklärt Schmelzenbach.

Daniela Auer und Marco Joppi müssen sich noch länger gedulden.

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