In Tourismusschulen werden Klassen kleiner

Anmeldungen in allen Schulen des Landes sind für 2021/22 rückläufig.
Bezau Noch sei die Situation nicht dramatisch, aber über den negativen Trend müsse man sich ernsthaft Gedanken machen und Maßnahmen zum Gegensteuern ins Auge fassen, kommentiert Bildungsdirektor Andreas Kappaurer im Gespräch mit der VN Heimat die Anmeldezahlen für das Schuljahr 2021/22. Diese sind in allen auf Gastronomie und Tourismus ausgerichteten Schulen des Landes von Bludenz über Feldkirch, Rankweil, Hohenems und Bregenz bis Bezau gegenüber dem laufenden Schuljahr rückläufig.
Diese Entwicklung kam, so Kappaurer, nicht überraschend, denn Corona habe sich gleich mehrfach als Bremse für den Zulauf in Schulen für Gastronomie und Tourismus erwiesen.
Wechsel in andere Berufe
Betriebe in Tourismus und Gastronomie klagen seit Längerem nicht nur über den seit Monaten andauernden Lockdown, sie sehen auch mit Sorge, dass sich viele ihrer Mitarbeiter überlegen, in andere Berufe zu wechseln, weil sie dort bessere Perspektiven sehen, nennt der erfahrene Pädagoge eine über die Schulen hinausgehende Entwicklung, die alles andere als Stimmung für diese Berufe macht.
Attraktionen fallen weg
Einen wichtigen Grund für das sinkende Interesse an einer Ausbildung im Tourismus sieht Kappaurer in den großen Unsicherheiten. „Für Jugendliche ist es verlockend, dass ihnen dieser Schultyp Projekte und Praktika in Tophäusern im Ausland oder Austauschprogramme anbieten kann. Wir wissen, dass dies für Schülerinnen und Schüler sehr interessant ist, können sie doch im Rahmen ihrer schulischen Ausbildung auch andere Länder und Kulturen kennenlernen.“ Derzeit seien diese interessanten Angebote ausgesetzt und es sei nicht absehbar, wann hier wieder Normalität einkehren wird“, bedauert Kappaurer.
„Konkurrenz“ wird stärker
Einen weiteren Grund für rückläufige Schülerzahlen in der Gastronomie- und Tourismus-Ausbildung sieht Kappaurer in der stärker werdenden „Konkurrenz“, denn es sei ein klarer Trend zu Pflege- und sozialen Berufen feststellbar. Auch das Landwirtschaftliche Bildungszentrum ist im Werben um Schülerinnen und Schüler im Aufwind.
Präsentation unmöglich
Besonders hart würden Schulen für Gastronomie und Tourismus aber von dem Umstand betroffen, „dass es derzeit nicht möglich ist, sich mit Aktionen zu präsentieren und damit Werbung zu betreiben.“ Der Tag der offenen Tür, Schnuppertage, Prüfungsessen … „Natürlich sind Aktionen zur Präsentation auch bei anderen Schultypen coronabedingt erschwert, aber Tourismus- und Gastronomie-Schulen leiden viel mehr darunter, dass sie nicht zeigen dürfen, was sie zu bieten haben.“
Kappaurer weiß, wovon er spricht, hat er doch vor seiner heutigen Tätigkeit als Bildungsdirektor fast 30-jährige praktische Erfahrung als Lehrer und Direktor in einer Tourismusschule, die in Bezau im selben Haus neben der Höheren Lehranstalt für Tourismus und der GASCHT auch noch die Handelsakademie und die Werkraumschule anbieten kann, gesammelt.
Situation in Bezau
Dort bestätigt Dir. Mario Hammerer die Analyse seines Vorgängers: „Das Interesse für die Werkraumschule ist erfreulich, hier liegen genügend Anmeldungen vor, um im Herbst mit einer vollen Klasse beginnen zu können. Auch in der Handelsakademie sind wir mit den Anmeldungen zufrieden – ganz im Gegensatz zu den beiden anderen Schultypen Gascht und HLT, dort werden die ersten Klassen im Herbst leider kleiner als bisher üblich sein.“
Heuer wohl ohne Olympia
Corona hat die Bezauer Wirtschaftsschulen besonders hart getroffen, denn „ein Highlight in unserem Angebot, die Auftritte bei Olympischen Spielen für unser Gastro-Team im Österreich-Haus, fällt heuer wohl weg, nachdem die Veranstalter in Japan erst dieser Tage signalisierten, dass es Spiele ohne Fans werden. Auch aus der Einladung, mehrere Wochen auf der Expo in Dubai zu arbeiten, wird für unsere Schülerinnen und Schüler wohl nichts werden. Ganz abgeschrieben ist das Projekt zwar noch nicht, aber unsere Zuversicht schmilzt von Tag zu Tag.“ STP