Neuer Antrieb für Erneuerbare

Ausbaugesetz: Größerer Fördertopf, höhere Pauschale und Nachbarschaftsprojekte.
Wien „Erneuerbaren Ausbau Gesetz“ (EAG) klingt nicht sonderlich attraktiv. Aber es hat es in sich. Hunderte Millionen Euro stecken hinter Förder- und Investitionsprogramm. Bis 2030 soll Österreich so seinen Strombedarf gänzlich aus erneuerbaren Energiequellen in Österreich decken. Für Stromkunden wird es ein wenig teurer, gleichzeitig können sich Bürger aber zu Energiegemeinschaften zusammenschließen, um ihren eigenen Strom zu produzieren. Voraussetzung, dass das Gesetz von ÖVP und Grünen überhaupt beschlossen wird, ist eine Einigung mit der Opposition. Es fordert eine Zweidrittelmehrheit.
Eine Milliarde pro Jahr
Mehr erneuerbare Energie braucht auch mehr Kapazitäten. Sie müssen laut Bundesregierung um 27 Terawattstunden steigen. Das ist etwa die Hälfte dessen, was heute an erneuerbarem Strom produziert wird. Derzeit stammt rund 70 Prozent des Stromverbrauchs aus erneuerbaren Quellen.
Um 100 Prozent zu erreichen, wird bis 2030 jährlich eine Milliarde Euro in den Ausbau investiert. Gefördert wird Photovoltaik, Wind- und Wasserkraft sowie Biomasse und Wasserstoff.
Höhere Ökostrompauschale
Mehr Förderung für die Erneuerbare Energie heißt auch mehr Kosten, die am Ende von den Stromkunden getragen werden müssen. „Schon jetzt zahlt jeder über seine Stromrechnung einen Ökostrombeitrag“, erklärt Staatssekretär Magnus Brunner. Es wird ja schon investiert, rund 700 Million pro Jahr. Mit dem EAG steige das mögliche Fördervolumen auf eine Milliarde. Für einen durchschnittlichen Haushalt fallen damit pro Jahr rund 20 Euro zusätzlich an. „Die Höhe hängt davon ab, wann welche Projekte kommen“, hält der Staatssekretär fest. Außerdem müsse je nach Strompreis mehr oder weniger gefördert werden. Haushalte, die von der GIS-Gebühr befreit sind, müssen keine Ökostrombeiträge zahlen. Die Förderung erhält, wer sie abholt. Das kann vom Häuslebauer bis zum Windparkbetreiber jeder tun. Eine regionale Quote gibt es nicht, sagt Bundesrat Adi Gross. Er hat das Paket für die Grünen mitverhandelt. „Es gibt nur eine Technologiequote.“ Von den 27 zusätzlichen Terawattstunden sollen eine aus der Biomasse, fünf aus der Wasserkraft, zehn aus der Windkraft und elf aus der Photovoltaik stammen.
Sonnenenergie ist für private Haushalt besonders interessant. „Für kleine Anlagen bis zehn Kilowatt ist eine Fixvergütung vorgesehen. Man muss nicht mehr zittern, ob noch ausreichend Geld im Fördertopf ist. Das Schlimmste, das passieren kann, ist in Zukunft nur noch eine kleine Zeitverzögerung“, sagt Gross.
Energiegemeinschaften
Eine große Veränderung brächten die erneuerbaren Energiegemeinschaften, ist der Bundesrat überzeugt. So können sich einige Nachbarn zusammenschließen, gemeinsam eine PV-Anlage errichten und die Energie daraus beziehen. Das ginge auch in Kooperation mit einer Gemeinde oder der Feuerwehr. Die Gemeinschaften können sich in einem Verein oder einer Genossenschaft organisieren, erklärt Gross. „Wenn sich Tausende oder Zehntausende zusammenschließen, ist das eine Demokratisierung der Energiewende.“
Auch ein überregionaler Zusammenschluss ist möglich. Hier kann eine Gruppe aus unterschiedlichen Bundesländern in eine PV-Anlage investieren. Die Energie wird dann von ihnen genutzt. Außerdem ist es möglich, dass die Vorarlberger Studentin in Wien, Strom aus der PV-Anlage ihrer Eltern in Vorarlberg mitnutzt. „Werden Anlagen neu gebaut, ist es wichtig, dass die Gemeinden die baurechtliche Genehmigung so einfach wie möglich gestalten“, meint Gross. Österreichweit soll bis 2030 auf einer Million Dächern Strom erzeugt werden.
Potenzial für Vorarlberg
Brunner ortet für Vorarlberg viel Potenzial, nicht nur bei der Photovoltaik, auch im Bereich der Wasserkraft. Neben Neubauten würden auch Nachrüstungen gefördert. Die geplanten Wasserkraftprojekte im Land seien durch das EAG abgesichert. Wie die VN berichteten sollen sie in Zehnjahresschritten an der Meng, beim Kapf und in Lochau gebaut werden. VN-ebi
„Schon jetzt zahlt jeder über seine Stromrechnung einen Ökostrombeitrag.“

