Birgit Entner-Gerhold

Kommentar

Birgit Entner-Gerhold

Der steinige Weg zur Gastroöffnung

Vorarlberg / 15.03.2021 • 07:00 Uhr / 3 Minuten Lesezeit

Bregenz Einst wollte Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) einen “Sonderweg”, bekommen hat er eine „Modellregion“. Wie sich der Begriff für die ersten Öffnungsschritte verändert, verändern sich die Geschichten, wie es dazu kam. Unterm Strich hat sich Wallner durchgesetzt. Bei Tests und Sperrstunde für die Gastronomie musste er nachgeben. In Verhandlerkreisen wird erzählt, dass die Lockerungen überhaupt eine Zeit lang auf der Kippe standen. Ein Rückblick über die schwierigen Verhandlungen.

Heute, Montag, treten Lockerungen für Gastronomie, Kultur, Veranstaltungen, Jugendsport und außerschulische Angebote in Kraft. Weitgehend so, wie es der Landeshauptmann gefordert hatte – nicht zur Freude aller. Vor zwei Wochen preschte Wallner mit seinen Vorschlägen bei einer Sitzung mit seinen Amtskollegen, Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) vor und sorgte für hitzige Debatten. Einige Verhandlungsstunden später stand fest: In Vorarlberg wird am 15. März gelockert. Wie genau, erklärte Wallner nach der Pressekonferenz: vollständige Gastroöffnung, Selbsttests, mehr Kultur und Sportangebote.

Am Tag danach widersprach das Gesundheitsministerium. Es war überzeugt, dass nur das Datum der Lockerungen vereinbart wurde. Alles darüber hinaus sei Sache von Verhandlungen. Wallner widersprach vehement. Was wirklich an diesem Montag geschah, lässt sich schwer nachvollziehen. Nahezu jeder Anruf führt zu einer neuen Version. Die einen sagen, Bund und Länder hätten von Beginn an Lockerungsschritte im Indoor-Bereich paktiert. „Blödsinn!“, rufen andere, die Wallner vorwerfen, bewusst mit nicht akkordierten Details an die Öffentlichkeit gezogen zu sein. „Einspruch!“, entgegnet die andere Seite, die von einer vereinbarten breitflächigen Öffnung spricht. Der Protest gegen die Lockerungen in Vorarlberg sei in Vorarlberg entstanden. Womöglich habe das Gesundheitsministerium seine Finger im Spiel gehabt.

Aus anderen Bundesländern wird erzählt, dass lediglich der 15. März und die Bereiche besprochen worden sind. In der Gastronomie sei nur von Gastgärten die Rede gewesen. Ein Indiz ist, dass das Wort „indoor“ bei der Pressekonferenz nie gefallen ist. Ungewöhnlich war, dass es nichts Schriftliches gab. Kommen Verschärfungen oder Lockerungen, wird in der Regel kurz vor der Pressekonferenz eine Liste mit den neuen Maßnahmen an Journalisten ausgeschickt.

Gesichert ist, dass die Gespräche emotional verliefen. Ein Großteil der Landeshauptleute sei gegen eine Regionalisierung der Maßnahmen gewesen. Die Verhandlungen drohten zu scheitern. Am Ende hätte es aber eine Einigung gebraucht, um bei der Pressekonferenz nicht mit leeren Händen dazustehen. Jetzt ist fix: Heute wird geöffnet. Täglich bis 20 Uhr.

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