Ein großer Kämpfer und ein Held der Jugend

August Egle hat in seinem Leben viele Kämpfe gewonnen. Aber den gegen Corona hat er verloren.
Dornbirn Gustl, wie ihn die meisten nannten, erlag am 1. Jänner 2021 der neuen Lungenkrankheit. „Papa zeigte bis zum Schluss großen Kampfgeist. Er kämpfte drei Tage lang fest um sein Leben“, berichtet Tochter Dagmar (40). Der ehemalige Vizestaatsmeister im Boxen musste sich geschlagen geben. Aber sein Tod hatte auch etwas Befreiendes. Er erlöste den 74-Jährigen von seiner fortgeschrittenen Demenzerkrankung.
Bevor er krank wurde, genoss er sein Leben. „Papa war ein Lebemensch.“ Der Dornbirner feierte und lachte gern. „Er konnte einen ganzen Tisch allein unterhalten.“ Auch das Reisen bedeutete ihm viel. „Papa war ein Weltenbummler.“ Die Neugierde auf die Welt und aufs Leben gab er seinen drei Töchtern mit. „Er zeigte uns die Welt und dass diese nicht in Dornbirn aufhört. Wir waren zum Beispiel in Asien, Amerika, Hawaii und in Kenia.“ Dafür ist Dagmar ihrem Vater sehr dankbar. Denn: „Durchs Reisen wird man offener und der geistige Horizont weiter.“ Gustls Freiheitsdrang war groß. „Drei Mal sind wir mit Sack und Pack nach Kanada gereist und haben dort die Sommermonate verbracht.“ Sein außerordentlicher Freiheitsdrang machte sich bei ihm schon als Kind bemerkbar. „Papa war ein Spitzbub. Als Dreijähriger büxte er mit dem Dreirad aus und fuhr aufs Bürgle hinauf.“
Gustl war noch klein, als sein Vater starb. Seine Mutter steckte ihn mit zehn Jahren in ein Erziehungsheim in Tirol. „Das waren für Papa harte Jahre“, weiß seine Tochter Dagmar. Aber ihr Vater entdeckte im Internat das Boxen für sich. Als Handelsschüler trat Gustl dem Boxclub Dornbirn bei. „Insgesamt hat Papa mehr als 200 Kämpfe bestritten. Er machte sogar bei der Europameisterschaft mit und wurde Vierter.“ Das Boxen war Gustls große Leidenschaft. Aber auch die Familie zählte viel bei ihm. Mit 19 Jahren lernte Gustl Amanda kennen. Mit ihr gründete er eine Familie, mit ihr baute er sich ein neues berufliches Standbein auf, mit ihr verbrachte er fast 50 Jahre seines Lebens. Gustl hatte zunächst die Reinigung seiner Eltern übernommen. „Das war aber nicht seines und war für ihn nur ein kurzes Gastspiel.“ Sein Herzblut steckte er in die zwei Nachtlokale, die er mit seiner Frau in Hard und Ebnit betrieb. „Mama und Papa waren bei der Jugend die Heros. Mit der Eröffnung des ersten Hardrock-Clubs in Vorarlberg trugen meine Eltern dazu bei, dass viele eine schöne Jugendzeit hatten.“
Er war stolz auf seine Mädels
Die jungen Leute lagen Gustl am Herzen. Für sie gründete er eigens einen Boxclub. „Papa hat auffällige Jugendliche zum Boxen animiert und sie begleitet und gefördert.“ Dass seine Töchter Miriam, Silke und Dagmar in den Boxring steigen, wollte Gustl aber nicht. „Er hatte Angst, dass unser Gesicht verunstaltet wird, dass wir uns die Nase brechen.“ Doch seine Kinder durften ihn auf Boxkämpfe begleiten. „Er nahm uns und unsere Mutter überallhin mit.“ Gustl war mächtig stolz auf seine Mädels. „Sie sind so stark. Da braucht es keinen Sohn“, waren seine Worte, wenn man ihn auf sein Vier-Mäderl-Haus ansprach.
