Den Gelübden bis zum Tod treu geblieben

Schwester Karla widmete ihr Leben Gott. Im Tod hoffte sie ihm zu begegnen.
Wolfurt/Hall in Tirol Covid-19 raffte sie innerhalb von zwei Tagen dahin. Schwester Karla schlief im gesegneten Alter von 98 Jahren friedvoll ein. Ihre Hoffnung war es, dass sie im Tod Gott begegnet, dem sie ihr ganzes Leben gewidmet hatte.
Mit 17 Jahren stand für die Tochter eines Kleinbauern aus Wolfurt fest: „Ich gehe ins Kloster.“ Weil der Zweite Weltkrieg ausbrach und ihre älteste Schwester starb, musste Elsa Thaler – das war ihr Geburtsname – ihren Plan auf die lange Bank schieben. Ihre verstorbene Schwester hinterließ Zwillinge im Alter von sechseinhalb Jahren. Elsa übernahm mit Freude die Erziehung von Ingrid und Lotte. Erst als diese aus dem Gröbsten heraus waren, erfüllte sie sich ihren lang gehegten Wunsch.
Eine Allrounderin
1951 schloss sie sich den Kreuzschwestern an. Im Kloster in Hall wirkte sie mehr als zehn Jahre. Sie leistete dort als Hausoberin und Provinzrätin nach dem Krieg Aufbauarbeit. Das Provinzhaus war heruntergekommen, es galt, das Ordenshaus auf Vordermann zu bringen. Wohl keine hätte das besser gekonnt als sie. Denn ihre handwerklichen Fähigkeiten waren beachtlich. „Schwester Karla war eine Allrounderin. Sie hat zum Beispiel aus Rosshaar Matratzen gemacht. Außerdem konnte sie sehr gut Maschinenstricken und Handweben. Sie hat Teppiche und Bettvorleger gewoben und für uns Schwestern Jacken gemacht“, berichtet ihre ehemalige Mitschwester Veronika (80). Karlas Markenzeichen sei die Träger-schürze gewesen. „Diese hat sie zeitlebens getragen. In der Schürze trug sie eine halbe Werkstatt mit sich.“
Noch länger als in Hall wirkte Schwester Karla in Völs. Dort leitete sie 15 Jahre das Ferienhaus der Schwesterngemeinschaft. Die nächste Versetzung führte sie in ihre Heimat Vorarlberg. In Dornbirn führte sie den Haushalt für ihre Mitschwestern, die im Krankendienst tätig waren. 2002 trat sie ihren verdienten Ruhestand an und übersiedelte ins Pflegeheim St. Elisabeth in Hall.
“Elsa war eine zufriedene Frau. Sie hat nie gejammert und alles angenommen, was das Leben für sie bereithielt.”
Elsas Schwägerin Emma Thaler
Dort nahm sie bis ins hohe Alter am gesellschaftlichen Leben teil. „Wir haben oft gejasst. Das bedeutete ihr sehr viel“, erzählt Schwester Veronika lächelnd. Für sie war Schwester Karla ein Vorbild, „weil sie den Weg der Gelübde treu gegangen ist“. Schwägerin Emma Thaler (86) war von ihr als Mensch begeistert. „Elsa war eine zufriedene Frau. Sie hat nie gejammert und alles angenommen, was das Leben für sie bereithielt.“ Die beiden Frauen telefonierten hin und wieder miteinander. Emma weiß, dass Elsa den Schritt ins Kloster nie bereut hat. „Sie sagte zu mir, dass sie froh sei, im Kloster zu sein. Hier sei sie gut versorgt.“ Zuletzt vertraute sie Emma ihre innerste Überzeugung an: „Wenn ich nicht ins Kloster gegangen wäre, wäre ich nicht so alt geworden.“
Ab 20 Uhr übertragen VN.at und VOL.at, vorarlberg.at und der ORF Radio Vorarlberg live einen Gottesdienst zum Gedenken an die Coronaopfer mit Bischof Benno Elbs aus der Pfarrkirche St. Martin in Dornbirn.
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