Auf der Suche nach Antikörpern

Vorarlberg / 19.03.2021 • 19:20 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Für Geimpfte bieten die neutralisierenden Antikörper die Chance auf Ausnahmen von der Testpflicht. WISTO
Für Geimpfte bieten die neutralisierenden Antikörper die Chance auf Ausnahmen von der Testpflicht. WISTO

Die Nachfrage nach Antikörpertests steigt. Auch für Geimpfte ist er interessant.

Schwarzach Gerald Mathis war einer der Ersten. Vor fast einem Jahr infizierte sich der Fußacher mit dem Coronavirus. Seine Krankheit liegt zu lange zurück, um eine Ausnahme von der Testpflicht zu erhalten, die seit Anfang Woche in Vorarlberg für Kultur- und Gastronomiebesuche gilt. Jemand, der eine Coronainfektion übersteht, ist sechs Monate lang davon befreit. Zum Nachweis reicht der Quarantänebescheid der BH. Es gibt noch eine weitere Ausnahme: Menschen, die ihre Immunität mit einem Nachweis von neutralisierenden Antikörpern beweisen können, müssen sich drei Monate lang nicht testen. Mathis lässt sein Blut untersuchen. Und siehe da: Er ist immun. Für Geimpfte ist keine Ausnahme von der Testpflicht vorgesehen. Dieser Antikörpertest könnte ihnen aber die Möglichkeit bieten.

Antikörpertest ist nicht gleich Antikörpertest. „Der für die Immunität aussagekräftigste Test ist jener auf spezifische T-Zellen“, erklärt Dr. Nikolaus Wick vom gleichnamigen Labor in Innsbruck und ärztlicher Direktor des Instituts Stangassinger in Dornbirn. Dabei werden Zellen gesucht, die letztlich die Virus-infizierten Zellen töten. „Erst dieser Test kombiniert mit einem Antikörpertest würde den Immunstatus vollständig beschreiben“, ergänzt Wick. Der T-Zellen-Test sei allerdings nicht massentauglich. Auch der Test auf neutralisierende Antikörper ist aufwendig. Man ahmt im Labor eine Infektion nach, was bis zu zehn Tagen dauern kann. Nur wenige Labore in Österreich können das. „Auch dieser Test ist für den Alltag also nicht brauchbar.“ Die Ausnahme in der Verordnung ist laut Wick deshalb noch nicht besonders wirkungsvoll.

Tests nun alltagstauglich

Zumindest bislang: Nun sei eine alltagstaugliche Lösung gefunden worden, und zwar mit einem Surrogat-Test. Das Resultat entspreche einem neutralisierenden Antikörpertest. Er erfülle die erforderlichen Kriterien und kann breit eingesetzt werden. Das biete Geimpften die Chance, sich drei Monate von der Testpflicht befreien zu lassen. Das Labor habe in den letzten Wochen schon mehrere Hundert Tests gemacht, bei Patienten nach einer Erkrankung sowie nach Impfungen habe er bestens funktioniert, sagt Wick. „Aber man sollte auf keinen Fall den Schluss ziehen, dass man sich auch bei einem Nachweis nie mehr testen lassen soll. Beim Besuch der Großmutter würde ich es trotz Antikörper tun, da noch nicht geklärt ist, ob diese Antikörper vor einer Weitergabe schützen.“

Die Nachfrage nach den Tests steige, erklärt Sarah Forster vom Dornbirner Labor Stangassinger. „Es gibt bereits mehrere Vorarlberger, die sich über uns im Speziallabor von Dr. Wick testen lassen, Tendenz steigend. Vor allem aufgrund der Impfungen steigt die Nachfrage für die neutralisierenden Antikörper.“ Der Aufwand ist überschaubar. Ein Hausarzt nimmt Blut ab und einmal pro Woche fährt ein Transport nach Innsbruck. „Wenn das Blut einmal im Transport ist, dauert es noch circa drei Tage, bis wir ein Ergebnis erhalten“, sagt Forster. Kosten: Blutabnahme plus 65 Euro fürs Labor. Auch für Menschen, deren Infektion über sechs Monate zurückliegt, ist der Test interessant. Theoretisch lässt er sich alle drei Monate wiederholen, bis der Immunschutz abnimmt. Wick betont: „Wir wissen nicht, wie lange das dauert. Wir haben ja erst zwölf Monate Erfahrung.“

Eine Frage ist indes noch nicht geklärt: Ob der angebotene Test Ärzte wirklich ermächtigt, ein Attest auszustellen, oder ob es der richtige Test auf neutralisierende Antikörper sein muss. Die Ärztekammer pocht jedenfalls auf eine Klarstellung im Gesetz, damit auch der Surrogat-Test gilt.

„Meine Infektion liegt schon lange zurück. Aber ich bin immer noch immun, zeigt der Antikörpertest.“