Unsentimental und bezaubernd

Bregenz Die Lesung aus ihrem neuen Roman „Vati“ ist die Fortsetzung von Helfers großem literarischen und kommerziellen Erfolg „Die Bagage“, in dem sie ihre eigene intensive, berührende Familiengeschichte thematisiert, die unter die Haut geht. Ihre Fortsetzung „Vati“ ist auf intensive und zugleich zurückhaltende Weise mindestens ebenso lesenswert.

Zum Inhalt von „Vati“

Komik und Absurdität liegen in „Vati“ eng beieinander. „Wir sagten Vati. Er wollte das so. Er meinte, es klänge modern. Er wollte vor uns und durch uns einen Mann erfinden, der in die neue Zeit hineinpasste.“ So beginnt dieser Roman und die „neue Zeit“ beginnt nach dem Zweiten Weltkrieg. Vati ist beinahe ein Schreckenswort, hart, ohne Zärtlichkeit, anders als das weiche Papa. Und Vati verlangte, dass die Kinder zu ihrer Mutter nicht Mama, sondern Mutti sagten. Nicht nur das wird ihm nicht gelingen. Man müsse, sagt die Ich-Erzählerin in ihrem neuen Roman, „nicht alles wissen, und wenn man nicht alles weiß, kann man es beim Erzählen schöner machen, als es war“. Der Vater steht vor allem als Mann im Mittelpunkt, der Bücher wie Schätze hütet. Seine Hingabe zu Büchern ist existenziell, eine Liebe, die er an seine Tochter weitergegeben hat, und die, auf völlig unterschiedliche Weise, beider Leben bestimmt.

„Vati“ ist eine Geschichte mit so viel Wärme, Ehrlichkeit und Schwere. Richtig nahe ist Monika Helfer ihrem Vater nie gekommen, zu verschwiegen war er. Da sind Verletzungen geblieben, aber auch eine Liebe. Als sie 18 Jahre alt war, hatte der Vater sie gefragt, was sie sich vom Leben wünschte: „Ich antwortete, und das nicht, um ihm einen Gefallen zu tun, sondern weil es die Wahrheit war: Ich wünsche mir, dass irgendwann auf einem Buchrücken mein Name steht.“ Der Vater hat das noch erlebt. Das Buch seiner Tochter stellte er stolz ins Regal. yas