Welt-Down-Syndrom-Tag: Diese Vorarlberger sind mehr up als down

Am 21. März stehen Menschen mit Trisomie 21 im Mittelpunkt. Die VN begleiteten sechs junge Menschen in ihrem Alltag.
Schwarzach Der 21. 3. symbolisiert das dreifache – statt normalerweise zweifache – Vorhandensein des 21. Chromosoms. Daher wird jedes Jahr am 21. März der Welt-Down-Syndrom-Tag begangen. Nicht nur, aber besonders an diesem Tag soll die Stimme von Menschen zur Trisomie 21 noch mehr gehört werden. „Wir wünschen uns von der Gesellschaft ein selbstverständliches Miteinander“, sagt Gabriela Meusburger, Obfrau der Arbeitsgruppe Down-Syndrom Vorarlberg. Unter dem Motto „Mehr up als down“ begleiteten bekannte Vorarlberger Persönlichkeiten sechs junge Menschen mit Down-Syndrom in ihrem Alltag, um auf Menschen mit dieser Behinderung aufmerksam zu machen: „Es soll ihre Lebensfreude gespürt werden“, erklärt die Obfrau. Die Arbeitsgruppe ist Anlaufstelle für betroffene Familien. Dort erhalten sie Unterstützung. Es werden Treffen organisiert, Sportmöglichkeiten sowie Workshops und Vorträge veranstaltet. Derzeit gibt es 120 Mitgliederfamilien und etwa 50 Förderer. Interessierte können sich unter www.vbg.down-syndrom.at für eine Mitgliedschaft anmelden.
Die VN begleiteten die portraitierten Menschen im Winter 2019/2020 vor Ausbruch der Coronapandemie. Auf den Fotos sind daher keine Masken und Abstände zu sehen.
Lynn Kofler: Pistengaudi mit Olympiasiegerin

Einmal mit einer Olympiasiegerin gemeinsam über die Pisten wedeln: Lynn Kofler und andere Mitglieder des Down-Syndrom-Vereins konnten genau das mit Anita Wachter-Salzgeber am Kristberg erleben. Die achtjährige Lynn hat das Skifahren beim WSV Wald am Arlberg gelernt. Das fröhliche Mädchen genießt die Skitage mit der ganzen Familie und freut sich, dass sie jedes Jahr besser und schneller fahren kann. Gemeinsam mit Papa Stefan, Bruder Lennox (6) und den Großeltern Karin und Hermann wohnt Lynn in Dalaas. „Lynns offene Art, wie sie unvoreingenommen auf jeden zugeht, macht sie zu etwas ganz besonderem“, sind ihre Eltern überzeugt. Auch Anita Wachter-Salzgeber zeigt sich beeindruckt: „Ein traumhafter Tag für mich, umgeben mit wundervollen Menschen, denen aller Respekt gebührt“, bringt sie es auf den Punkt.



Magdalena Stahl: Das Glück zum Anfassen

Für Magdalena Stahl (12) liegt das Glück der Erde auf dem Rücken der Pferde. Zu der Hippotherapie des aks ging sie immer voller Freude und Stolz. „Das Therapiepferd Clooney war ihr sehr wichtig und vertraut. Mit ihrem Therapeuten und der Pferdeführerin hatte sie jede Menge Spaß und fühlte sich sicher“, erzählt Magdalenas Mama Simone. Auch mit Pferd Danny von Spitzenreiter Christian Rhomberg, den Magdalena besuchen durfte, fühlte sich die 12-Jährige wohl. Mutig probierte sie neue Sachen auf dem Rücken des Pferdes aus und war sichtlich stolz, das Erlernte zu zeigen. „Magdalena ist sehr begeisterungsfähig, offen für Neues und ist gerne unter Menschen. Außerdem ist sie in vielen Belangen sehr selbstständig, was ihr auch wichtig ist.“



Konstantin Fröhlich: Ein Schritt in Richtung Selbstständigkeit

Konstantin Fröhlich (24) macht seinem Namen alle Ehre. Wer dem Feldkircher begegnet, dem sticht seine Lebensfreude ins Auge. „Er steht jeden Morgen gerne auf und freut sich auf den Tag“, erzählt seine Mama Ingrid Nägele. Seine Tage verbringt er gerne in der Werkstätte Nofels. Den Weg dorthin meistert Konstantin, ausgerüstet mit Warnweste und Verkehrskelle, mit Bus und zu Fuß selbstständig. „Er ist auch sehr motiviert bei allen Tätigkeiten, die er fähig ist zu tun und lernen kann“, erzählt Nägele. Konstantin liebt es, mit anderen zusammen zu sein, ganz besonders, wenn er sich trotz seiner eingeschränkten Kommunikationsfähigkeit einbringen kann. VN-Chefredakteur Gerold Riedmann besuchte Konstantin Fröhlich in der Werkstätte Nofels und zeigt sich beeindruckt: „Er ist leuchtendes Vorbild in Sachen Mut, Neugierde und Lebensfreude. Ich bin froh, ihn ein kurzes Stück seines Weges begleitet haben zu dürfen.“



Baric Gürsel: Hoch hinaus zu mehr Selbstvertrauen

Baric Gürsel (23) liebt das Klettern. Obwohl er sich gerade zu Beginn fürchtete: „Am Anfang hat er noch gezittert“, erinnert sich seine Mutter Nursel an die Zeit, als Baric zum ersten Mal klettern war. Der Klettersport erfordert Mut. Trotz seines Handicaps konnte Baric die Angst überwinden und genügend Selbstvertrauen aufbauen, um in die Halle zu gehen. „Wir haben viele Sportarten probiert. Viele Dinge sind durch das Down Syndrom leider nicht möglich, aber beim Klettern ist er geblieben.“ In erster Linie gehe es auch nicht darum, verschiedene Schwierigkeitsgrade zu klettern, sondern vor allem stehe der Spaß im Vordergrund. Spaß hatte der Mäderer auf alle Fälle auch gemeinsam bei einem Klettertag mit Beat Kammerlander. Der 62-Jährige gehört seit Jahrzehnten zu den weltbesten und bekanntesten Persönlichkeiten der internationalen Kletterszene.



Martina Galehr: Mit Fröhlichkeit bei der Arbeit

Dass ein selbstbestimmtes Leben auch mit Down-Syndrom möglich ist, beweist Martina Galehr (21). Sie arbeitet im Landeskrankenhaus Bludenz, wo sie Botengänge übernimmt, Post verteilt und vor allem jede Menge gute Laune verbreitet. Am liebsten hilft die Schrunserin in der Küche des Krankenhauses bei Küchenchef Manfred Schultes mit. Glücklich war Martina Galehr im vergangenen Jahr über die digitale Vernetzung: Das Karatetraining und die Lernstunde des IfS konnte sie via Zoom besuchen. Die Proben der Jugendfeuerwehr konnten leider nicht stattfinden. Gelegentlich schimpft die 21-Jährige dann: „Blödes Corona!“ In vielerlei Hinsicht ist sie wie die meisten Menschen, beschreibt Mutter Christiane ihre Tochter: „Wenn man ihr genügend Zeit lässt, bewältigt sie den Alltag mit großer Selbstverständlichkeit.“


Lorenz-Laterner: In der ganzen Klasse beliebt

In der Schule hat es Lorenz Laterner (8, auf dem Foto mit Lehrerin Valentina Göbel) auf Anhieb gut gefallen. Als sensibler und fröhlicher junger Mensch fühlt er sich in seiner Klasse in der Schule am See in Hard wohl und ist bei seinen Klassenkameraden beliebt. „Seine Herzlichkeit, sein Charme, den er mit seiner Mimik und seinem Lachen versprüht, seine Emotionalität, mit welcher Vehemenz er etwas erzählt, etwas singt oder etwas richtigstellen will, wenn ihn jemand nicht richtig versteht“, sagt seine Mutter Mechthilde Laterner-Rädler. Dem achtjährigen Harder gefällt neben dem Singen, in die Bücherei gehen oder dem Basteln, dass er in der Schule selber Botengänge erledigen kann. In seiner Freizeit fährt der Harder gerne mit Bus und Bahn, um Ausflüge machen. Am liebsten wandert der Zweitklässer dann auf den Pfänder oder auf die Fluh. Im Sommer planscht der Bub auch gerne im Schwimmbad. Das vergangene Jahr konnte Lorenz durchgängig in die Betreuung der Schule. Seine Klassenkameraden fragten bei der Lehrerin an, ob er auch kommen darf.

