Dramatische Rettung aus der Schneehölle

Bei drohenden Lawinen, Nebel, Sturm: Wie ein verunglückter Schweizer Alpinist im Montafon geborgen wurde.
Partenen Es sollte für sie ein Bergabenteuer im herrlichen Montafon werden und endete in einer nervenzerreißenden Dramatik: Zwei Schweizer im Alter von 30 und 32 Jahren machten sich am Sonntagvormittag von der Chamonna Tuoi Hütte zum Piz Buin auf, um dann anschließend im Winterraum der Wiesbadener Hütte zu übernachten.
Doch da machte ihnen das schlechte Wetter einen Strich durch die Rechnung. Die Schweizer verzichteten auf eine Besteigung des Gipfels. Um die Mittagszeit fuhren sie über den Ochsentaler Gletscher in Richtung Wiesbadener Hütte ab.

Nach Absturz schwer verletzt
Es herrschten stark winterliche Bedingungen und sehr schlechte Sicht. Als sich die zwei Alpinisten im Bereich des Gletschertors befanden, stürzte der 30-jährige Schweizer über einen 20 Meter hohen Felsabsatz und blieb schwer verletzt im Schnee liegen.
Sein Begleiter konnte seitlich des Felsens zum Verunglückten abfahren und setzte sofort einen Notruf ab. Da sie sich jedoch noch im Schweizer Mobilfunknetz befanden, wurde die eidgenössische Rettungsorganisation REGA alarmiert. Deren Notarzthubschrauber versuchte dann mit mehreren Anflügen zu dem Verletzten zu gelangen. Aufgrund des starken Nebels und des Schneefalls musste der Einsatz jedoch abgebrochen werden. So kam die Bergrettung Partenen zum Zug. Ein Voraustrupp wurde unverzüglich mit der Vermuntbahn und dem Tunneltaxi auf die Bielerhöhe gebracht. Von dort aus stieg die Rettungsmannschaft mit Tourenskiern und Rettungsausrüstung zum Verletzten auf.
Notarzt auf Tourenskiern
Zwischenzeitlich konnte auch vom Vorarlberger Polizeihubschrauber „Libelle“ ein Notarzt auf die Bielerhöhe geflogen werden, der von dort aus ebenfalls mit Tourenskiern zum Verunglückten aufstieg. Nach einem zweistündigen Aufstieg konnten die Rettungskräfte gegen 16.30 Uhr den Verunfallten erreichen. Nach der notwendigsten Erstversorgung wurde gegen 17 Uhr der Abtransport des Verletzten mittels Akja begonnen. Unter schwersten körperlichen Anstrengungen und widrigsten Wetterverhältnissen erreichten die Bergretter bei einsetzender Dunkelheit das südliche Ufer des Silvretta Stausees. Rainer Märk, Leiter der Bergrettung Partenen, zu den VN: „Zur Überwindung des Seeufers mussten von uns mehrere Flaschenzüge gebaut und über mehrere hundert Meter steiles Gelände zuerst ein Weg für den Akja freigeschaufelt werden. Dank der Unterstützung unserer Nachbarortsstelle Gaschurn, der Alpinpolizei und den Mitarbeitern der Vermuntbahn konnten wir den Verletzten nach einigen anstrengenden Stunden wieder sicher ins Tal bringen. Dabei hat sich übrigens der neue Biwaksack, den wir gerade angeschafft haben, ausgezeichnet bewährt.“
Ein glücklicher Ausgang
Doch um einen sicheren Abtransport entlang des westlichen Seeufers zu gewährleisten, mussten zunächst nochmals 50 Höhenmeter aufgestiegen werden. Dazu wurde der Akja mit dem Verletzten mittels “Mannschaftszug” und “Toter-Mann-Verankerung” unter mehreren Etappen hinaufgezogen. Gegen 19.40 Uhr konnte schließlich die Staumauer auf der Bieler Höhe erreicht werden. Dort wurde der Verletzte in ein Tunneltaxi verladen und zur Vermuntbahn gebracht. Gegen 20.50 Uhr konnte der Schweizer schließlich in Partenen an die Rettung übergeben werden, die ihn zur weiteren Versorgung ins Landeskrankenhaus Feldkirch einlieferte.
Einsatzleiter Märk zu den VN: „Es war ein hervorragendes Zusammenspiel aller beteiligten Rettungskräfte.“ Im Einsatz standen die Bergrettung Partenen mit 14 Bergrettern und zwei Bergretterinnen, die Bergrettung Gaschurn und St. Gallenkirch mit acht weiteren Bergrettern, Beamte der alpinen Einsatzgruppe Bludenz, der Rettungshubschrauber REGA sowie der Polizeihubschrauber “Libelle” und ein RTW der Rettung sowie die Illwerke VKW.