Von Hand gemacht

Wilfried Begle führt bereits in dritter Generation den Bäckereibetrieb Begle.
Bludenz Es waren herausfordernde Zeiten, als Wilfried Begle senior im Jahr 1940 den Gasthof bzw. die Bäckerei Sugg in Bürs übernahm. Sein Enkel Wilfried Begle steht nun im Zuge der Coronapandemie ebenfalls vor besonderen Herausforderungen, mit denen niemand gerechnet hatte. Dennoch strahlt der Bäckermeister Zuversicht und Optimismus aus. Die VN trafen sich mit ihm in seiner Bäckerei zu einem Rückblick auf die Firmengeschichte anlässlich des 80-jährigen Bestehens des Traditionsbetriebs.
Können Sie sich noch gut an Ihren Großvater erinnern?
Begle Mein Opa starb leider als ich elf Jahre alt war. Wir haben mit den Großeltern Haus an Haus gewohnt und hatten somit viel Kontakt. Er war es auch, mit dem ich erstmals in die Backstube durfte – eine sichtlich prägende Erfahrung.
Sie haben sich dann ebenfalls entschieden, Bäcker zu werden?
Begle Ich habe meine Lehre in der Bäckerei Breuss in Rankweil gemacht und nach dem Bundesheer die Meisterschule in Wels absolviert. Danach habe ich sofort die Produktionsleitung bei meinem Vater Toni Begle übernommen. Das war ein Schritt, den ich niemals bereut habe. Als mich dann mein Papa gefragt hat, ob ich die Bäckerei weiterführen werde, war ich über diese Frage erstaunt. Für mich kam nie etwas anderes infrage, es war für mich einfach selbstverständlich. Auch mein Sohn Markus macht gerade die Lehre bei der Bäckerei Breuss.
Ihr Vater hat mit neuen Konzepten die Bäckerei Begle wesentlich erweitert?
Begle Ja, er hat die Bäckerei seiner Eltern zu einem erfolgreichen Wirtschaftsbetrieb umgeformt. Zu dieser Zeit bestand eine enorme Konkurrenz. Er hat mit viel Einsatz und Leidenschaft für seinen Beruf zukunftsweisende Akzente gesetzt. Eine wichtige Säule dieses Konzepts war, die Bäckerei als regionalen Nahversorger zu verankern.
Zu diesem Konzept zählte auch eine Expandierung der Bäckerei?
Begle Mein Vater hatte sich entschieden, keine Supermärkte zu beliefern und stattdessen Filialen zu gründen. Er sah unsere Brotgeschäfte als soziale Treffpunkte, wo Begegnungen bei einer Tasse Kaffee stattfinden können. Neben dem Hauptgeschäft in der Zürcherstraße haben wir nun Niederlassungen im Obdorfweg, in Nüziders, Bürs und Satteins.
Warum haben Sie sich vor 15 Jahren entschieden, keine Fertigmischungen mehr zu verwenden?
Begle Bei meinem Sohn wurde eine Neurodermitis diagnostiziert. Diese Krankheit kann durch eine entsprechende Ernährung sehr gemildert werden. So habe ich mich intensiv mit Zusatzstoffen, Hilfsmitteln und Konservierungsstoffen in Nahrungsmitteln auseinandergesetzt und auch unsere
Produktionsweise komplett umgestellt. Ich habe von dort an alle Mischungen selbst hergestellt.
Das war ein beträchtlicher Aufwand; der Prozess vom Teig zum fertigen Brot verdreifachte sich. Es kam auch nur noch natürlich
hergestellter Sauerteig infrage. Aber unsere Brotspezialitäten fanden große Wertschätzung bei den Kunden.
Inwieweit sind Sie als Inhaber eines Bäckereibetriebs von der Coronapandemie betroffen?
Begle Wir konnten unsere sehr beliebten Backkurse nun schon über ein Jahr lang nicht mehr anbieten. Im Verkauf haben wir glücklicherweise eine Umsatzerhöhung verbuchen können, weggefallen sind allerdings unsere Lieferungen an die Hotellerie sowie die Pausenversorgung der Schüler. In der Produktion arbeiten alle mit FFP2-Masken, was bei 35 Grad Raumtemperatur schon sehr mühsam ist. Zudem wurde im November ein Mitarbeiter positiv auf Corona getestet, alle mussten in Quarantäne. Aber die ganze Familie hat dann mitgeholfen und wir konnten unsere Produktion aufrechterhalten. BI
Wilfried Begle
Geboren 16. November 1974
Familie verheiratet, drei Kinder (19, 18 und 13 Jahre)
WOhnort Bludenz
Beruf Bäckermeister
Hobbys Skifahren, Laufen und Schwimmen
Lieblingsgebäck Schweizer Pärle und Mohnstrudel nach Rezept vom Opa