Aufgestaute Wut im Leiblachtal

Fahrgäste werden genauso kontrolliert wie Autofahrer und Fußgänger.
Am Morgen kollabierte der Verkehr an allen Kontrollstellen. Die
Polizei betont, dass viele die Testergebnisse nicht parat hatten.
Hörbranz Der Donnerstag begann für viele Leiblachtaler vor allem mit Wut und Aufregung. „Meine Lebensgefährtin stand über zweidreiviertel Stunden vor dem Pfändertunnel“, klagt die Hörbranzerin Sandra Binder gegenüber den VN. „Ein einzelner Polizist war dort am kontrollieren.“ Sie spricht von chaotischen Zuständen rund um den Autobahnanschluss. Ein anderer Hörbranzer berichtet, dass er für die knapp zwei Kilometer von der Baumschule Nemetz zum Autobahnanschluss beinahe drei Stunden benötigte. Seine Abfahrtszeit: 6 Uhr morgens. Nicht besser war die Situation an der Klause. Hier berichten Einheimische ebenfalls von stundenlangem Rückstau. Da die Pipeline gesperrt ist, drängten sich auf der engen Straße damit Radfahrer, Pkw, Busse und Lkw. Gelobt wird aber immer wieder der freundliche Umgangston.
Neben den Pendlern stand auch der gesamte Güterverkehr. Patrick Deuring vom Hörbranzer Chemiegroßhändler Deuring GmbH warnte vor Betriebsstillständen, da die notwendigen Rohstoffe das Leiblachtal nicht verlassen konnten. „Wir sorgen mit Säuren, Laugen und Lösungsmitteln seit über 100 Jahren dafür, dass die Industrie Vorarlbergs rennt“, erklärt er gegenüber den VN. „Aber solch ein Chaos hatten wir noch nie.“ Am Donnerstag habe der erste Lkw um 7.30 Uhr das Gelände verlassen, die Kontrollstelle passierte er jedoch erst um 10 Uhr. Man habe natürlich Verständnis für die Maßnahmen, hier brauche es jedoch eine Lösung. „Dieser Zustand ist im Warenverkehr nicht hinnehmbar“, mahnt Deuring in einem offenen Brief an die Landesregierung. Denkbar wäre eine Aufspaltung von Personen- und Warenverkehr auf verschiedene Kontrollposten.
Viele schlecht vorbereitet
Erst gegen Mittag beruhigte sich die Situation an beiden Kontrollpunkten langsam. Einerseits, da offensichtlich mehr Beamte für die Kontrollen eingeteilt wurden, andererseits, da die Pendler inzwischen abgefertigt wurden. Dabei sei die Kontrolle selbst innerhalb von Sekunden abgeschlossen, bestätigen Betroffene. „Die Polizei tut, was mit dem ihr zur Verfügung stehenden Personal geht“, betont die Landespolizeidirektion Vorarlberg. Unterstützt wird sie dabei vom Bundesheer. Ganz vermeiden lassen sich die Verzögerungen nicht. Ein nicht unbedeutender Teil der Verzögerungen gehe jedoch auf schlecht vorbereitete Autofahrer zurück. Es komme immer wieder vor, dass Personen ohne ausgedrucktes oder auf dem Mobiltelefon gespeichertes Testergebnis vorfahren. Dieser muss dann am Kontrollposten aufwendig heruntergeladen werden, was wertvolle Zeit kostet. Die Polizei appelliert daher an alle Leiblachtaler, ihre Bestätigung des negativen Testergebnisses bereits vor der Kontrolle griffbereit zu haben. Zudem sollten Fahrten, die nicht unbedingt notwendig sind, vermieden werden.
Dabei wird im Leiblachtal fleißig getestet. Allein am Mittwoch ließen sich 3442 Personen testen, davon waren zwei nachweislich positiv. Am Donnerstag (Stand 17 Uhr) waren es 1162 von 2500 Anmeldungen. Die Teststation im Leiblachtalsaal hat bis 22 Uhr geöffnet. Das Ergebnis muss man sich aber separat ausdrucken lassen, um es vorweisen zu können. Das SMS allein reicht nicht.
Land reagiert
Am Abend besprach Landesrat Christian Gantner mit den Behörden den Tagesablauf. Nun sollen das Personal aufgestockt und Abläufe verbessert werden. Am Donnerstag war es nicht möglich, per Zug von Lochau nach Bregenz zu fahren. Ab Freitag soll sich dies nun doch ändern, wie am Abend bekannt wurde. So werden zwischen 6.04 und 10.04 Uhr Regionalzüge mit Fahrtrichtung Bregenz (S-Bahn und REX) in Lochau halten. Eine Mitnahme von Fahrrädern sei nicht möglich, kontrolliert wird dennoch.
„Wir tragen die Maßnahmen mit, aber das geht so nicht.“



Ich musste früh anfangen, da kam man noch schnell aus dem Tal. Es sind feine Leute und an sich ein gutes System, wenn nicht alle gleichzeitig kommen. Auch das Testen geht ratzfatz. Christian Loitz, 50, Lochau

Wir sind in der Kinderbetreuung. Die regelmäßigen Tests nerven. Nach einem 10-Stunden-Arbeitstag willst nicht noch zwei Stunden für den Heimweg brauchen. Natascha Praml 25, Hörbranz und Ann-Kathrin Matt, 23, Sulzberg

Der Weg in die Schule war zäh. Ich ging eine Stunde früher los, war mit der Vespa unterwegs. Daher war ich nur 20 Minuten zu spät. Die Kontrolleure waren aber sehr gut drauf. Rabea Raiza, 15, Hörbranz