Durchhalten!
Ich weiß, es gibt zur Zeit nichts, was unser aller Nerven mehr strapaziert, als diese verdammte Pandemie und die Maßnahmen, die uns vor ihr schützen sollen. Auch Frau Ammann kennt dunkle Tage und sehnt sich nach ungetrübter Märzsonne. Aber, liebe Leute, wir können dieses Virus nicht in den Griff bekommen, wenn wir uns empören über notwendige Schutzmaßnahmen, sondern nur, wenn wir täglich versuchen wach und solidarisch zu bleiben und unsere hart geprüfte Disziplin aufrecht zu erhalten. Wie ihr wisst, vertraut Frau Ammann auf die aktuellen Podcasts der Wissenschaft, die uns kompetente Anleitungen aus erster Hand liefern. Wer diesen seriösen Köpfen genau zuhört, kann sich sicher sein, dass er der Wahrheit näher ist als diejenigen, die sich in unzähligen Socialmedia-Kanälen schlau machen, um sich herauszupicken, was gerade ihren Unmut füttert.
„Angst und Unsicherheit machen uns empfänglich für einfache Lösungen, das hat auch die Geschichte gelehrt.“
Schöne Insel
Angst und Unsicherheit machen uns empfänglich für einfache Lösungen, das hat auch die Geschichte gelehrt. Man sollte sich davor hüten. „Glauben ohne Wissen“ hat schon immer zu Katastrophen geführt. Wir Vorarlberger haben uns, verglichen mit den anderen Bundesländern, relativ glücklich durch die Krise bewegt. Viele beneiden uns. Während wir öffnen, sind anderswo die Intensivstationen am Limit. Ganze Busladungen brav Getesteter stürmen unsere Restaurants, etliche davon aus Tirol. Der Arlberg kann die Sehnsucht nicht stoppen. „ Isola Bella“… Offensichtlich haben wir einiges richtig gemacht.
„Völkermord“
Je disziplinierter wir uns an die Regeln halten, je umfassender die Durchimpfung greifen wird, desto schneller werden wir die Pandemie los sein. Je mehr Maskenverweigerer ihre dummdreisten Sprüche („Impfzwang ist Völkermord“) klopfen, desto länger wird der Karren im Dreck stecken. Leugner, die sich zu Opfern stilisieren und sich unverschämterweise mit Anne Frank, Sophie Scholl und anderen Holocaust-Märtyrern vergleichen, spielen mit perfidestem Antisemitismus. Dann spucken sie den Polizisten ins Gesicht und wähnen sich unverwundbar in ihrer Arroganz. Aber das ach so „harmlose“ Virus kennt halt keine Grenzen, auch keine Parteigrenzen – der Chef der oberösterreichischen FPÖ, einer, der die Schutzmaßnahmen als „Katastrophe“ verteufelt hatte, liegt nun selbst auf der Intensivstation. Vielleicht ein Weckruf, der seine Parteikollegen und andere Ignoranten endlich zur Vernunft bringen sollte.
Frau Ammanns Bitte bleibt kämpferisch: durchhalten, die bekannten Regeln einhalten und kein dummes Zeug brüllen. Aerosole haben nämlich kein Gewissen, und wenn wir sie einatmen können sie töten. Ob man an sie glaubt oder nicht.
Reinhold Bilgeri ist Musiker, Schriftsteller und Filmemacher, er lebt als freischaffender Künstler in Lochau.
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