Schwalbenschwanztechnik im Schaufenster der Holzbaukunst in Schwarzenberg

Wenn Harald Berchtold sein Projekt mit elf Wohnungen und einer Geschäftseinheit als „Wertvollholzhaus“ bezeichnet, ist das mehr als ein Wortspiel.
Vorzeigeprojekt der Zimmerei Berchtold ist Bekenntnis zu Nachhaltigkeit und Regionalität.
Schwarzenberg Mit vielfältigen spektakulären Projekten sorgen die Wälder Holzbauer immer wieder für Schlagzeilen – weit über die Region und sogar die Landesgrenzen hinaus. Eines dieser Vorzeigeprojekte entsteht derzeit im Zentrum von Schwarzenberg, wo die Zimmerei Berchtold – nur wenige Hundert Meter vom Firmenstandort entfernt – eine Wohnanlage mit elf Wohnungen und einer Geschäftseinheit errichtet.
Durch Jahrhunderte bewährt
Wer sich für die Holzbaukunst interessiert, hat jetzt die beste Gelegenheit, hautnah dabei zu sein, denn die Zimmerer ziehen seit einigen Tagen die Obergeschosse hoch, und auch das Holz für den Dachstuhl liegt schon bereit, wie Geschäftsführer Harald Berchtold im Gespräch mit der VN-Heimat erläutert. Dabei kann man den Zimmerleuten im wahrsten Sinne des Wortes über die Schulter schauen, wenn sie die Holzkonstruktion „stricken“. Mit einer Technik, „die sich seit Jahrhunderten bewährt hat, und die wir im Hausbau jetzt perfektioniert haben“, wie Berchtold stolz erläutert.
Schwalbenschwanzverbindungen
Schwalbenschwanzverbindungen werden in vielen Bereichen der Technik eingesetzt, vor allem weil bei dieser Holzverbindungstechnik keine zusätzlichen metallischen Verbindungselemente (Nägel, Schrauben …) benötigt werden. Im Kleinen wird sie insbesondere zur Verbindung von Massivhölzern, etwa bei Schubladen oder Truhen angewendet, im Großformat, beim Hausbau, hat sie leider etwas an Bedeutung verloren, wie Berchtold bedauert.
Teil der Philosophie
Wieder verstärkt auf diese Technik zu setzen, ist Teil seiner Philosophie: Er bekennt sich konsequent dazu, „so viel wie möglich Holz aus der Region zu verarbeiten“ und dabei danach zu trachten, dass nur sehr wenig „Abfall“ anfällt. „Dies wird erreicht“, so Berchtold, „indem wir auf Kernholz setzen.“ Dabei wird aus einem Stamm mit mindestens 42 Zentimetern Durchmesser ein Balken mit einer Stärke von 30 mal 30 Zentimetern gesägt. „Aus dem weggesägten Holz werden dann noch z. B. Fassaden, Riemenböden oder Täfer gefertigt, sodass nur ein kleiner Teil des Stamms als Brennholz übrigbleibt.“
Ecken haben es in sich
Besonders eindrucksvoll sichtbar wird die Schwalbenschwanz-Technik an den Ecken des Hauses: Es ist ein kleines Kunstwerk, wie hier die beiden Balken ohne Nägel oder Schrauben unverrückbar verbunden werden.
Eindrucksvoller Materialeinsatz
Die Verwendung von Massivholz führt zu einem eindrucksvollen Materialeinsatz: „Es sind schätzungsweise etwa 450 Kubikmeter Fichte und knapp 50 Kubikmeter Eiche – für den Dachstuhl – die wir hier verbauen, etwa 290 Kubikmeter allein für die gestrickte Konstruktion und rund 120 Kubikmeter für die Decken.“ Einen kompetenten Mitstreiter bei der konsequenten Verwendung von heimischem Holz hat Berchtold in Univ.-Prof. DI Hermann Kaufmann. Für den international anerkannten Holzbauexperten ist die alte Holzbautechnik des „Strickens“ auch heute noch kaum zu übertreffen, wenn es darum geht, aus dem heimischen Material Holz angenehme und schöne Räume zu schaffen, im Sommer kühl, im Winter behaglich. STP
