Sprung in eine neue Zeitrechnung

Bis alle Uhren bei uns im Schaufenster umgestellt sind, haben wir schon ein bisschen zu tun. Einen Vormittag lang drehen wir da sicher rum. Wir haben auch einen Haufen Kunden, die zum Umstellen zu uns kommen. Oft sind das Leute, die sich mit den digitalen Uhren nicht auskennen oder ältere Damen, die mit dem Handling Probleme haben. Denen hilft man natürlich gerne. Grundsätzlich finde ich aber, dass man die Zeitumstellung abschaffen sollte, weil sie sich einfach nicht bewährt hat. Außerdem hat eine überwältigende Mehrheit bei einer EU-Umfrage gesagt, dass sie die Zeitumstellung nicht mehr will. Ich merke es auch persönlich. Ich habe die ersten Wochen nach der Umstellung wie einen Jetlag. Damit ich einen Rhythmus bekomme, muss ich dementsprechend früher ins Bett gehen. Eva Molnar-Thielmann, 53, Juwelier- und Optikgeschäft O.Rein, Dornbirn
Halbjährlich grüßt das Murmeltier: Am Wochenende wird wieder an der Uhr gedreht. Aber wie lange noch?
Schwarzach Es ist wieder so weit. In der Nacht auf Sonntag werden die Uhren von 2 Uhr auf 3 Uhr vorgestellt. Damit wird uns nicht nur eine Stunde geraubt. Es bleibt fortan am Morgen auch länger dunkel und am Abend länger hell. Eigentlich wollte die EU die Zeitumstellung bis 2021 abschaffen. Doch das Projekt ist wieder eingeschlafen. „Wir nehmen hier in Brüssel im Moment überhaupt keine Debatte dazu wahr“, berichtet Christian Bitschnau, Büroleiter von Vorarlbergs Europaabgeordneter Claudia Gamon (Neos). Das Parlament und die Kommission hätten ihre Position längst klar gemacht. Die Mitgliedstaaten sollten im Herbst die Möglichkeit haben, Sommer- oder Winterzeit zu wählen. „Zu diesem Ablauf ist es bisher nicht gekommen, da der Mitgesetzgeber, der Rat der Europäischen Union, noch keine gemeinsame Position zu dem Thema eingenommen hat. Der Ball liegt also bei den Mitgliedsstaaten“, ergänzt Bitschnau. Wenn es nach Tamara Hernler, Oberärztin auf der Pulmologie und stellvertretende Leiterin des Schlaflabors am LKH Hohenems geht, gehört die Umstellung längst abgeschafft: „Es wurde in vielen Untersuchungen und Studien bewiesen, dass sie negative Einflüsse auf unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden hat“, unterstreicht sie. Die Umstellung sei wie ein kleiner Jetlag, der Biorhythmus komme aus dem Takt. „Vor allem die Umstellung im Frühling verursacht mehr Probleme. Bis man sich umgewöhnt hat, kann es bis zu zwei Wochen dauern. Manche berichten, dass sie ,unrund‘ laufen, bis die Uhren im Herbst wieder zurückgestellt werden“, führt die Oberärztin aus. Was der aus dem Takt gebrachte Schlaf-Wach-Rhythmus bewirkt? Mehr Herzinfarkte in den ersten drei Tagen nach der Umstellung, mehr Suizide, mehr Verkehrsunfälle, außerdem sei man anfälliger für Infekte. Vor der Umstellung kann es Hernler zufolge helfen, die Tage zuvor etwas früher ins Bett zu gehen („15 Minten reichen schon“) und auch etwas früher aufzustehen. „Am Tag nach der Umstellung sollte man eine Stunde länger liegen bleiben.“ VN-ger
„Die Zeitumstellung hat negative Einflüsse auf unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden.“

Ich wäre dafür, dass man die Zeitumstellung abschafft, weil es zum einen brutal aufwendig ist und zum anderen die Vorteile, die man sich dadurch erhofft hat, nie eingetreten sind. Außerdem wird der Rhythmus gestört. Wenn man wie ich um 1 Uhr in der Nacht aufsteht und man dann nochmals eine Stunde früher anfangen kann, dann ist einfach zu viel des Guten. Ich brauche ungefähr 14 Tage, bis sich das wieder eingependelt hat. Das merke ich auch bei unseren beiden Katzen. Die eine bringt immer zwischen halb acht und viertel vor acht einen Socken. Wenn die Umstellung ist, macht sie das genau eine Stunde früher oder später. Wenn ich ganz egoistisch wäre, wäre mir lieber, wenn es am Abend früher dunkel wird, aber ich habe ja nichts davon, wenn es die anderen nicht fein haben. Darum ist mir eigentlich egal, ob die Sommer- oder Winterzeit beibehalten wird. Martin Bargehr, 58, Bäckermeister, Bäckerei Spiegel, Dornbirn

Dieses Jahr betrifft es uns weniger, weil wir kaum Gäste haben, aber grundsätzlich ist es so, dass wir jedem Gast eine Erinnerung aufs Zimmer legen, damit die Zeitumstellung nicht vergessen wird. Im Regelfall gibt es auch eine Rundmail an alle Mitarbeiter, weil es halt eben passieren kann, dass jemand verschläft; das haben wir alles schon erlebt. Der Vorteil ist, dass sich die Telefone und Funkwecker mittlerweile von alleine umstellen. Ich persönlich bin dafür, dass man die Zeitumstellung abschafft und die eigentliche Zeit, also die Winterzeit bleibt. Uwe Schaaf, 51, Direktor Martinspark Hotel, Dornbirn

Für uns ist die Zeitumstellung nicht gerade toll. Mit kleinen Kindern hat man einen Rhythmus, der dadurch total durcheinandergebracht wird. Ich habe auch schon mit dem Gedanken gespielt, dass wir uns schrittweise an die Zeitumstellung annähern. Wenn ich aussuchen könnte, ob die Winter- oder die Sommerzeit beibehalten wird, wäre mir die Sommerzeit schon lieber, wobei mir mein Mann erklärt hat, dass das auch blöd ist. Aber wir müssen es eh so annehmen, wie es ist. Judith Raschle (mit Tochter Annalena), 32, Dornbirn
Du hast einen Tipp für die VN Redaktion? Schicke uns jetzt Hinweise und Bilder an redaktion@vn.at.