“Bilder sind eine Schande für Europa”

Vorarlberg / 29.03.2021 • 18:20 Uhr / 3 Minuten Lesezeit
„Zeichen setzen“, sagt Rankweils VP-Gemeindechefin Wöß-Krall. gR
„Zeichen setzen“, sagt Rankweils VP-Gemeindechefin Wöß-Krall. gR

Immer mehr Gemeinden fordern Aufnahme von Flüchtlingen.

RankweiL, Lustenau Hungernde und frierende Kinder mit ihren Müttern und Elend, wohin das Auge reicht: Die Szenen in Flüchtlingslagern in EU-Mitgliedsländern bewegen und schockieren viele Menschen. Auch in Vorarlberger Kommunen regt sich lautstark Widerstand gegen die Haltung der Bundesregierung, die zwar die Hilfe vor Ort verstärken will, sich aber gegen die Aufnahme von Flüchtlingen ausspricht. Dass eine Petition ausgerechnet in den zwei freiheitlich regierten Gemeinden Hohen­ems und Nenzing mit den Bürgermeistern Dieter Egger und Florian Kasseroler ins Leben gerufen wird, stört offenbar Gemeindechefs der Volkspartei nicht. „Egal, wer den Vorstoß macht. Es geht um die Sache“, meint Lustenaus Bürgermeister Kurt Fischer (VP), der gestern auf „Vorarlberg live“ zu Gast war. Für Fischer steht fest: „Ein rechtloser Raum auf einer europäischen Insel, wo Menschen auf ihr nacktes Leben reduziert sind, ist ein Schande für Europa.“

„Hilfe vor Ort“ Unwort des Jahres

Mit dem Slogan „Hilfe vor Ort“ ist die Sache für Fischer alles andere als getan: „Für mich ist ,Hilfe vor Ort‘ inzwischen das Unwort des Jahres.“ Seine Kollegin Katharina Wöß-Krall (VP) sieht die Dramatik ähnlich. Auch die Gemeinde Rankweil tritt geschlossen für die Aufnahme von Geflüchteten ein. „Wir wollen ein Zeichen setzen“, sagt Wöß-Krall. „Es geht bei dieser Petition nicht darum, einer ungezügelten Zuwanderung das Wort zu reden. Es gilt einzig allein, eine humanitäre Katastrophe, die sich direkt vor unseren Augen abspielt, zu beenden. Menschlichkeit hat keine Parteifarben. Rund 2000 Gemeinden sind bundesweit problemlos in der Lage und bereit 100 Familien aufzunehmen“, begründet Florian Kasseroler (FP) die Petition, die inwischen rund 15 Gemeinden unterzeichnet hätten.

„Kompetenz liegt beim Bund“

„Die Initiative ist zu begrüßen und wichtig“, sagt Dornbirns Stadtchefin Andrea Kaufmann (VP) als Präsidentin des Gemeindeverbands. Die Kompetenz liege allerdings beim Bund und nicht beim Verband. „Die Bilder machen auch mich betroffen“, meint Sicherheitslandesrat Christian Gantner (VP) und verweist ebenso auf den Bund. Österreich leiste über den Auslandskatastrophenfonds 50 Millionen Euro für Hilfe vor Ort. VN-TW

„Diesem Flüchtlingselend tatenlos zuzuschauen, schadet der europäischen Idee.“

Bilder vom Flüchtlingselend wie hier auf der griechischen Insel Kos rufen auch Vorarlbergs Gemeinden auf den Plan. AFP
Bilder vom Flüchtlingselend wie hier auf der griechischen Insel Kos rufen auch Vorarlbergs Gemeinden auf den Plan. AFP
"Bilder sind eine Schande für Europa"