Hildegard Breiner ist 85 – und immer noch voller Tatendrang

Ikone der Anti-Atomkraft-Bewegung feierte ihren runden Geburtstag mit einem Spaziergang in der Natur.
Bregenz Man will es nicht glauben. Erst fünf Jahre ist es her, da gratulierten die VN Hildegard Breiner zu ihrem 80. Geburtstag. Es scheint wie gestern. Vor allem deswegen, weil sich die Jubilarin praktisch nicht verändert hat. Sie steht da wie ein Quell ewiger Jugend. Mit wachen Augen, einem strahlenden Lächeln, aufrecht und topfit. “Ich bin sehr dankbar, dass ich ich so gesund bin. Mir fehlt nichts”, sagt sie.
Klar hätte sich Hildegard Breiner zu ihrem 85. Geburtstag ihre Liebsten um sich gewünscht. Ihren Sohn und die drei Enkel, die in Wien wohnen. “Wegen Corona geht das halt heuer nicht. Aber es ist nicht so schlimm. Wir sind schließlich nicht von einem bestimmten Tag abhängig. Ich habe eine enge und herzliche Beziehung zu meiner Familie. Wir werden die Feier nachholen. Via Skype bin ich mit ihnen eh immer in Verbindung.”

Am liebsten in der Natur
Die Natur hat Hildegard Breiner am Sonntag, den 28. März, einen wunderschönen Tag zu ihrem 85. Geburtstag geschenkt. Und genau dorthin begibt sie sich auch an ihrem Ehrentag. Zusammen mit ihrer besten Freundin Dora, die gleich alt ist wie sie. “Wir machen einen ausgedehnten Spaziergang durchs Ried. Ich freue mich schon drauf.”
In der Natur ist Hildegard Breiner am liebsten. Dort fühlt sie sich wohl. Dort sieht sie, wofür sie sich in den vergangenen Jahrzehnten mit all ihrem Herzblut eingesetzt hat und das weiterhin zu tun gedenkt.

Sie und die Ihren haben einiges bewegt. Es gibt eine klare Anti-Atomkraft-Haltung im Land, es gibt in Vorarlberg reines Wasser, gesunde Wälder. Es gibt Mülltrennung, Radwege und insgesamt ein höheres Umweltbewusstsein. Rundum zufrieden ist eine wie Hildegard Breiner deswegen jedoch nicht. Sie, die in Rüthi, Wackersdorf und vielen anderen Orten gegen Atomkraft auf die Straße ging, die sich mit Mächtigen wegen Umweltbelangen anlegte, gegen Straßen und für ein Umdenken unseres Lebensstils kämpft, wird nie restlos zufrieden sein.
Stete Wachsamkeit
Zur Kämpferin für die Umwelt wurde Hildegard Breiner durch ihren Mann Franz Viktor. Dessen Engagement setzte sie nach seinem Tod 1998 mit vollem Einsatz fort. Vor allem der Widerstand gegen die Atomkraft wurde für die Bregenzerin zu einer Lebensaufgabe. Sie weiß: “Man darf als Umweltaktivistin nie müde werden. Die Lobbys gegen die Umwelt sind stark und mächtig. Stete Wachsamkeit ist ein Muss.”
“Ich bin wirklich sehr dankbar, dass ich so gesund bin. Mir fehlt nichts.”
Hildegard Breiner
Sie ist schon längst nicht mehr eine einsame Ruferin in der Wüste. Die Umweltbewegung mit all ihren Themen hat viele Anhänger gewonnen. “Es ist gut, dass wir derzeit eine Regierungsbeteiligung der Grünen in Bund und Land haben. Es tut sich was. Auch wenn es immer wieder Rückschläg gibt.”

Große Freude mit der Jugend
Hildgard Breiner wird weiterhin Umweltprojekte begleiten und ihre Stimme erheben, wenn sie das für erforderlich hält. Ihr Sorge gilt dem globalen Umwelt- und Naturschutz. “Es darf nicht sein, dass in der südlichen Hemisphäre Menschen leiden wegen unserem Lebensstil. Wenn etwa der Meeresspiegel unaufhaltsam steigt.”
Dass in Vorarlberg doch einiges richtig läuft, merkt Hildegard Breiner, wenn sie in andere Länder kommt. Gerne erzählt sie dann Geschichten, wie zum Beispiel jene über Indien, wo sie Zeuge unvorstellbarer Umweltsünden wurde. Ihre Hoffnung ruht auf der jungen Generation. “Es ist toll, was bei den jungen Leuten für Initiativen im Gang sind.” Gerne möchte Hildegard Breiner die Jugend noch einige Zeit bei deren Engagement unterstützen.
Hildegard Breiner
Obfrau des Vorarlberger Naturschutzbundes und Vizepräsidentin des Naturschutzbundes Österreich
Geboren 28. März 1936
Laufbahn Handelsschule; im elterlichen Betrieb “Zentralgarage Böhler” gearbeitet; Prokuristin im Bäckereitechnik-Betrieb ihres Mannes
Familie Verheiratet mit Franz Viktor (+1998), einen Sohn, drei Enkel
Auszeichnungen Binding-Preis für Natur-und Umweltschutz (2000); Nuclear Free Future Lifetime Achievement Award (2004); Russpreis (2008).
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